Anzeigen:
Die Branche am Montag!

Inkjet & Digitaldruck

Inkjet bringt neue Facette des Digitaldrucks ins Spiel

Dean Haertel, zuständig für den weltweiten Vertrieb von Jetrion, erklärt die technischen Eigenschaften des Jetrion-4000-Systems.

Montag 10. August 2009 - Zur Labelexpo Europe 2007 waren bereits auffallend viele Inkjet-Drucksysteme zu sehen. Das weckte bei den Besuchern Erwartungen, im Bereich Digitaldruck eine neue Alternative zu bekommen. Mit von der Partie war seinerzeit auch das System Jetrion 4000, das die Firma Efi als fertiges Konzept präsentierte. Seit der Drupa 2008 ist das UV-Inkjet-Drucksystem kommerziell verfügbar. In der Zwischenzeit kann Efi rund 40 Installationen weltweit verzeichnen. Der Schwerpunkt liegt dabei im nordamerikanischen Markt. Um das System auch erfolgreich in Europa zu vermarkten, knüpft das Unternehmen derzeit ein europäisches Vertriebsnetz. Zusammen mit der Chromos GmbH hat Efi im Frühsommer zudem ein gut besuchtes Open House im neu eingerichteten Demo-Center in Ratingen veranstaltet.

