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Ernst Freund feiert seinen 85. Geburtstag

Ernst Freund

Dienstag 27. Mai 2008 - Es ist ein Jahr der Jubiläen für den Norderneyer Unternehmer Ernst Freund. Er wurde am 3. Juli 1923 geboren und steuert auf seinen 85. Geburtstag zu. Von diesen 85 Jahren hat Ernst Freund 70 Jahre in der gleichnamigen Druckerei verbracht, deren Inhaber er seit dem Tode des Vaters Otto ist.

Am 1. April 1938 begann seine Lehrzeit: „ Das war auf einem Freitag“ erinnert sich der gelernte Schriftsetzer. „Alle Lehrlinge fingen auf einem Montag an, das war der 4. April. Nur ich musste am 1. April schon in den Betrieb.“ Da kannte Vater Otto keine Verwandtschaft.

Gern habe er den Beruf ergriffen, versichert der 84-Jährige. Doch habe er sich auch vorstellen können, Buchhändler oder Kaufmann zu werden. Bis 1936 befanden sich Druckerei und Buchhandlung noch am Strand, zwischen Milchbar und Seestegschuppen. Eine Sturmflut zwang zum Umzug. So wurde der Betrieb, der immerhin 1874 gegründet wurde, in die Poststraße verlegt. Der Anfang war bescheiden, doch nach und nach wurde immer weiter an- und ausgebaut.

„Ich habe immer versucht, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Das war mein Streben“, sagt Ernst Freund. Und sein Leben ist es auch, denn bis heute geht er jeden Tag in den Betrieb. „Mir macht das Freude.“

Die alten Maschinen der Druckerei Freund stehen heute zum Teil in einem Museum in Kopenhagen. Es war ebenfalls an einem ersten April und zwar im Jahr 1952, da kam der erste „Heidelberger Tiegel“ in die Firma. Eine Maschine, die einen schnelleren Durchsatz erlaubte und damals sehr modern war. 1956 folgte ein „Heidelberger Zylinder“, was eine weitere Verbesserung und für damalige Verhältnisse eine gewaltige Investition darstellte. Es war die erste Maschine ihrer Art, die auf Norderney stand. „Sogar die Kollegen auf dem Festland waren sauer“, erinnert sich Freund nicht ohne Stolz.

Heute sei es schwierig geworden, mit der Druckerei. „Machen wir uns nichts vor“, Freund ist Realist. Die Leute würden allein noch auf den Preis schauen. „Früher war das anders. Ich habe nie einen Auftrag ans Festland vergeben. Wir leben hier miteinander und müssen auch weiter miteinander leben.“

2005 hat Freund noch einmal groß investiert. Es kamen immer mehr Aufträge für den Vierfarbdruck. Der Familienrat wurde einberufen, Mitarbeiter Jan Holz wurde mit einbezogen. Wie sollte man handeln? Ein halbes Jahr sei er schwanger gegangen. 2005 habe er beschlossen: „Wir kaufen die!“

„Die“, das ist eine moderne digitale Druckmaschine. Im Gegenwert eines Einfamilienhauses. Direkt aus dem Computer werden die Vorlagen jetzt auf die Walzen der Maschine geschickt. „Die Entscheidung war nicht einfach“, sagt Tochter Othild Hesse. „Wir sind mit dem Resultat zufrieden“, ergänzt der Seniorchef. „Wenn ich könnte, dann würde ich heute noch mehr auf die Beine bringen.“

Das Geschäft hat sich verändert. Briefumschläge, Plakate, Speisekarten: das war einmal. Heute sind es überwiegend Hausprospekte, die von den Walzen laufen. Und immer noch ist es Ernst Freund, der dem Klang der Druckmaschinen lauscht. Seine Gattin Karoline lacht, wenn man sie fragt, wie sie es denn findet, dass ihr Ehemann noch täglich zur Arbeit geht. „Er hat keine Zeit für mich“, sagt sie und zwinkert mit den Augen. Doch ganz richtig ist das nicht. Das Paar ist seit 1948 verheiratet, wieder so ein Jubiläum. Und immer noch sieht man die beiden Arm in Arm zum Kurkonzert oder einfach nur spazieren gehen.

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