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Verpackung

Wein und Etiketten als regionaler Wirtschaftsfaktor

Von den beiden Stanzwerken kann eines bei Großauflagen für die rotative Prägung eingesetzt werden.

Dienstag 29. Oktober 2013 - Die Region um Verona mit ihrer hügeligen Landschaft ist bekannt für die dort angebauten Weine. Die große Zahl an Weingütern zieht zwangsläufig einen hohen Bedarf an Etiketten nach sich. Dieses von der Konjunktur relativ unabhängige Marktsegment hat sich auch während der weltweiten Wirtschaftskrise für so manche Etikettendruckerei rund um Verona als stabiles Standbein erwiesen. Drei dieser Betriebe, die im Rollenetikettendruck erfolgreich mit Offsetdruckmaschinen des dänischen Herstellers Nilpeter A/S produzieren, wurden kürzlich besucht.

In die Produktion von Rollenhaftetiketten sind die drei Druckereien Grafiche Seven S.p.A. in Verona/I, Sefra s.r.l. in Valgatara/I und Grafical S.r.l. in Marano di Valpolicella/I alle erst im Laufe der Zeit eingestiegen. Ursprünglich waren die Firmen entweder im Formular- oder Akzidenzdruck oder in der Fertigung von Nassleimetiketten auf Bogenoffsetmaschinen aktiv. In der Zwischenzeit haben sich selbstklebende Etiketten für diese Unternehmen zu einem Wachstumssegment entwickelt, das in allen Fällen einen bedeutenden Teil zum Umsatz beiträgt.

Die Firma Sefra s.r.l. in Valgatara wurde 1973 von Vasco Franchini gegründet. Als Repräsentant einer italienischen Firma und der britischen Druckereigruppe Paragon verdiente er sein Geld seinerzeit mit Formularen. Der Start der eigenen Produktion erfolgte mit einer gebrauchten Maschine von Goebel. Mit dem Maschinenhersteller aus Darmstadt/D gab es in den ersten beiden Jahrzehnten eine enge Verbindung, so dass zur Boomzeit der Endlosformulare auf drei Goebel-Rotationen produziert wurde. Eine davon war mit einer Einrichtung zur Fertigung von selbstklebenden Etiketten versehen, die in Kombination mit Formularen, z.B. für Logistikzwecke, genutzt wurden.

Das war für die Firma Sefra die erste Berührung mit Haftetiketten, wie sich Romano Franchini, Sohn des Firmengründers und heute Chef des Familienunternehmens, erinnert. Als sich der Rückgang der Formulare abzeichnete, investierte das Unterehmen 1988 in seine erste Maschine für den Rollenetikettendruck – eine B200 von Nilpeter, die nach wie vor noch in Betrieb ist. In den Folgejahren wurde der Maschinenpark in diesem Segment mit Modellen verschiedener Hersteller ausgebaut.

Die guten Erfahrungen aus dem Formulardruck hatten in gewisser Weise Einfluss auf die Entscheidung von 1995, eine erste Offsetdruckmaschine der MO-Baureihe von Nilpeter zu installieren. Alternative Anbieter von Offsetrotationen gab es zu dieser Zeit im Schmalbahnbereich nicht. Sefra vertraute vielmehr dem technischen Know-how von Nilpeter und seinem Kooperationspartner Goebel, Darmstadt/D, von dem die Druckwerktechnik damals stammte. Der Einsatz der Nilpeter MO bewährte sich schnell, so dass die anfänglich reine Offsetmaschine um zusätzliche Module erweitert wurde, um den Kunden Veredelungen mittels Siebdruck und Heißfolienprägung anbieten zu können.

Seither setzt das Unternehmen im Schmalbahnbereich stark auf Maschinen, die einen Wechsel zwischen verschiedenen Druck- und Veredelungsverfahren ermöglichen. Die Fortschritte, die Nilpeter in der Vergangenheit bei seinen Maschinenkonzepten auf diesem Gebiet erzielt hat, überzeugten Romano Franchini, so dass er in den Jahren 2000 und 2010 jeweils weitere Modelle der MO-Baureihe – zuletzt eine MO-3300 – in Betrieb nahm.