Die Chromos GmbH sieht im Digitaldruck eine Produktionstechnik für den Etikettendruck, die noch erhebliches Zukunftspotenzial besitzt. Weil das Unternehmen an einer Ausweitung seines Portfolios mit dem Bereich Digitaldruck interessiert war, nahm es während der Drupa 2008 die Inkjet-Drucksysteme von rund 25 Herstellern näher unter die Lupe. Als mögliches Drucksystem für den Schmalbahnmarkt fiel dabei vor allem das System Jetrion 4000 auf. Zur gleichen Zeit traf Efi die strategische Entscheidung, den Jetrion-Vertrieb in Europa durch Vertretungen zu organisieren. Unter diesen günstigen Vorzeichen, so Jason Oliver, Vertriebsdirektor für Jetrion in Europa, konnten sich beide Seiten schnell einigen, dass die Chromos GmbH mit Sitz in Friedberg bei Augsburg das UV-Inkjet-Drucksystem Jetrion 4000 exklusiv im deutschen Markt vertreibt.
Das Unternehmen Efi (Electronis for Imaging) mit Hauptsitz im kalifornischen Foster City, USA, hatte die Firma Jetrion im Jahr 2006 vom Druckfarbenhersteller Flint Ink (heute Flint Group) erworben. Seit die aktuelle Generation der Jetrion 4000 zur Drupa 2008 als kommerziell verfügbares System auf dem Markt ist, wurden weltweit 40 Drucksysteme in Betrieb genommen. Dabei hat der Absatz in den letzten Monaten spürbar angezogen.
Europäische Schlüsselmärkte ankurbeln
Vor diesem Hintergrund ist Jason Oliver überzeugt, dass die Erfolgsaussichten für das Jetrion-System auch in Europa günstig sind. Der deutschsprachige Markt stelle dabei einen bedeutenden – wahrscheinlich sogar den wichtigsten – Schlüsselmarkt in Europa dar. Und das deutsche Chromos-Team, das habe die bisherige Zusammenarbeit in den letzten Monaten gezeigt, sei sehr gut geeignet, um Jetrion erfolgreich bei den deutschen Etikettendruckereien zu etablieren. Chromos verfügt auch über eine Unternehmenskultur mit einem gewissen Ehrgeiz, auch eher unbekannte Anbieter mit gutem Erfolg im Etikettenmarkt bekannt zu machen und langfristig zu positionieren. Beispiele kann Klaus Sedlmayr, Bereichsleiter für den Etiketten- und Verpackungsdruck der Chromos GmbH, gleich mehrere anführen: so die Firma Codimag, von der mittlerweile über 70 Maschinen im deutschsprachigen Markt installiert wurden. Auch mit den Herstellern Gidue oder Smag war Chromos in der Vergangenheit erfolgreich, wie der Bestand von jeweils rund 35 Maschinen im Vertretungsgebiet belegt. Mit Wirkung vom 1. Juni 2009 hat Chromos die Vertretung für den italienischen Druckmaschinenbauer Omet übernommen. Die Betreuung von Gidue-Kunden wird mit Ausnahme des Neumaschinenverkaufs in gewohntem Umfang weitergeführt.
Die neue Partnerschaft mit Efi birgt für die Chromos GmbH viele Zukunftschancen: „Es ist schon lange erkennbar, dass sich der Digitaldruck auf immer breiterer Basis im Etikettendruck festsetzt. Gleichzeitig war von Anfang an zu erwarten, dass früher oder später Alternativen zu den heute etablierten Technologien auftauchen würden. Die Drupa 2008 war ein eindeutiger Fingerzeig“, so Klaus Sedlmayr, „dass mit dem Inkjet-Druck eine solche Alternative herangereift ist.“
Muttergesellschaft mit kompetentem Hintergrund
Als wichtigen Vorteil für Jetrion wertet die Chromos GmbH die umfangreiche Erfahrung in Sachen Workflow und Druckvorstufe, die durch die Verbindung mit dem Unternehmen Efi vorhanden ist. Immerhin ist so ziemlich jede Druckerei, die im Akzidenzbereich mit Digitaldruck zu tun hat, mit den Produkten von Efi vertraut. Das Angebot umfasst Hardware, Software und Verbrauchsmaterialien. Neben den bereits genannten Jetrion-Systemen für den industriellen Inkjet-Druck zählen dazu Fiery-Server für den digitalen Farbdruck, Inkjet-Systeme der Marken Vutek und Rastek für den Großformatdruck, lösemittelbasierte und UV-Farben sowie Workflow-Systeme für die Druckproduktion und Management-Information-Software (MIS). Chromos hat sich allerdings nicht allein auf die theoretischen Vorteile der Jetrion-Technik verlassen. Parallel dazu reiste das deutsche Vertriebsteam in die USA, um das Drucksystem im Praxiseinsatz mit eigenen Testmotiven auf Herz und Nieren zu prüfen.
Das Jetrion-4000-System ist nach Herstellerangaben im Schmalbahndruck für Auflagen bis 50 000 Etiketten, aber auch darüber hinaus, wirtschaftlich einsetzbar. Die maximale Bahnbreite liegt bei 165 mm die Druckbildbreite bei 139 mm, und die Produktionsgeschwindigkeit reicht abhängig vom Bedruckstoff bis ca. 30 m/min. Das System kann Rollen mit einem maximalen Durchmesser von 610 mm aufnehmen. Dank Graustufen-Technologie der piezoelektrischen Tintenstrahl-Druckköpfe sind Drucke mit einer optischen Auflösung von mehr als 1000 dpi möglich. Das System ist entweder als Vierfarben- oder als Fünffarbenversion lieferbar. Im zweiten Fall wird der Vierfarbsatz mit Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz durch Weiß ergänzt. Mit einer Stellfläche von 1,5 x 1,1 m ist das Drucksystem äußerst kompakt. Außerdem ist das System mit Efi Fiery XF ausgestattet, das auf der bekannten Bestcolor-Technologie basiert.
Zusammenspiel wichtiger Komponenten
Unabhängig vom Fabrikat bestimmt im Inkjet-Druck nach Ansicht von Jason Oliver eine Handvoll an Komponenten, ob ein System optimal funktionieren kann. Das umfasst die
– Software, d.h. den gesamten digitalen Workflow,
– geeignete Druckkopf-Technologie,
– speziell abgestimmte Farben,
– kontrollierte Beherrschung der Bahnführung,
– funktionelle Gesamtintegration der einzelnen Teile.
Bis auf die Druckköpfe, die Efi bei der Firma Xaar bezieht – nach eigenen Aussagen ist Efi größter Abnehmer dieser Druckköpfe –, stammen alle übrigen Komponenten aus dem eigenen Unternehmen. Etliche Teile des Systems wurden seit der ersten Vorstellung der Jetrion-Technologie durch neue ersetzt. Beispielsweise stand nach der Übernahme durch Efi die im Digitaldruck so wichtige Frontend-Technik aus diesem Unternehmen zur Verfügung. Bei den Druckköpfen nutzt Jetrion mittlerweile die 1001-Inkjet-Düsenköpfe von Xaar, die in diesem Segment des Inkjet-Drucks wohl am weitesten verbreitet sind. Eine Besonderheit des Jetrion-Systems ist, dass Efi mit den speziell entwickelten UV-4000-Prozessfarben eigene Inkjet-Farben anbieten kann. Sie sind exakt auf das Jetrion-4000-System abgestimmt, und sollen kurze Trocknungszeiten und geringe Gesamtbetriebskosten ermöglichen. Dabei handelt es sich um UV-Farben, so Jason Oliver, die sich bei ihren wesentlichen Bestandteilen, z.B. den Pigmenten, nicht sehr von Farben für den UV-Flexodruck unterscheiden. Die üblichen oft geforderten Eigenschaften in Sachen Lichtechtheit oder Beständigkeiten gegenüber äußeren Einflüssen seien deshalb auch überwiegend mit dem UV-Flexodruck vergleichbar, was für den Digitaldruck eine Besonderheit darstelle.

