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Offsetdruck

Das gedruckte Telefonbuch – ein Produkt mit Zukunft

Immer häufiger werden großformatige Akzidenz-Rotationen, hier eine Compacta 818, für den mehrfarbigen Telefonbuchdruck eingesetzt.

Donnerstag 28. Juni 2007 - In Frankreich gab es vor Jahren mal einen Versuch, das gedruckte Telefonbuch einzustellen und Telefonverzeichnisse nur noch digital anzubieten. Er ist kläglich gescheitert.

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Eigentlich kein Wunder, denn Telefonbücher gehören seit Jahrzehnten und auch heute noch zu den besonders rege genutzten Printmedien. Sie erreichen flächendeckend nahezu alle Haushalte und Unternehmen. Dies ist besonders für lokale Werbekunden von großer Bedeutung. Aber auch die guten alten Gelben Seiten unterliegen dem Wandel. Dies zeigen die Trends zur Mehrfarbigkeit und zur Qualitätsverbesserung.

Trotz digitaler Medien und vielfältiger Internetangebote sind Telefonbücher, insbesondere die bekannten „Gelben Seiten“, ein effektiver Werbeträger für viele Handwerksbetriebe, Dienstleister oder Industrieunternehmen, da Anzeigen in diesem Medium punktgenau für die anvisierte Zielgruppe platziert werden können.

Der Druck von Telefonbüchern erfolgte in der Vergangenheit zumeist auf Zeitungsrotationen oder für die Telefonbuchproduktion angepassten Achterturmmaschinen wie der KBA Commander T mit Bahnbreiten bis zu 2 m. Reine Telefonbuchmaschinen sind jedoch heute bei Neuinvestitionen in Europa eher die Ausnahme. Immer häufiger werden großformatige Akzidenzrotationen auch für den Druck von Telefonbüchern eingesetzt. Die technische Entwicklung mit immer größeren Papierbahnbreiten spielt dabei eine wichtige Rolle, denn mit den großen Druckbreiten sind auch größere Seitenumfänge der Telefonbuch-Sektionen möglich. Dies war mit früheren Maschinen-Generationen nicht möglich.

Heute lassen sich mit der bei modernen Maschinen üblichen Einzelantriebstechnik auch sehr dünne und reißempfindliche Telefonbuchpapiere bis über 2 m Breite gut verarbeiten. Damit sind entsprechend weniger Zusammentragstationen und auch weniger Personal in der Weiterverarbeitung notwendig. Die aktuellen Formate der Telefonbücher passen bestens auf die mittlerweile reduzierten Umfangsformate der Akzidenzmaschinen. Und auch der bei großen Bahnbreiten gefürchtete Fanout-Effekt kann aufgrund der verwendeten Einzelplatten bereits in der CtP-Druckvorstufe weitestgehend kompensiert werden.

Zwei- oder vierfarbig
Unterschiedliche Maschinenkonfigurationen berücksichtigen individuelle Produktionsstrukturen der Druckhäuser und unterschiedliche Trends in den einzelnen Ländern. Am häufigsten kommen in Europa noch zweibahnige Maschinen mit vier Druckeinheiten zum Einsatz, wobei die beiden 2/2-farbigen Bahnen in der Regel durch einen Trockner geführt werden. Dies bedarf einer speziellen Papierführung, einer entsprechenden Konfiguration der Kühlwalzenständer und einer präzisen Bahnspannungsregelung zur Verarbeitung von höheren Strangzahlen. Beim Einsatz von bis zu acht Druckeinheiten, wie in Nordamerika zumeist üblich, kommt mehr Farbe ins Spiel. Die Telefonbücher werden vierfarbig.

Rotationen der neuesten Generation ermöglichen mittels deutlich höherer Druckgeschwindigkeiten eine wirtschaftlichere Produktion, denn hohe Auflagen sind im Telefonbuchdruck immer noch die Regel. Die staubigen Telefonbuchpapiere mit sehr niedrigen Grammaturen von 28 – 40 g/m stellen heute kein unlösbares Problem mehr dar, denn die Steuer- und Regeltechnik der Maschinen hat sich weiterentwickelt. Der anfallende Papierstaub ist bei der Auslegung der Feuchtung zu berücksichtigen. Dem Druckprozess muss ein hochwertiges Feuchtmittel zur Verfügung stehen und ein entsprechendes Reinigungsgerät für eine gleich bleibende Qualität sorgen. Bei zweibahniger Produktion durch einen Trockner ist darauf zu achten, dass der Farbauftrag für die Trocknungsleistung des Aggregates nicht zu hoch wird.

