Anzeigen:
Die Branche am Montag!

Aus den Unternehmen

Vor 20 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von KBA und Planeta

Gleich am ersten Messetag der drupa 1990, fünf Monate vor der deutschen Vereinigung, unterzeichneten Koenig & Bauer und Planeta einen Kooperationsvertrag. V.l.n.r. der damalige KBA-Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-Bernhard Bolza-Schünemann, Planeta-Betriebsdirektor Peter Kahlert und Planeta-Vertriebsdirektor Thomas Schneider

Samstag 16. Januar 2010 - Vor 20 Jahren, am 4. Januar 1990, neun Monate vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, kam es zu ersten Gespräche zwischen der Koenig & Bauer AG (KBA) und den damaligen Planeta Druckmaschinenwerken in Radebeul bei Dresden über eine künftige Zusammenarbeit. Am Vortag reisten der damalige KBA-Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-B. Bolza-Schünemann mit seinem Chefkonstrukteur für Bogenmaschinen, Albrecht Germann, nach Dresden, um Peter Kahlert, den damaligen Planeta-Betriebsdirektor und seinen Chefkonstrukteur Arndt Jentzsch am nächsten Tag im Radebeuler Kundenzentrum zu treffen. Ein Jahr später führte diese denkwürdige Begegnung zur Mehrheitsbeteiligung von Koenig & Bauer am traditionsreichen sächsischen Bogenmaschinenhersteller. 1998 fusionierte die Würzburger Muttergesellschaft mit ihrer sächsischen Bogenoffset-Tochter, die seitdem ein wichtiger Teil der Koenig & Bauer AG ist.

Natürlich gab es auch schon vorher trotz aller politischen Hindernisse gelegentliche Kontakte zwischen beiden Druckmaschinenherstellern. Oft lagen die Stände auf internationalen Messen in unmittelbarer Nachbarschaft, so dass die Techniker auf beiden Seiten die seltene Gelegenheit für Fachgespräche nutzten. Bereits 1974 hatte Koenig & Bauer mitten im Kalten Krieg von Planeta eine Lizenz zur Nutzung technischer Details für die Bogenanlage in der Rapida SR III erworben. Auch damals waren Dr. Bolza-Schünemann und Albrecht German die treibenden Kräfte bei der ältesten Druckmaschinenfabrik der Welt gewesen.

drupa 1990: Zeit für Visionäre
Aber erst nach Öffnung des Eisernen Vorhanges im November 1989 wurden die Kontakte zwischen beiden Unternehmen direkter und unkomplizierter. Sie führten schon im Mai 1990, am ersten Tag der drupa in Düsseldorf zu einem Kooperationsvertrag, der damals für eine kleine Sensation auf der Messe sorgte. Damals existierten noch die BRD und die DDR und es war nicht ganz klar, auf welcher Rechtsgrundlage der deutsch-deutsche Vertrag basierte. Visionäre wie der damalige KBA-Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-B. Bolza-Schünemann und sein langjähriger Weggenosse Albrecht Germann auf der einen sowie Peter Kahlert und der langjähriger Planeta-Chefkonstrukteur Arndt Jentzsch auf der anderen Seite lassen sich aber von solchen juristischen Feinheiten nicht abhalten.

Schwieriger Start in die Marktwirtschaft
Nach langwierigen Verhandlungen mit der Treuhandanstalt und der Fertigstellung einer Eröffnungsbilanz in Deutscher Mark wurde schließlich am 28. März 1991 die Mehrheitsbeteiligung von Koenig & Bauer am Druckmaschinenwerk Planeta unterzeichnet und dieses in KBA-Planeta AG umbenannt. 1992, zur internationalen TPG in Paris, erfolgte bereits der erste gemeinsame Messeauftritt, damals noch mit drei Bogenoffenmaschinen der Varimat-, Varitrend- und Rapida-Reihe im Mittelformat. In mehreren Schritten wurden die KBA-Anteile auf 100 % aufgestockt bevor schließlich 1998, zum 100. Jubiläum von Planeta, die Fusion auf die Muttergesellschaft vollzogen wurde.

Nach dem Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion und der sozialistischen Wirtschaftsunion Comecon fielen für Planeta vorher besonders wichtige Märkte in Osteuropa von einem Tag auf den anderen weg. Zeitgenossen erinnern sich daran, dass sich damals versandfertige Maschinen auf dem Freigelände stapelten wie im Hamburger Hafen. Leider waren dafür plötzlich die Abnehmer abhanden gekommen. Im Westen mussten die meisten neuen Märkte gegen den Widerstand etablierter westdeutscher Wettbewerber erst noch erobert werden. Das kostete Zeit und viel Überzeugungskraft. Planeta-Maschinen gab es zu dieser Zeit fast ausschließlich in den USA, Frankreich und Italien, vereinzelt auch bei westdeutschen Verpackungsdruckern. Hinzu kam die notwendige Umstrukturierung der Produktion nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten. So hatte der neue Vorstandsvorsitzende Albrecht Bolza-Schünemann und sein mit einigen Transfers von der westdeutschen Mutter verstärktes Team die schwierige Aufgabe, innerhalb weniger Monate fünf von ursprünglich sechs Produktionswerken zu schließen, dazu auch noch ein Theater, eine Poliklinik und Ferienheime. Von 5.500 Mitarbeitern blieben nur ca. 1.200 übrig.