Angesichts der guten Ergebnisse im Etikettenbereich und des überall rückläufigen Formulardrucks fiel bei Sefra die Entscheidung, nicht mehr in die Fertigung von Endlosformularen zu investieren. Gleichzeitig wagte sich das Unternehmen in das neue Produktsegment der Shrink Sleeves. Sie werden inzwischen in Valgatara neben Haftetiketten in den Verfahren UV-Flexo- und Rollenoffsetdruck produziert. Heute werden in der Druckerei einschließlich dem Geschäftsbereich für Prepress und Druckformherstellung aktuell ein Jahresumsatz von 10 Mio. Euro erzielt und über 50 Mitarbeiter beschäftigt. Weinetiketten stellen dabei rund 60% der Produktion dar. Weitere Aufträge stammen aus den Bereichen Lebensmittel, Spirituosen, Mineralöl und Pharma. Vor allem bei Etiketten für Lebensmittelkunden werden auch Low-Migration-Farben für den Offset- und Flexodruck eingesetzt.

Für die anspruchsvollen Etikettenmotive aus dem Weinsektor nutzt Sefra die Kombinationsmöglichkeiten, die Nilpeter mit seinem modularen Maschinenkonzept bietet. Ein Großteil der Weinetiketten wird mit Heißprägungen oder Siebdruck veredelt. Um auf den häufig verwendeten strukturierten Papieren eine hohe Druck- und Veredelungsqualität zu erzielen, ist Präzision über den gesamten Prozess eine wichtige Voraussetzung. Für eine zuverlässige Farbwiedergabe und eine passgenaue Folienprägung und Stanzung fordert Romano Franchini eine sicher einzuhaltende Registergenauigkeit von ± 0,1 mm bei den Farben im Offsetdruck. Im Siebdruck und bei der Folienprägung sind ± 0,25 mm seine Vorgabe.

Die stabile Einhaltung der geforderten Registergenauigkeit erfüllen die Nilpeter-Maschinen ebenso wie eine hohe Produktivität, die für Sefra allein schon aus wirtschaftlichen Gründen ein wichtiges Kriterium bei der Maschinenauswahl ist. Aufträge ohne Veredelungsanteil werden in der Regel mit einer Druckgeschwindigkeit von 130 bis 150 m/min produziert. Auf diese Weise lassen sich auch große Auflagen wirtschaftlich fertigen. Bei Weinetiketten verhindern schwierige Materialien und meist anspruchsvolle Motive mit hohem Veredelungsgrad oftmals, die maximale Produktionsgeschwindigkeit auszureizen. Beim integrierten Einsatz von Siebdruck und Folienprägung erreicht Sefra aber immer noch Geschwindigkeiten im Bereich von 40 m/min.

Für hochwertige Foliendrucke und Prägungen hat Sefra im Dezember 2012 das neu entwickelte Inline-Modul FP-4 nachgerüstet. Diese Einheit, die in die Baureihen MO- und FA-Line integrierbar ist, hatte Nilpeter im September 2012 zur Labelexpo Americas in Chicago vorgestellt. Das FP-4-System arbeitet im Flachbettverfahren und eignet sich besonders gut für strukturierte Haftmaterialien, wie sie vor allem für Etiketten im Wein- und Spirituosenbereich eingesetzt werden.

Die Firma Grafical S.r.l. in Marano di Valpolicella war zu Beginn ein reiner Akzidenzdruckbetrieb. Gegründet wurde das Unternehmen 1984 von Andrea Lonardi. Ihm folgten seine drei Brüder Mario, Flavio und Elio, die den Betrieb heute zu viert gemeinsam leiten. Den Einstieg in den Etikettenmarkt vollzog Grafical im Jahr 1998, indem das Unternehmen in eine translative Maschine mit einer Arbeitsbreite von 250 mm investierte. Heute macht die Produktion von Haftetiketten nach Auskunft von Sebastiano Lonardi – der Sohn des Firmengründers ist inzwischen in der Betriebsleitung tätig – rund 75% des Umsatzes aus. Geschätzte 90% der Etiketten werden für die Weinindustrie gefertigt, das restliche Zehntel für Lebensmittel und Kosmetik. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei rund 65, und im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von rund 8 Mio. Euro erwirtschaftet.