Inkjet findet ein bestelltes Feld vor
Es hat einige Jahre gedauert, bis sich der Digitaldruck mit den bekannten elektrofotografischen Verfahren im Etikettenbereich seine heutige Marktposition erobert hat. Inzwischen können Anbieter dieser Drucksysteme im Jahr aber ähnlich hohe Installationszahlen vorweisen wie Hersteller konventioneller Druckmaschinen. Sowohl Efi als auch die Chromos GmbH sind zuversichtlich, dass die Jetrion-Systeme weniger Zeit brauchen werden, um sich im Markt durchzusetzen. Das lässt sich zum einen mit der deutlich höheren Marktakzeptanz des Digitaldrucks gegenüber früheren Jahren begründen. Zum anderen sind im Gegensatz zur Anfangsphase des Digitaldrucks bereits entsprechende Lösungen für den Bereich der Konfektionierung im Markt verfügbar. „Die rezessive Wirtschaftslage mag das Wachstum bei den digitalen Systemen im Etikettendruck zwar zeitlich verzögern“, meint Klaus Sedlmayr, „mittelfristig geht die Chromos GmbH aber davon aus, mit digitalen Produkten wie der Jetrion 4000 etwa ein Drittel des Umsatzes zu erzielen.“
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Kürzlich konnte die Chromos GmbH bereits die erste Maschine an die Allgäuer Firma Etisys GmbH in Roßhaupten verkaufen. Die meisten Systeme, die Efi selbst vermarktet hat, wurden bisher in den USA in Betrieb genommen. Daneben stellen Asien und Lateinamerika weitere Märkte mit guten Wachstumsaussichten dar. In Europa waren ebenfalls schon erste Erfolge zu verbuchen. Alle bislang installierten Jetrion-4000-Systeme sind in der Etikettenproduktion im Einsatz. Die Anwendungsfelder liegen dabei überwiegend in den Bereichen Automotive, Industrie-Etiketten, Logistik, Pharma u.ä. Die Bandbreite der Bedruckstoffe umfasst alle gängigen Materialien und sehr oft auch Folien unterschiedlicher Art.
Bei den Anforderungen der verschiedenen Anwender fällt auf, dass sehr vielfach langlebige Etiketten mit hohen Beständigkeiten gefragt sind. Diese Forderungen lassen sich mit UV-Inkjet gut erfüllen, ohne dass dafür eine Vorbehandlungen, Primer-Beschichtung oder zusätzliche Lackierung bzw. Laminierung erforderlich ist. Nahezu alle Anwender konnten außerdem ihr Ziel erreichen, mit dem Einsatz des Jetrion-4000-Systems Kosteneinsparungen zu ermöglichen. Typischerweise werden auf den Drucksystemen kleine und mittlere Auflagen produziert, zum Teil mit variablen Daten.
Verfahrensvielfalt auch im Digitaldruck
Nicht selten investieren auch Unternehmen in die Jetrion 4000, die bereits im Digitaldruck tätig sind. Wie Jason Oliver erklärt, bieten im amerikanischen Markt einige Druckereien die Dienstleistung an, Etikettenunternehmen mit Kleinauflagen im Standard-Segment zu beliefern. Dort sind bisher in der Regel magnetografische Drucksysteme im Einsatz, die bei bestimmten Anforderungen, z.B. in punkto Kratzfestigkeit oder Beständigkeit gegenüber äußeren Einflüssen wie Chemikalien, jedoch an ihre Grenzen stoßen. Diese Anwendungen lassen sich mit dem UV-Inkjet-Druck abdecken, so dass diese Unternehmen ihren Maschinenpark häufig mit einer Jetrion 4000 ergänzen. Somit greift der im Schmalbahndruck seit Jahren zu beobachtende Trend zur Verfahrensvielfalt, d.h. die jeweiligen Stärken verschiedener Druckverfahren gezielt zu nutzen, inzwischen auch auf den Digitaldruck über.
Stand-alone oder integrierte Lösung
