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Aus den Unternehmen

Qualität muss nicht teuer sein

Volkmar Assmann, geschäftsführender Gesellschafter der Baumann Maschinenbau Solms GmbH & Co. KG

Dienstag 07. Februar 2012 - Der VDMA sprach mit Volkmar Assmann, geschäftsführender Gesellschafter der Baumann Maschinenbau Solms GmbH & Co. KG, über Marktverschiebungen und den Einstieg ins Billigsegment als Antwort auf die Krise der Druckbranche.

Herr Assmann, welche Rolle spielt die drupa für Baumann?

Assmann: Die drupa ist die wichtigste Messe für die graphische Industrie weltweit. Deshalb ist auch die Messe für uns extrem wichtig. Wir rechnen allerdings nicht mit einer großen Zahl von Vertragsabschlüssen, denn die Branche hat sich von ihrer letzten Krise noch nicht wieder erholt. Uns geht es auf der nächsten drupa vor allem darum, unsere Weiterentwicklungen vorzustellen.


Baumann hat im vorigen Herbst eine neue Produktlinie, die „Economy-Serie“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um preisgünstige Maschinen. Warum machen Sie das?

Assmann: Die Einführung war ein großer Erfolg. Es gibt eine große Nachfrage nach preisgünstigen Maschinen. Das Problem ist doch, dass unsere Kunden sich aus unterschiedlichen Gründen mit Investitionen seit Jahren zurückhalten. Wenn wir günstiger anbieten, ist das ein Kaufanreiz für sie. Ganz konkret heißt das: Die Maschinen unserer „Economy-Serie“ sind im Durchschnitt etwa 40 Prozent günstiger als die anderen.


Worauf muss der Kunde denn angesichts des niedrigen Preises verzichten?

Assmann: Die Qualität ist überall gleich hoch. Verzichten muss der Kunde eher auf liebgewonnene Gewohnheiten, also auf ein gewisses Maß an Komfort. Unsere neue Produktlinie zielt aber auch auf Schwellenländer. Dort spielt der Preis oft eine noch wichtigere Rolle als in den westlichen Industrieländern.


China ist inzwischen zum weltgrößten Markt in der graphischen Industrie heran gewachsen. Bieten sich dort für Baumann Geschäftschancen?

Assmann: Für uns ist der chinesische Markt noch nicht relevant. Das liegt an den immer noch niedrigen Löhnen dort. Wir bei Baumann haben unseren Schwerpunkt bei Schneidesystemen, also in der Automatisierung. Solange es aber günstiger ist, Aufgaben wie beispielsweise das Schneiden von Papier oder das Schütteln manuell zu erledigen, werden unsere Maschinen dort nicht zum Einsatz kommen. Sollten die Löhne in China in die Höhe schnellen, dann entstünde dort auch für uns ein Markt. Damit rechnen wir aber mittelfristig nicht.
Eine Chance hätten wir auch, wenn die Qualitätsanforderungen an gedruckte Produkte in China steigen würden. Das könnte passieren, wenn immer mehr amerikanische und europäische Druckereien ihre Produktion dorthin verlagern. Dann wird man um uns nicht mehr herum kommen.


Die USA waren einst der größte Markt für die graphische Industrie. Seit Jahren wird dort kaum noch investiert. Wann rechnen Sie mit einer Erholung?

Assmann: Ich glaube nicht daran, dass wir in den USA auf absehbare Zeit eine Erholung spüren werden. Das Niveau von 2006 oder 2007 wird der Markt wohl nie mehr erreichen. Viele Betriebe haben dort aufgegeben oder ihre Produktion ins Ausland verlagert. 2012 könnte dennoch besser werden als die vorigen Jahre, weil dort Wahlkampf herrscht. In einem Wahljahr zieht erfahrungsgemäß auch die Druckbranche an.


Wie wirkt sich der Vormarsch des Digitaldrucks auf die Geschäftsaussichten von Baumann aus?

Assmann: Im Digitaldruck wird wenig maschinell geschnitten, weil Formatpapiere bedruckt werden. Deshalb spielt er für uns keine bedeutende Rolle – wenngleich wir dafür natürlich auch die entsprechenden Maschinen haben.


Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie bei Baumann angesichts der eher düsteren Aussichten für die gesamte graphische Industrie?

Assmann: Wir rechnen auf jeden Fall mit einer Steigerung unseres Umsatzes. Nicht zuletzt, weil wir nicht nur für die graphische Industrie liefern. Unsere Systeme kommen auch in der Messtechnik und in der optischen Industrie zum Einsatz. Wir haben für dieses Jahr einen Umsatz von 14 Millionen Euro budgetiert nach etwa 12,5 Millionen im Vorjahr. Da wir konservativ rechnen, sind wir zuversichtlich, unser Ziel auch zu erreichen.


Warum hat Druck Zukunft?

Assmann: Es wir auf jeden Fall immer Gedrucktes auf Papier geben. Aber es wird Verschiebungen geben, weg von der Zeitung und hin zu Werbung, beispielsweise. Insgesamt wird die Menge an Gedrucktem aber wohl abnehmen.


Die drupa ist 60 geworden. Wird es in 60 Jahren noch eine drupa geben?

Assmann: Die drupa wird auf absehbare Zeit weiterhin eine große Bedeutung haben. Sie ist der Marktplatz, auf dem man sich trifft, austauscht und wo auch Geschäfte gemacht werden. Ob das auch noch in 60 Jahren der Fall sein wird, ist seriös aus heutiger Sicht nicht zu sagen.


Was ist seit der Erfindung des Buchdrucks die wichtigste Weiterentwicklung in der Drucktechnik?

Assmann: Das ist ironischerweise das digitale Medium Internet. Es hat völlig veränderte Prozesse ausgelöst. Auch für die Drucker. Das Internet hat überdies neue Geschäftsfelder geschaffen. Ich nenne als Beispiel die Internetdruckereien. Die Heftigkeit dieser Veränderungen war nicht vorhersehbar.

www.vdma.org
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