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Veredelung & Siebdruck

Klein aber kreativ und schnell

Die Beschichtungsanlagen bei VPF sind in Bahnbreite und Zusatzausstattung auf die Herstellung von kundenspezifischen Haftverbunden ausgerichtet.

Montag 17. September 2007 - 40 Jahre individuelle Haftverbunde von VPF – Mit Investition in Hotmelt-Beschichtungsanlage Einstieg in dritte Klebstoff-Technologie

Im Markt der Haftverbunde werden Erfolge in der Regel in Quadratmetern gemessen. Dass im Jahr 2006 beim Verbrauch an Haftmaterial in Europa erstmals die Fünf-Milliarden-Quadratmeter-Marke übertroffen wurde, hat die FINAT anlässlich der Jahrestagung in Berlin deshalb zu Recht mit einem gewissen Stolz verkünden können. Benötigen Etikettenhersteller allerdings Haftprodukte mit ganz speziellen Eigenschaften – womöglich noch kurzfristig und in kleinen Mengen –, dann gestaltet sich die Suche mitunter trotz enormer Angebotsmenge ziemlich frustrierend. Während der vergangenen vier Jahrzehnte konnte die VPF GmbH & Co. KG aus Sprockhövel den Suchenden in solchen Fällen vielfach weiterhelfen. Das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, hat sich in dieser Zeit einen Namen gemacht, wenn es darum geht, individuell entwickelte Haftmaterialien für außergewöhnliche Anwendungen zu liefern.

Als Veredelungsgesellschaft für Papiere und Folien (VPF) wurde das Unternehmen 1967 in Wuppertal gegründet. 1978 zog man in eigene Räumlichkeiten in Wuppertal. In den 1980er Jahren stieß der dortige Standort an seine Kapazitätsgrenzen. Die Firma erwarb ein weiteres Gelände in Sprockhövel und startete dort 1987 eine zweite Produktion. Aus Platzgründen wurde die Verwaltung im Jahr 1991 ebenfalls nach Sprockhövel verlegt, wo die VPF GmbH & Co. KG heute ihren Hauptsitz hat.

Erfolgreich in der Rolle als Spezialist
Der Schwerpunkt des Lieferprogramms liegt heute bei Spezialprodukten, die Geschäftsführer Ralf Waltmann als „außerordentlichen Standard“ oder „individuelle Haftverbunde“ bezeichnet. Damit ist das Unternehmen sehr erfolgreich, wie das zweistellige Wachstum bei Umsatz und Produktionsvolumen im Jahr 2006 belegt. Der Umsatz, den die insgesamt 40 Mitarbeiter erzielten, legte gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf mehr als 10 Mio. Euro zu. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2007 hat sich diese Entwicklung nahtlos fortgesetzt. So konnte der Produktionsausstoß beispielsweise in den letzten zwei Jahren an den beiden Standorten Wuppertal und Sprockhövel um mehr als ein Drittel gesteigert werden. Da die Mitarbeiterzahl in dieser Zeit – bei weiterhin einschichtigem Betrieb – konstant geblieben ist, stammt der Produktionszuwachs aus einer entsprechend gesteigerten Effizienz.

Eine wichtige Ursache dieses Erfolgs liegt nach Überzeugung von Ralf Waltmann in einer deutlichen Differenzierung gegenüber dem größten Teil der Wettbewerber. Dabei stehen primär drei Leistungsparameter im Mittelpunkt:
– spezielle Haftverbundlösungen,
– kurze Lieferzeiten und
– geringe Mindestmengen.

Kreative Produkte, kurze Lieferfristen
Die Besonderheit von VPF, so Vertriebsleiter Dirk Balzer, liegt darin, alle drei Kriterien gemeinsam zu erfüllen. „Mit einem Standard-Material, das ab Lager verfügbar ist, kurzfristig lieferfähig zu sein, ist schließlich keine Kunst.“ Das Angebot von VPF setzt vielmehr darauf, dass sich Kunden an das Unternehmen in Sprockhövel wenden, wenn es um individuelle Haftverbunde geht. „Das dürfen gerne auch verrückte Ideen sein“, ergänzt Ralf Waltmann. „Etikettendruckereien, die mit der Aussage ‚wir haben da ein Problem’ auf uns zukommen, sind hier fast immer richtig.“ Meistens findet das Team um den Technischen Leiter Werner Burschil sehr schnell eine Lösungsmöglichkeit, so dass der jeweilige Kunde innerhalb von ein oder zwei Tagen einen Produktvorschlag mit entsprechendem Angebot und wiederum wenige Tage später Produktmuster auf seinem Schreibtisch liegen hat. Produktion und Auslieferung des Endproduktes versucht VPF möglichst innerhalb von maximal zwei Wochen abzuwickeln. Die Lieferfristen sind dabei u.a. von der Komplexität des Haftverbundes abhängig. Schließlich erfordern die verschiedenen Sondermaterialien nicht selten mehrere Maschinendurchläufe.

