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Offsetdruck

Die Zeitungsindustrie zur IfraExpo in Amsterdam

Freitag 01. Oktober 2004 - 2001 hatte für die erfolgverwöhnten Zeitungsverlage die wohl schwierigste Phase der jüngeren Geschichte begonnen.

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In Europa, in Nord- und Lateinamerika, aber auch in Teilen Asiens führte die regional mehr oder weniger stark ausgeprägte Rezession nach dem Platzen der New Economy-Blase zu deutlichen Einbrüchen bei den Anzeigeneinnahmen, zu Verlusten, Übernahmen, Mitarbeiterabbau, zur Einstellung aufwändiger Beilagen, zur Beendigung oft verlustreicher Online-Abenteuer und zu drastischen Einschnitten bei den Investitionen – alles Begleiterscheinungen einer Medienkrise. Unter dem Diktat knapper Kassen hat in der Zeitungsbranche ein tiefgehender Veränderungsprozess begonnen, mit dem sich das verlegerische Selbstverständnis häufig noch schwer tut. Betriebswirtschaftlich nicht überzeugender Ballast wird über Bord geworfen, Strukturen und Prozesse in den Redaktionsstuben und Druckereien verschlankt, das Produkt- und Dienstleistungsportfolio neu zugeschnitten und oft das Kernmedium Zeitung selbst redaktionell und optisch neu ausgerichtet. Dies alles, um sich in einer dynamischen Medienwelt neu zu positionieren.
Hatten in der ersten Krisenphase die Controller und Kostenminimierer in vielen Unternehmen das Ruder von den Kreativen und Technikern übernommen und die Investitionen oft gegen Null gefahren, gibt es seit dem Spätsommer 2003 in einer wachsenden Zahl von Ländern wieder Anzeichen für eine verstärkte Investitionstätigkeit und für neue in die Zukunft gerichtete Konzepte und Aktivitäten.
Obwohl viele Zeitungen in den USA, in Asien und in anderen Teilen der Welt inzwischen wieder zweistellige Umsatzrenditen erzielen, ist es für eine generelle Entwarnung noch zu früh. In Deutschland, Skandinavien, der Schweiz und in anderen Märkten rund um den Globus hat sich das Anzeigenvolumen inzwischen auf niedrigerem Niveau stabilisiert oder hier und da sogar leicht erholt. Dennoch ist die Branche immer noch weit vom Gipfel des Jahres 2000 entfernt, der wohl auch mittelfristig kaum wieder erreichbar sein wird. Neben der vielerorts immer noch labilen Konjunktur und rückläufigen Bevölkerungszahlen in vielen hoch entwickelten Ländern haben das Internet und andere Online-Dienste im Zuge eines veränderten Medienverhaltens inzwischen ein gutes Stück vom Informations- und Werbekuchen abgebissen.
In Deutschland, wo es aufgrund der seit dreieinhalb Jahren anhaltenden Stagnation die Zeitungsverlage mit am schlimmsten getroffen hat, lag nach Erhebungen des Bundesverbandes Druck und Medien im Jahre 2003 die Anzahl der Zeitungsdruckereien um 8,6 % unter der des Vorjahres und diese wiederum erzielten mit 7,3 % weniger Beschäftigten einen um 6,1 % geringeren Umsatz. Die insgesamt verkaufte Auflage sinkt seit längerem auch aufgrund der mangelnden Lesefreudigkeit der Jugend von Jahr zu Jahr leicht, aber beständig. Die durchschnittlichen Seitenzahlen betragen aufgrund fehlender Rubriken- und Stellenanzeigen vor allem bei den besonders gebeutelten überregionalen Blättern heute oft nicht einmal die Hälfte des Boomjahres 2000. In einer Reihe anderer Länder sieht es nicht viel besser aus. Dass in diesem Szenario keine Investitionseuphorie ausbricht, mag Niemanden verwundern. Selbst in den USA, wo die Zeitungsindustrie in der Regel gut verdient, hat der Trend zur Überholung und Erweiterung oft Jahrzehnte alter Anlagen gegenüber kompletten Neuinvestitionen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Ob dies langfristig der richtige Weg ist, sei allerdings dahingestellt, denn die laufenden Kosten für Personal, Verbrauchsmaterialien, Energie und Wartung sind für den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg viel entscheidender als die Kapitalkosten einer Investition in neueste Technologie.

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