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Drucksaal

„Druckindustrie wichtigster Zielmarkt“

Technigraf Geschäftsführer Karlheinz Mohn

Samstag 16. Mai 2015 - Die TECHNIGRAF GmbH aus Grävenwiesbach im Taunus feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Firmenjubiläum. Ihre Belichtungsgeräte, UV-Trockner und Messtechnik sind weltweit gefragt. Wichtigster Abnehmer ist nach wie vor die Druckindustrie. Geschäftsführer Karlheinz Mohn hat zu Jahresbeginn das Ruder übernommen. Im Interview erklärt er, wie er die Zukunft gestalten und den kleinen Mittelständler trotz rückläufiger Geschäfte im Kernmarkt Siebdruck auf Kurs halten will.

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Herr Mohn, Sie haben Anfang 2015 die Geschäftsführung von Technigraf übernommen. Können Sie ihr Unternehmen kurz vorstellen?
Karlheinz Mohn: Die Technigraf wurde im Dezember 1965 von Walter Stumpe und seiner Frau Ruth gegründet und bis 2012 von ihnen geführt. Wir feiern also in diesem Jahr 50-jähriges Firmenjubiläum. Vor drei Jahren hat Walter Stumpe das Unternehmen an eine Gruppe von Gesellschaftern verkauft. Ich bin seither dabei und nun seit knapp einem halben Jahr Geschäftsführer. Unser Metier ist die Entwicklung, Herstellung und der Handel mit strahlungstechnischen Geräten. Es begann mit Xenon-Impulslampen für Druckereien, ging in den 1970er Jahren mit Metall-Halogenid-(MH)-Kopierlampen, MH-Belichtungsgeräten sowie mit Sieb-Kopier- und Trockenanlagen weiter. Und seit 1976 bietet Technigraf auch Anlagen zur UV-Strahlungshärtung an.

Wer sind Ihre wichtigsten Abnehmer?
Mohn: Der Siebdruck ist für uns der wichtigste Markt, in dem wir nach wie vor einen hohen Anteil unserer Umsätze erwirtschaften. Wir haben ein globales Netzwerk von Partnern, die unsere Anlagen fast in jedem Land der Erde vertreiben.

Inwieweit macht ihnen der Strukturwandel der graphischen Industrie trotz ihrer globalen Vertriebsstrukturen zu schaffen?
Mohn: Wie alle Anbieter von Drucktechnik sind wir davon betroffen, dass sich digitale Druckverfahren zunehmend durchsetzen. Im Belichtungssektor gehen unsere Umsätze zurück. Aber es ist kein dramatisch schrumpfender Markt. Wir werden auch in Zukunft einen interessanten, keineswegs zu vernachlässigenden Anteil unserer Umsätze mit der Belichtungstechnik für den Siebdruck machen. Auch werden wir hier weiterhin in die Forschung und Entwicklung investieren, um uns im Markt zu behaupten und um den Siebdruck im Wettbewerb mit anderen Druckverfahren zu stärken. Etwa, indem wir zu höheren Genauigkeiten beitragen, um feinere Siebe belichten zu können.

Sie sprechen von interessanten Umsatzanteilen. Was sind die anderen Anteile Ihres Geschäfts?
Mohn: Die UV-Härtung ist und bleibt wichtig. Wir bieten hier in Kürze auch eigene Anlagen mit UV-LED-Systemen an. Wir steigen dafür aber nicht in die Fertigung von Leuchtdioden ein, sondern werden sie zukaufen. Mit unserer Erfahrung im Bereich Drucktechnik haben wird das Know-how, um UV-LED in Systeme zu integrieren und die Anlagen exakt für die Anforderungen unserer Kunden auszulegen. Zudem haben wir den Marktzugang. Mit Technigraf verbinden Kunden weltweit beständige Anlagentechnik. Darauf lässt sich aufbauen.