Europa setzt auf Heatset
Unterschiedliche Anforderungen auf den einzelnen Telefonbuchmärkten bedingen Unterschiede in den Maschinenkonfigurationen. Hansaprint im finnischen Turku produziert seine Telefonbücher beispielsweise auf einer Compacta 818 (Zylinderumfang 1.240 mm / max. Bahnbreite 1.905 mm) in einer 2-bahnigen Konfiguration mit vier Druckeinheiten und Heißlufttrockner. Im 1-bahnigen Betrieb ist bei Hansaprint die alternative Herstellung klassischer Akzidenzen möglich und erlaubt so eine variable Nutzung und optimale Auslastung der Anlagen. Beim spanischen Telefonbuch-Giganten EINSA sind die Telefonbücher (Gelbe Seiten) zumeist 4/4-farbig. Sechs Compacta 618, jeweils paarweise in Doppelstockaufstellung, produzieren bereits seit längerem bei EINSA. Jede Papierbahn wird dabei durch einen separaten Trockner geführt. Die neueste C818 wird dagegen mit einer oder zwei Bahnen und vier Druckeinheiten betrieben. Dies erlaubt den Druck von bis zu 128 Seiten mit zwei Farben.

Coldset und High-Speed in den USA
Nach den in den USA weit verbreiteten Bildtafeln oder Großplakaten sind die Gelben Seiten insbesondere für lokale Firmen das zweiteffektivste Werbemittel. Kein Wunder also, wenn sich auf diesem digitalen Hightech-Markt das gute alte Telefonbuch nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

Zwei vor kurzem in den USA angelaufene Compacta 818-Jumbos sind ausschließlich für die Telefonbuchproduktion konfiguriert. Sie unterscheiden sich deutlich von den Maschinen in Finnland oder Spanien. Stevens Graphics in Birmingham (Alabama), drittgrößter Telefonbuchdrucker der USA, betreibt seine C818-Coldsetmaschine mit vier Druckeinheiten und einer oder zwei Papierbahnen (2 x 64 Seiten 2/2-farbig; 1 x 64 Seiten 4/4-farbig). Die neueste Compacta 818 für ein großes nordamerikanisches Druckhaus besitzt dagegen acht Druckeinheiten für bis zu drei Bahnen (2 x 96 Seiten 2/2-farbig; 2 x 64 Seiten 4/4-farbig). Beide Anlagen arbeiten ohne Trockner. Während die Europäer Falzapparate mit drittem Falz benutzen, kommen bei beiden US-Anwendern doppelbreite Falzapparate mit Querfalzproduktion zum Einsatz. Durch den Verzicht auf den dritten Falz wird eine höhere Produktivität erreicht. Segmente mit bis zu 2 x 96 Seiten sind ohne Einschränkungen herzustellen. Variable Überbauten mit vier Trichtern sorgen für Produktionssicherheit bei hoher Falzqualität, da die Anzahl der Stränge über einen Trichter minimiert wird.

Technisch stimmige Lösungen
Wird auf einen Heißlufttrockner verzichtet, so liegt dies am rauen holzhaltigen Papier das sehr saugstark ist. In Nordamerika werden deshalb meist Sprühfeuchtwerke anstelle der Filmfeuchtwerke eingesetzt. So gelangen keine Staubpartikel von der Papierbahn zurück ins Feuchtmittel. Sollen auch hochwertige Akzidenzen auf diesen Maschinen produziert werden, sind Filmfeuchtwerke mit entsprechenden Filtersystemen zu befürworten. Das früher für die Gelben Seiten übliche gelbe Papier ist heute größtenteils durch weißes Papier abgelöst, das dann außerhalb der Anzeigen flächendeckend gelb bedruckt wird. Vierfarbige Anzeigen sind so in einer deutlich besseren Qualität möglich, die Verkaufserlöse entsprechend höher. Qualitativ höherwertige Heatset-Anzeigen sind in der Regel ebenfalls etwas teurer zu verkaufen und generieren einen höheren Aufmerksamkeitswert als im Coldset gedruckte Werbung.

www.kba.com
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