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Verbrauchsmaterialien

Papier als Designelement

Mittwoch 26. Januar 2005 - Angesichts der vielen mannigfaltigen Papiersorten, die am Markt erhältlich sind, kann sich die Auswahl der richtigen Sorte für einen bestimmten Titel als höchst komplizierte Aufgabe erweisen. Wenn jedoch nur einige wenige Grundregeln beachtet werden, ist das optimale Papier recht einfach zu bestimmen. Die Auswahl einer Papiersorte, die den Qualitäts- und Imagezielen einer Zeitschrift und einer Marke entspricht, stellt sicher, dass das Papier nicht nur das Layout unterstützt, sondern dem Designteam auch viel kreative Freiheit gewährt.

Der Prozess zur Auswahl des optimalen Papiers beginnt mit den kreativen Zielsetzungen und technischen Parametern, die für eine Zeitschrift vorgegeben wurden. Die kreativen Zielsetzungen beinhalten den Stil und das Image der Zeitschrift, die beabsichtigte Zielgruppe und deren Präferenzen sowie das Leseerlebnis, das der Verlag schaffen möchte. Zu den technischen Parametern zählen die Druckmethode, die Höhe der Auflage, die Qualität der Druckvorlagen, das beabsichtigte spezifische Volumen, die Blattdicke sowie Papier- und Vertriebskosten. In den meisten Fällen müssen die Verlage zwischen kreativen Zielsetzungen und technischen Parametern abwägen.

Papier ist entscheidender Faktor beim Relaunch von Magazinen

„Insbesondere dann, wenn Verlage das Konzept für eine neue Zeitschrift entwickeln oder einen ihrer bestehenden Titel aufpeppen wollen, ist das Papier einer der entscheidenden Faktoren”, sagt Päivi Marchant, M-real Graphics, Technical Marketing and Customer Applications. „Unsere Tests zeigen, dass unterschiedliche Papiersorten bei den Lesern unterschiedliche Eindrücke erwecken, und das ideale Papier das Image und den Charakter der Publikation betonen wird. Außerdem soll es das geplante Design und Layout unterstützen, maximale kreative Freiheit gewähren und gleichzeitig zur Vermeidung möglicher Probleme in späteren Produktionsstufen beitragen.”

„Nehmen Sie zwei unterschiedliche Arten von Zeitschriften – zum Beispiel ein hochklassiges monatliches Modemagazin und ein wöchentliches Nachrichtenmagazin – und Sie sehen sofort, dass die Anforderungen völlig unterschiedlich sind. Die typische Zielgruppe für das Modemagazin ist die stilbewusste Frau, die an prestigeträchtigen Marken und exklusiver Mode interessiert ist. Um deren Erwartung zu erfüllen, wird der Verlag alles daran setzen, dass das Magazin ein luxuriöses Erscheinungsbild vermittelt. Vor allem die Fotos werden von höchster Studioqualität sein. Dafür eignet sich besonders gut ein hochweißes, wohlklingelndes Papier mit geschlossener Oberfläche.”

„Das wöchentliche Nachrichtenmagazin muss leicht sein, da viele Leser es zusammenrollen und mitnehmen werden – vielleicht um es auf der Fahrt zur Arbeit zu lesen. Der Verlag wird für sein Magazin wahrscheinlich ein praktisches und dynamisches Image wollen. In diesem Fall liegt der Schwerpunkt nicht auf den Fotos – die oft unter schwierigen Umständen entstehen und nicht die Qualität einer Studioarbeit haben – sondern auf dem Text. Hier bietet sich ein eher mattes Papier für ein besseres Leseerlebnis an.”

Papier stärkt Markenimage

Das Gleiche gilt für die Markenwerbung, bei der die Auswahl des richtigen Papiers das angestrebte Image der Marke in Bezug auf Charakter und Qualität verstärken kann. Außerdem können durch den Einsatz von unterschiedlichen Papiersorten unterschiedliche Mittel der Markenkommunikation unterstützt werden, z. B. durch die geschickte Kombination von unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheiten, Flächengewichten, Strukturierungen und Farben.

Erste Vorauswahl des richtigen Papiers

Auf den ersten Blick scheint es eine verwirrende Vielfalt an Papiersorten zu geben, doch die Erstauswahl kann auf zwei wesentliche Fragen beschränkt werden: Ist das ideale Papier gestrichen oder ungestrichen, und falls es gestrichen ist, soll es glänzend, silk oder matt sein?

Der Strich verbesserte das Farbwegschlagverhalten des Papiers und sorgt für eine bessere Detailwiedergabe. Mehr Strich ermöglicht schärfere Bilder, er erhöht jedoch auch das Papiergewicht. Gestrichenes Papier erhält letztendlich durch ein so genanntes Kalandrierverfahren eine glänzende, seidenmatte oder matte Oberfläche.