Ähnlich wie bei den anderen Digitaldruck-Technologien setzen die Anwender des UV-Inkjet-Verfahrens bei der Verarbeitung auch hier größtenteils auf eine Trennung von Druck und Konfektionierung. Lediglich bei zwei der weltweit installierten Jetrion-Systeme ist die Verarbeitung direkt nach dem Druckteil integriert. Die überwiegende Mehrheit bevorzugt somit eine Stand-Alone-Lösung, um den großen Vorteil des Digitaldrucks – gemeint ist in diesem Zusammenhang der Auftragswechsel ohne Rüstaufwand – möglichst effektiv zu nutzen. Sobald weitere Produktionsprozesse wie Stanzen oder Lackieren integriert sind, reduziert das Einrichten dieser Aggregate die Effizienz des Digitaldrucksystems.
Auch die potenziellen Kunden im deutschen Markt bilden in dieser Hinsicht keine Ausnahme, haben Bernd Prattl und Georg Brokof vom Verkaufsteam der Chromos GmbH bei ihren bisherigen Kontakten festgestellt. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Bahnbreite des Jetrion-Systems mit 165 mm von den üblichen Arbeitsbreiten der Verarbeitungssysteme abweicht. Weil größere Bahnbreiten im industriellen Inkjet-Druck durch die Kopplung mehrerer Druckköpfe nebeneinander erreicht wird und diese Komponenten zu den kostenintensivsten Teilen eines Drucksystems zählen, wäre eine integrierte Lösung in der Regel nicht wirtschaftlich.
Symbiose aus alter und neuer Technik
Wesentlich sinnvollere Möglichkeiten ergeben sich nach Einschätzung der Chromos GmbH aber im Etikettenmarkt durch den großen Bestand an traditionellen Buchdruckmaschinen mit translativer Bahnführung. Mit entsprechender Steuerung lassen sich diese meist abgeschriebenen Anlagen durchaus zur Verarbeitung, d.h. Stanzen, Lackieren, etc., der digital gedruckten Etikettenbahnen einsetzen. Dadurch erübrigt sich für einen solchen Betrieb bei der Anschaffung einer Digitaldruckmaschine vorerst die Investition in Verarbeitungsmaschinen.
Dass in vielen Etikettendruckereien zahlreiche in die Jahre gekommene Buchdruckmaschinen arbeiten, wertet man bei Chromos als aussichtsreiches Potenzial für digitale Drucksysteme, weil über kurz oder lang ein erheblicher Ablösungsbedarf für diese Anlagen entsteht. Das Unternehmen schätzt den den aktuellen Anteil des Digitaldrucks bei den Verkaufszahlen im deutschen Markt auf rund 10 bis 15 %. In den nächsten Jahren werden die Digitaldrucksysteme ihren Anteil gegenüber konventionellen Maschinen kontinuierlich ausbauen. Mittelfristig könnte jede dritte Neuinstallation ein Digitaldrucksystem sein, und langfristig hält Chromos sogar eine Umkehrung dieses Verhältnisses für möglich.
Entwicklung der Auftragsstruktur favorisiert Digitaldruck
Gefördert wird diese Entwicklung durch die Verschiebung der Auflagenstruktur hin zu immer geringeren Losgrößen. Da gleichzeitig die Produktivität der modernen Rotationsdruckmaschinen in den zurückliegenden Jahren enorm gestiegen ist, versuchen Etikettendruckereien der Gefahr von Überkapazitäten durch das Ausweichen in Nischenanwendungen zu entgehen. Der Digitaldruck stellt in dieser Hinsicht eine geeignete Möglichkeit dar, auch weil der Investitionsaufwand für den Digitaldruck mit der Verfügbarkeit neuer Alternativen tendenziell sinkt. So liegt der Anschaffungspreis des UV-Inkjet-Systems Jetrion 4000 etwa auf dem Niveau einer kleinen Einsteigermaschine für den Flexodruck, was möglicherweise auch das große Interesse der Open-House-Besucher in Ratingen erklärt. Klaus Sedlmayr war mit dem Feedback jedenfalls sehr zufrieden. Fast zwei Drittel aller Besucher fragte nach der Möglichkeit, eigene Aufträge mit der Jetrion 4000 testen zu können. So hohe Quoten hat die Chromos GmbH im konventionellen Bereich selbst zu Boom-Zeiten nicht registriert.

www.chromos.de
Zurück zur Übersicht
Die aktuelle Ausgabe!
Die Branche am Montag!