Bei den meisten Haftverbunden, die VPF liefert, beträgt die Mindestbestellmenge 1000 Quadratmeter. Das Unternehmen produziert jedoch beileibe nicht nur Kleinaufträge. „Diese Mindestmenge stellt oftmals nur den Einstieg in eine Kundenbeziehung oder eine neue Produktlösung dar“, erklärt Ralf Waltmann. „Denn auch Spezialitäten werden in größeren Volumen benötigt, und für uns sind umfangreichere Folgeaufträge, die aus den kleinen und kreativen Testaufträgen hervorgegangen sind, sehr wichtig für eine wirtschaftliche Produktion.“

Geeignete Produktionstechnik und kurze Entscheidungswege
Außergewöhnliche Haftverbunde kurzfristig in geringen Mengen liefern zu können, erfordert neben einer darauf abgestimmten Fertigungstechnik auch ein Team mit umfangreicher Praxiserfahrung. Im Branchenvergleich eher zu den kleinen Unternehmen zu zählen, ist nach Überzeugung von Dirk Balzer im Spezialitätengeschäft ein Vorteil. Aufgrund der direkten Kommunikationswege lassen sich Lösungen in der Regel sehr schnell entwickeln, und die kurzen Entscheidungswege ermöglichen anschließend eine rasche Umsetzung. Von solchen Sonderlösungen profitieren auch die Kunden von VPF, da sie wiederum eine wirkungsvolle Möglichkeit zur Differenzierung gegenüber deren Wettbewerbern darstellen.

Schnelligkeit beinhaltet bei VPF auch, dass ein Kunde spätestens nach ein oder zwei Tagen informiert wird, wenn eine angedachte Lösung mit den verfügbaren Mitteln einmal nicht realisierbar sein sollte – was nach Aussage von Ralf Waltmann zum Glück bisher nur äußerst selten der Fall war. In Zukunft dürften solche Gelegenheiten noch seltener werden, weil das Unternehmen sein Produktionsspektrum demnächst um eine Hotmelt-Beschichtungs- und Kaschieranlage erweitern wird. Das Aggregat, das im Juni 2007 bestellt wurde, fügt sich ergänzend in das bestehende Haftverbund-Sortiment von VPF ein. Neben den heute eingesetzten Dispersionsacrylaten und Lösemittel-Klebstoffen stehen nach der Installation Ende des Jahres auch Standard-Hotmelts und UV-härtbare Acrylat-Hotmelts zur Verfügung.

Dritte Klebstoff-Technologie
Der Einstieg in die Hotmelt-Technologie als dritte verfügbare Klebstoffvariante ist Teil der mittelfristigen Strategie von VPF. Das Potenzial für neue Produktlösungen wird dadurch noch erheblich ausgeweitet. Die Standard-Hotmelts bieten beispielsweise eine erhöhte Feuchteresistenz im Vergleich zu den Dispersionsacrylaten.

Die auch auf dieser Anlage verarbeitbaren UV-härtenden Acrylat-Hotmelts, die mittelfristig möglicherweise die Lösemittel-Klebstoffe ersetzen könnten, bieten noch weitreichendere Vorteile. Dazu zählen die hohe Temperatur- und Feuchteresistenz ebenso wie die gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Sonnenlicht, Witterung und chemischen Substanzen. Außerdem erschließen sie reproduzierbare Modifikationsmöglichkeiten bezüglich Kohäsion und Adhäsion. Damit sind diese Klebstoffe für ein breites Einsatzspektrum geeignet, insbesondere für die Bereiche Automobilindustrie, chemische und technische Industrie. Die bevorstehende Labelexpo will VPF (Halle 5, Stand 5A65) nutzen, um potenzielle Projekte für diese speziellen Hotmelt-Anwendungen – zum Teil auch für artverwandte Haftverbundapplikationen wie die Klebebandherstellung – vorzustellen und mit interessierten Besuchern zu diskutieren.

Gemeinsam Lösungen schneller entwickeln
Anlässlich der Labelexpo 2007 will VPF außerdem sein Profil als flexibler Spezialitätenanbieter für den europäischen Markt schärfen. Vor zwei Jahren war das Unternehmen mit dem produktbezogenen Motto angetreten ‚much more than just standard’. Nach zwei Jahren scheint der größte Teil der Branche diese Botschaft verstanden zu haben. Zumindest ist die Zahl der Anfragen im Bereich der reinen Standardmaterialien spürbar zurückgegangen, bei denen die VPF sich das Kalkulieren eines Angebots meist erspart, weil die Margen nicht attraktiv genug sind.