Glanz sorgt für optimale Bildwiedergabe

Die gestrichenen glänzenden Papiere ermöglichen aufgrund ihres Weißgrads, ihrer Helligkeit und ihrer glatten Oberfläche die genauste Bildreproduktion. Ihr ausgezeichnete Farbdefinition sowie Kontrast- und Detailwiedergabe sind darauf zurückzuführen, dass glänzend gestrichene Papiere nur sehr geringe Farbabsorption zulassen: Je geschlossener die Oberfläche, desto schärfer sind die einzelnen Farbrasterpunkte. In Bezug auf Design und Druck sind glänzende Papiere daher am „pflegeleichtesten”.

Glänzende Papiere tragen zu einem Image von Luxus und Exklusivität bei und sind in der Regel die erste Wahl bei der Werbung für Luxusprodukte, hochklassigen Mode- und Lifestylemagazinen sowie Zeitschriften in den Bereichen Reisen, Wohnen und Gartenbau.

Beim Herumstöbern am Zeitungskiosk picken die Leser diverse Teile heraus und blättern sie durch, und entscheiden sich, welche sie mit nach Hause nehmen wollen. Hier wird das Volumen wichtig – ein voluminöses Papier fühlt sich gehaltvoller an. Papierherstellern ist es gelungen, glänzende Papiere mit höherem Volumen bei niedrigerem Flächengewicht zu entwickeln; das Ergebnis ist ein Zeitschrift, die sich dicker und voluminöser anfühlt, tatsächlich jedoch leichter ist und damit zu niedrigeren Versandkosten beiträgt.

Seidenmatter Glanz ist angenehm für das Auge

Für Zeitschriften, bei denen qualitativ hochwertige Fotos in verblüffender Farbkraft und Detailgenauigkeit wiedergegeben werden sollen, wird vorwiegend glänzendes Papier verwendet. Allerdings kann die glänzende Oberfläche so blenden, dass der Text schwieriger zu lesen ist. Deshalb wird für Titel, bei denen der Schwerpunkt auf der Lesbarkeit des Textes in Verbindung mit einer guten Bildwiedergabe liegt, häufig seidenmattes Papier gewählt.

Seidenmattes Papier (häufig auch als silk bezeichnet) kann in vielerlei Hinsicht das „Beste aus beiden Welten” bieten. Es verfügt über mittleren oder geringen Papierglanz, doch der Druckglanz ist fast so hoch wie bei glänzenden Papieren. Das bedeutet, die Lesbarkeit des Textes ist gut, mit hohem Glanzkontrast, so dass Fotos hervorstechen und für eine Art 3D-Effekt sorgen. Dieser Effekt kommt allerdings bei Zeitschriften mit starker Farbdeckung weniger zur Geltung, da es einen geringen Kontrast zwischen Text und Fotos gibt.

Einige Verlage haben sich gegen Versuche mit seidenmatten Papieren gesträubt, da hier besondere Aufmerksamkeit gefordert ist, um Probleme in der Druckphase zu vermeiden. Zweifellos stellen diese Papiere – und auch matte Sorten – in Bezug auf den Druck eine gewisse Herausforderung dar, aber die einzelnen Probleme können durch sorgfältige und rechtzeitige Planung vermieden werden.

Beim Einsatz von ganzseitigen Fotos beispielsweise muss der Designer besonders aufmerksam sein. Schwierigkeiten können entstehen, wenn eine Seite mit Full-Bleed-Layout einer Seite mit Rändern gegenüberliegt. Die Seiten können nach dem Druck gegeneinander reiben – während der Verarbeitungs- oder Vertriebsphase –, so dass getrocknete Farbe vom Foto auf den Rand gerät. Dies kann dem weißen Rahmenbereich ein verschmiertes und sogar schmutziges Erscheinungsbild verleihen. Mit entsprechendem Layoutdesign kann dies verhindert werden.

Seidenmatt gestrichene Papiere sind besonders wirkungsvoll bei Fachzeitschriften mit hohem Textgehalt, bei Werbung für Luxusprodukte und Kunst- bzw. Fotobildbänden.

Matt kann ein Statement abgeben

Matte Papiere verfügen über geringen Papier- und Druckglanz. Sie gelten als hochklassig, elegant, gediegen, sogar ungewöhnlich und welchen beim Leser bestimmte Empfindungen. Matte Papiere ermöglichen keine detaillierte Fotoauflösung, sie sind jedoch eine gute Wahl für Zeitschriften, die den Eindruck vermitteln wollen, Dinge anders zu machen.

Es gibt auch „echte matte“ Papiere, die sich rau anfühlen und für Bilder mit niedriger Detailauflösung sorgen. Diese Papiere wurden beispielsweise für Markenwerbung und einige innovative junge Modezeitschriften verwendet, um zu betonen, dass sich die Marke oder die Zeitschrift über herkömmliche Konzepte hinwegsetzen will.