Technologietransfer spart Zeit und Geld
Parallel zur notwendigen Umstrukturierung erfolgte die Modernisierung und Vereinheitlichung des Bogenoffset-Programms in Radebeul. Bereits im Jahr 1992 verlagerte KBA die gesamten Bogenoffset-Aktivitäten an die Elbe. Das betraf die Rapida 104, mit 15.000 Bogen/h schon 1986 die schnellste Bogenoffsetmaschine im Mittelformat, sowie die Neukonstruktion Rapida 74, deren Erprobung noch in Würzburg abgeschlossen wurde. Seit 1995 setzt KBA Radebeul in allen Formatklassen voll auf die Rapida-Technik. Die Produktion der Baureihen Varimat und Varitrend im Mittelformat wurde 1994 eingestellt, das Varimat-Großformat kurz nach der Premiere der bereits in Radebeul unter Federführung von Arndt Jentzsch mit Unterstützung einiger Würzburger Konstrukteure entwickelten Rapida-Jumbos zur drupa 1995.

Rasantes Wachstum mit vielen Innovationen
Von ursprünglich 200 Mio. DM im Jahr 1992 stieg der Bogenoffset-Umsatz im Werk Radebeul bis zum Jahr 2005 auf 738 Mio. Euro. Das ist eine Versiebenfachung innerhalb von 13 Jahren. Parallel wuchs auch die Beschäftigtenzahl am sächsischen Standort auf gut 2.100 Mitarbeiter (ohne Auszubildende). Mit einer Vielzahl an Neu- und Weiterentwicklungen machten die Sachsen von sich reden. Schon 1995 wurde die erste Zehnfarben-Rapida 104 mit Wendung für den 5 über 5-Druck geliefert, zur PRINT’97 in Chicago die gemeinsam mit der damaligen Scitex entwickelte Digital-Offsetmaschine 74 Karat. Zum 100. Jubiläum im Sommer 1998 präsentierte Radebeul mit der Rapida 105 eine noch leistungsfähigere Nachfolgerin. Zur drupa 2000 folgte neben der Premiere der inzwischen auch von anderen Herstellern übernommenen Hybrid-Veredelung auf einer Rapida 105 lange vor allen anderen die Öko-Zertifizierung des gesamten Bogenoffset-Programmes. Die bis heute weltweit größte Bogenoffsetmaschine Rapida 205 im Spätherbst 2003, die im Bogenoffset einzigartige ziehmarkenfreie Anlage zur drupa 2004, Plattenzylinder-Einzelantriebe DriveTronic SPC, der Rüstzeitweltmeister Rapida 106 zur drupa 2008 und als weiteres Alleinstellungsmerkmal der fliegende Auftragswechsel im Bogenoffset (Flying JobChange) im Sommer 2009 sind weitere wichtige Beispiele aus einer langen Innovationsliste.

Flexible Anpassung an die Realitäten der Finanzkrise
Erst der massive Einbruch des Druckmaschinenmarktes durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise ließ den Bogenoffset-Umsatz von KBA im Jahr 2008 wieder unter die 600 Mio. Euro-Grenze sinken. Davon blieben auch alle anderen bedeutenden Mitbewerber in Deutschland und Japan nicht verschont. Da auch für die Folgejahre ein geringeres Nachfragevolumen bei Bogenmaschinen zu erwarten ist, erfolgte 2009 eine Neuausrichtung des KBA-Bogenoffsetwerkes in Radebeul mit einer Reduzierung der Kapazitäten um etwa 700 auf 1.470 Planstellen. Aber nachdem die Sachsen die noch größeren Einschnitte nach dem Ende der deutschen Teilung vor 20 Jahren erfolgreich überwunden haben, werden sie die Widrigkeiten der globalen Wirtschaftskrise ebenso überwinden und den Bogenoffsetdruckern überall auf der Welt weiterhin mit der bekannten Kreativität entscheidende Impulse für die wirtschaftliche Druckproduktion geben.

www.kba.com
Zurück zur Übersicht
Anzeige:
Anzeige:
Die aktuelle Ausgabe!
Die Branche am Montag!