In diesem Jahr will das Unternehmen deshalb einen Schritt weiter auf die Kunden zugehen. Die aktuelle Maxime lautet ‚added value by partnership’. „Damit unterbreiten wir den Kunden das Angebot, noch frühzeitiger als bisher unser Know-how als Beschichter in Anspruch zu nehmen“, erklärt Ralf Waltmann. „Spezielle Produktlösungen sind immer dann besonders praxisnah, wenn sie in enger Zusammenarbeit mit dem Etikettenhersteller entstehen. Zudem führt ein partnerschaftlicher Ansatz auch fast immer schneller zu einer Lösung. Das setzt allerdings eine gewisse Offenheit auf beiden Seiten voraus. Schritt für Schritt das dazu erforderliche Vertrauen im Markt weiter aufzubauen, ist deshalb unser erklärtes Nahziel.“

Für andere Sonderfälle, für VPF Routine
Unverändert bleibt die Ausrichtung von VPF auf die Herstellung von Spezialitäten. Darunter versteht das Unternehmen laut Firmenbeschreibung „Haftverbunde des typischen aber insbesondere des außerordentlichen Standards oder individuelle Haftverbundlösungen für alle Marktsegmente und Anwendungsbereiche“. Dirk Balzer fasst es so zusammen: „Was für unsere Maschinenpersonal Routine ist, gilt bei anderen Verbundherstellern als Sonderfall.“ Typische Beispiele sind Mehrlagenverbunde oder Produkte mit definiertem Release-Wert sowie die Ausrüstung von Bahnen mit klebstofffreien Zonen, opaken, farbigen oder lumineszierenden Klebstoffen, oder eine Kombination aus der Vielzahl an möglichen Sonderausstattungen. Bei den Substraten werden neben den marktüblichen Folien regelmäßig auch Acetatseide, Aluminiumfolie, Tyvek, metallisierte Folien etc. verarbeitet. Die Bandbreite bei den Papieren reicht bis zu Kartonagen. Materialien mit Grammaturen über 300 g/m_ sind für VPF keine Besonderheit. Im Bereich der Klebstoffe kommen neben den gängigen Varianten auch spezielle Kalt- und Heißsiegel-Klebstoffe zum Einsatz.

Beim Firmenbesuch demonstriert Werner Burschil dem Autor anhand eines realen Praxisbeispiels, welche Möglichkeiten sich hinter einer individuellen Problemlösung verbergen können. Was rein äußerlich aussieht wie ein normaler Haftverbund, entpuppt sich als ausgestanztes Anhänge-Etikett, das sich für den vorgesehenen Gebrauch vom Trägerband abziehen lässt. Während eine Seite mit einem konventionell hergestellten Vordruck versehen ist, kann die Rückseite im Thermotransferverfahren nachträglich mit individuellen Daten bedruckt werden. Das Etikett, das aus einem reißfesten Folienverbund besteht, kann anschließend vom Träger abgezogen werden. Es lässt sich problemlos als Anhänge-Etikett verwenden, da es vollkommen klebefrei ist.

Konzentration auf Europa
Als Hauptabsatzgebiete für VPF nennt Dirk Balzer den Inlandsmarkt sowie das benachbarte europäische Ausland. Wachstumspotenzial für seine individuellen Haftverbunde sieht das Unternehmen durchaus. Allein bei den namhaften Herstellern von Rollenetiketten liegt der Bedarf an Sonderlösungen nach Einschätzung von Dirk Balzer bei ca. 10 bis 20 Prozent. Bei so viel Potenzial „vor der Haustüre“ zeigt VPF nur geringes Interesse an Aufträgen aus Übersee, obwohl auch von dort immer wieder Anfragen eingehen. Das Unternehmen vertritt die Ansicht, dass bei der Vermarktung von Haftverbunden nur eine begrenzte Transportstrecke im Umkreis des Fertigungsstandortes logistisch sinnvoll ist. Die Auslandsumsätze, die kürzlich über die 20-Prozent-Marke geklettert sind, stammen folgerichtig überwiegend aus den Benelux-Ländern, Frankreich, Großbritannien, Österreich oder der Schweiz.

Bei den zukünftigen Wachstumsbemühungen steht für Dirk Balzer im Vordergrund, die richtige Balance zu finden zwischen einer stärkeren Internationalisierung innerhalb Europas und dem weiteren Ausbau des wichtigen heimischen Marktes, der immerhin den größten Einzelmarkt in Europa darstellt. Den klassischen Kundenkreis bilden dabei gegenwärtig die Hersteller von Rollenhaftetiketten. Ein weiteres Standbein sind daneben Lohnbeschichtungen.

Lohnbeschichtung als zusätzliches Standbein
Der Anteil an Beschichtungen, die VPF im Lohnauftrag ausführt, ist in jüngster Zeit gewachsen. Immer häufiger lassen Kunden bahnförmige Materialien in Sprockhövel für spezielle Einsatzzwecke beschichten. Die gestellten Substrate können Papiere, Folien oder Gewebe in Ausgangsbreiten von 665 mm bis 1020 mm und in Stärken von ca. 20 µm bis 500 µm sein, die entweder zu Schmalrollen oder zu Bogenformaten verarbeitet werden. Festverbunde in Form von Papier-Papier, Papier-Folie, oder Papier-Folie-Papier sind ebenfalls möglich.

Bis dato können wässrige oder lösemittelhaltige Klebstoffe von 5 g/m2 bis 40 g/m2 (trocken) aufgebracht werden. Mit der Installation der neuen Produktionslinie dürfte sich das Kundenpotenzial noch einmal ausweiten, so Dirk Balzer, weil die Hotmelt-Technologie neue Möglichkeiten für funktionale Beschichtungen erschließt.

www.vpf.de/
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