Matte Papiere verursachen die gleichen Probleme mit der Farbübertragung wie seidenmatte Papiere, was beim Layoutentwurf berücksichtigt werden muss. Eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme besteht darin, den Kontakt von Full-Bleed-Layouts mit Rändern zu vermeiden.

Ungestrichen – eine natürliche Wahl

Ungestrichenes Papier hat seinen ganz eigenen Charakter. Sein absolut natürliches Erscheinungsbild und die entsprechende fühlbare Beschaffenheit können genutzt werden, um Aspekte des beabsichtigten Charakters einer Zeitschrift oder eines Produktes zu betonen. Superkalandriertes Zeitschriftenpapier, Zeitungspapier und Offsetfeinpapier sind gängige Arten von ungestrichenem Papier.

Der fehlende Strich bedeutet, dass dieses Papier mehr Druckfarbe aufnimmt, als gestrichene Papiere; dies muss vom Designer unbedingt berücksichtigt werden. Insbesondere die Auswahl von Farben und Bildern kann problematisch sein und der Einsatz von bestimmten Farbtönen in Bereichen mit vollständiger oder starker Deckung bedarf einer gewissen Sorgfalt. Grundsätzlich müssen die Designer die Art des einzusetzenden Papiers berücksichtigen und versuchen, dessen besondere Erfordernisse zu verstehen. Druckereien mit Erfahrungen im Umgang mit ungestrichenen Papiersorten wissen von den möglichen Schwierigkeiten und können praktische Hinweise zu deren Vermeidung geben.

Diese Naturpapiere sind besonders geeignet für Beihefter, Sonderbeilagen und Imagebroschüren – überall, wo man sich von der Masse abheben möchte oder Natürlichkeit darstellen will.

Beurteilung einer Zeitschrift durch ihre Titelseite

Nach Auswahl des optimalen Papiers für die Zeitschrift müssen die Verlage das Material für die Titelseite bestimmen. Dies ist besonders wichtig für Titel, die vorwiegend am Kiosk verkauft werden. Solche Zeitschriften müssen sich am Point of Sale durchsetzen, und heutzutage gibt es in den meisten Interessensgebieten mindestens vier bis fünf Titel. Untersuchungen haben gezeigt, die Titelseite das Hauptverkaufsargument im Ladenkauf ist.

Das Material für die Titelseite sollte so ausgewählt werden, dass sein Gewicht zur Zeitschrift paßt. Je größer die Zeitschrift, desto mehr „Masse” muss die Titelseite haben. Eine Modezeitschrift beispielsweise, deren Design so entwickelt wurde, dass sie schwer und voluminös wirkt, muss eine relativ steife Titelseite haben. Ein dünnes, leichtes Material könnte signalisieren, dass der Verlag nur Kosten senken möchte. Im Gegensatz dazu wäre eine relativ schwere Titelseite für eine dünne, geheftete Zeitschrift ungeeignet.

Verlage, die der Titelseite ihrer Zeitschrift noch mehr Schlagkraft für den Verkauf verleihen wollen, setzen mittlerweile besondere Farben (einschließlich Metallic und Neon), Mattlaminierung mit UV-Spotlack oder andere Spezialeffekte ein.

Zusammenarbeit von Design- und Produktionsteams

Ganz gleich, welche Papiersorte für Zeitschrift und Titelseite gewählt wird, die Ergebnisse sind generell besser, wenn die Design- und Produktionsteams effektiv zusammenarbeiten. Schließlich ist es Aufgabe der Druckereien, die kreativen Ideen in die Praxis umzusetzen, und sie sind die Einzigen mit praktischer Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Papiersorten.

In diversen Bereichen wie dem Farbmanagement gibt es bestimmte Systeme, um die optimale Koordination der Arbeit von Kreativleuten und Technikern sicherzustellen. ICC Profiling bietet eine Möglichkeit, das gesamte im Druck verwendete Equipment aufeinander abzustimmen, damit sie auf dem Monitor des Designers angezeigten RGB-Farben auf den Zeitschriftenseiten korrekt in CMYK-Farben umgesetzt werden. Systeme wie ICC trage somit dazu bei, den gesamten Produktionsprozess im Gleichgewicht zu halten, und erlauben es der Druckerei, die gewünschte Qualität auf effektive Weise zu erzeugen. Unter Einsatz der richtigen Profile wissen die Kreativleute, was sie vom Endprodukt zu erwarten haben.

Die besten Gesamtergebnisse werden von Designern erzielt, die ihr eigenes „Papierbewusstsein” entwickeln. Mit anderen Worten: Sie lernen, bei der Entwicklung ihrer Layouts das Papier und seine Merkmale zu berücksichtigen. Durch ein wenig zusätzliche Aufmerksamkeit bei ihrer Arbeit sind sie in der Lage, die möglichen Problembereiche zu vermeiden und den maximalen Vorteil aus dem Potenzial zu ziehen, das Papier als Medium bieten kann.

www.m-real.com
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