Bevor Grafical Rollenetiketten in sein Programm aufgenommen hat, wurden bereits Nassleimetiketten im Bogenoffsetdruck hergestellt. Die Ausweitung des Angebots wurde durch Kunden ausgelöst, die vermehrt nach selbstklebenden Etiketten fragten. Mittlerweile sind die meisten Weingüter aus dem Kundenstamm von Grafical auf Haftetikettierung umgestiegen. Forciert wird diese Entwicklung durch die saubere und einfache Handhabung sowie das attraktive Erscheinungsbild der selbstklebenden Etiketten. Ihre vielfältigen Vorteile gleichen sogar die leicht höheren Kosten aus. Auf Nassleimetiketten greifen Kunden nur noch bei einem sehr großen Produktvolumen zurück.

Die Mehrzahl der Weinetiketten ist auf Papierbasis, in erster Linie strukturierte Papiere. Daneben wird ein relativ großer Anteil von eventuell 20% der Etiketten auf Folien gedruckt. Speziell für Schaumweine nutzen viele Kunden heute Kunststoffetiketten, z.B. aus PP-Folie.

Die Ausrichtung des Produktportfolios spiegelt sich auch in der technischen Ausstattung wider. Insgesamt sieben Drucklinien sind im schmalbahnigen Rollenbereich im Einsatz, drei Maschinen im Bogenbereich. Daneben produziert der Betrieb auch im Digitaldruck auf einer HP Indigo. Neueste Maschine für den Etikettendruck ist eine Nilpeter MO-4 mit 420 mm Arbeitsbreite. Die Konfiguration umfasst fünf Offsetdruckwerke, denen ein Flexodruckwerk vorgeschaltet ist. Nach den Offsetwerken sind eine Einheit für die Folienprägung sowie eine weitere Druckstation angeordnet, die sowohl mit einem Flexodruckwerk bei Bedarf aber auch mit einem Siebdruckwerk bestückt werden kann. Die Heißprägeeinheit ist häufig im Einsatz, da geschätzte 40% der produzierten Weinetiketten auf diese Weise veredelt werden. Im Verarbeitungsteil runden zwei Stanzwerke die Ausstattung ab. Eine der beiden Stationen kann bei großen Auflagen mit rotativer Prägung genutzt werden, um so eine höhere Produktionsleistung zu ermöglichen.

Mit der Anschaffung der Nilpeter MO-4 konnte Grafical seine Produktivität speziell bei mittleren Auflagen deutlich steigern. Ein Auftrag über 200 000 Etiketten (bei typischen Weinetikettenformaten ungefähr 2500 Laufmeter) nimmt auf einer translativen Maschine unter Umständen schon mal sechs Stunden Produktionszeit in Anspruch. Falls der Auftrag Siebdruck beinhaltet, ist sogar ein zweiter Arbeitsgang erforderlich, was die reine Fertigungsdauer verdoppelt. Unter dem Strich stehen zwölf Stunden reine Druckzeit bei einer mittleren Auftragsgröße und ein hoher Aufwand für die Druckerei beim Einrichten, vor allem beim Insetting für den zweiten Durchgang. Ein Großteil der Jobs fällt bei Grafical in diese Kategorie. Für die Kunden bedeutete das relativ lange Lieferzeiten. Eine deutlich spürbare Verbesserung der Produktivität wurde mit der MO-4 allein schon dadurch erreicht, dass Etiketten mit Siebdruckanteil in einem Arbeitsgang gefertigt werden können.