Denken Sie darüber nach, Ihr UV-Know-how in anderen Branchen anzubieten?
Mohn: Auch im Druck- und Beschichtungssektor gibt es Potential, das wir mit unseren UV-Härtungsanlagen schon angehen und auch noch ausbauen können. UV-härtende Farbsysteme und Beschichtungen sind ja in diversen Druckverfahren im Einsatz – sei es im Offset, im Digitaldruck oder beim Druck auf Glas und anderen Materialien. Wir wollen in diesem Bereich wachsen und werden uns verstärkt präsentieren. Dabei spielen Messen eine wesentliche Rolle. Daneben haben wir auch andere industrielle Einsatzfelder im Blick – UV-Technik ist ja vielseitig. Aber da ist noch nichts spruchreif.

Klassische UV-Technik auf Quecksilber-Basis ist umstritten…
Mohn: … aber sie ist Leuchtdioden in vielen Anwendungen noch weit überlegen. Das gilt für nahezu alle schnell laufenden Maschinen, in denen UV-Strahlung zur Härtung genutzt wird, wie für die Wasserentkeimung oder Luftreinhaltung. Das funktioniert auf absehbare Zeit nur mit Quecksilberlampen. Auch schnelle Prozesse im Druck- und Verpackungswesen sind mit Leuchtdioden noch nicht zu machen. Ein Verbot würde nicht nur die Druck- und Beschichtungsbranche treffen, sondern gerade auch die Anwender im Umweltschutz. Ich bin überzeugt, dass sie die Effizienzvorteile der LED-Technik nutzen würden, wenn die nötige Zuverlässigkeit und Prozesssicherheit schon gegeben – und die Startinvestitionen einen Tick erschwinglicher wären. Aber die LED-Technik entwickelt sich sehr dynamisch. In den kommenden Jahren ist mit deutlichen Verbesserungen zu rechnen.

Wie schaffen Sie es als kleiner Mittelständler, die unterschiedlichen Märkte und Entwicklungen im Blick zu behalten?
Mohn: Wir sind aktuell 18 Mitarbeiter, davon etwa ein Viertel in Konstruktion und Entwicklung. Das setzt uns Grenzen, zumal wir eine sehr hohe Fertigungstiefe haben. Die möchten wir auch beibehalten, weil sie uns Vorteile bei Lieferzeiten und Flexibilität verschafft. Wir sind nur in geringem Maß auf Zulieferer angewiesen – und können so jederzeit schnell auf Wünsche unserer Kunde eingehen.

Inwieweit würde sich das beim Ausweiten Ihrer UV-LED-Geschäfte ändern?
Mohn: Damit wäre natürlich ein partieller Strategiewandel verbunden. Der LED-Kopf ist von der Wertigkeit her etwas anderes. Die Montage der mechanischen Teile der Anlagen bliebe zwar die Gleiche, aber die monetären Werte würden sich dann doch deutlich von der Eigenfertigung hin zu den Kaufteilen verschieben. Allerdings würde ich die Fertigungstiefe abgesehen von den zugelieferten LED-Köpfen gerne auf dem aktuellen Niveau halten.

Welche Veränderungen wollen Sie als neuer Geschäftsführer umsetzen?
Mohn: Natürlich ist es mein Ziel, die Rückgänge im Kerngeschäft durch Wachstum in anderen Bereichen aufzufangen. Neben den UV-LED sehe ich dafür Potential in der Messtechnik, die wir zu einem dritten Standbein entwickeln wollen. Hier entwickeln wir derzeit neue, innovative Produkte. Ein viertes Standbein ist geplant, aber das wird wohl erst 2016/17 richtig losgehen. Zumal wir uns dafür Gedanken über veränderte Vertriebsstrukturen machen müssen. Allein über das bestehende Händlernetz wird es nicht funktionieren. Wir werden uns insgesamt deutlich breiter aufstellen müssen, um die Überlebensfähigkeit der Firma über die nächsten Jahre hinaus zu sichern.




Wie steht es um die Bereitschaft der Mitarbeiter, Veränderungen umzusetzen?
Mohn: Wir haben eine prima Mannschaft, stehen aber vor einen Generationswechsel. Wenn Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden, werden wir gezielt neue Kompetenz an Bord holen, um die anstehenden Marktveränderungen auch personell anzugehen. Wir werden uns aber definitiv nie aus dem Druckmarkt zurückziehen. Dafür ist er viel zu spannend. Und dafür bietet er nach wie vor zu viele Chancen.

www.vdma.org
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