Da auch das zuletzt installierte Digitaldrucksystem schneller produziert als die eingesetzten translativen Druckmaschinen, ist Sebastiano Lonardi nach seinen bisherigen Erfahrungen überzeugt, dass sich das Unternehmen im Bereich der Weinetiketten in Zukunft auf die beiden Varianten rotativer Etikettendruck und Digitaldruck konzentrieren kann. Weil die Kunden keinen qualitativen Unterschied erkennen können, ist ein Wechsel zwischen den Alternativen ohne Probleme möglich. Deshalb plant Grafical im Laufe der nächsten Jahre, die Produktion so umzustellen, dass sämtliche Weinetiketten entweder im Rotationsdruck oder im Digitaldruck gefertigt werden.

Das vom heutigen Firmeninhaber Luciano Venturi im Jahr 1969 gegründete Unternehmen Grafiche Seven S.p.A. in Verona hat den Ruf einer industriell ausgerichteten Druckerei mit einem umfassenden Produktangebot. Etiketten waren von Anfang an Teil des Programms. Sie wurden in der Vergangenheit ausschließlich im Bogenoffsetdruck hergestellt. Veredelungen wie Lackierung oder Folienprägung wurden auf nachgeschalteten Maschinen realisiert. Aufgrund der Marktentwicklung in Richtung Inmould-Labels, Wrap-around-Etiketten und Shrink Sleeves investierte das Unternehmen im Jahr 2000 in seine erste Rollendruckmaschine. Sie stammte ebenso wie eine zweite im Jahr 2006 installierte Drucklinie von Müller Martini.

Der Produktbereich Rollenhaftetiketten kam im Jahr 2002 durch die Übernahme der Firma Rotoseven hinzu. Heute hat die Produktion von selbstklebenden Etiketten, gedruckt im Offset-, Sieb- und Buckdruckverfahren einen Anteil von 30% am Jahresumsatz, der zuletzt bei ca. 10 Mio. Euro lag. Dieser Bereich, in dem sehr viele Kunden aus der regionalen Weinindustrie kommen, war für Grafiche Seven ein wichtiges Standbein während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2007/08. Während im Bereich Bogenoffset Teile der Produktionstechnik aufgegeben werden mussten und die Zahl der Beschäftigten von fast 100 Mitarbeitern auf inzwischen 75 Mitarbeiter reduziert wurde, blieb das Geschäft mit Haftetiketten stabil und trug so wesentlich zum Erhalt des Unternehmens bei.

Zukünftig konzentriert sich Luciano Venturi vor allem auf Maschinen, die im Sinne einer Lean Production eine effektive Fertigung gewährleisten. Dieses Ziel wird mit einem Investitionsprogramm in Höhe von ca. 6 Mio. Euro angegangen. Es beinhaltet die Installation aktueller Technik in allen Bereichen vom Bogenoffset bis hin zum Rollen- und Schmalbahndruck. Die Zielmärkte sind im Rollendruck hauptsächlich die Getränkeindustrie mit einem großen Anteil im Weinbereich und im Bogendruck darüber hinaus auch die Lebensmittelbranche, für die Grafiche Seven vor allem Inmould-Label produziert.

Teil des ehrgeizigen Investitionsprogramms ist auch eine Offsetdruckmaschine MO-4 von Nilpeter, die mit einer multifunktionalen Konfiguration ein breites Spektrum an Anwendungen erlaubt. Sie umfasst im Prinzip alle gängigen Verfahren mit Ausnahme des Tiefdrucks. Für hochwertige Veredelungen stehen beispielsweise eine Flachprägeeinheit für Heißfolien- und Blindpräge-Anwendungen, ein Druckwerk für den Rotationssiebdruck sowie ein De- und Relaminierungsmodul zur Verfügung, das eine Bedruckung der Rückseite ebenso wie den Druck auf die Klebstoffschicht u.a. mit Kaltfolienprägung erlaubt. Desweiteren ist als abschließendes Aggregat ein Station für den lösemittelbasierten Druck integriert. Sie bietet insbesondere für die Produktion von Shrink Sleeves einen Weißdruck mit hoher Opazität. Mittels dieser umfangreichen Ausstattung lassen sich auf der Nilpeter MO-4 bei Grafiche Seven neben Selbstklebe-Etiketten auch Shrink Sleeves sowie Folienetiketten aus Monofolie bedrucken und verarbeiten.

Alle drei im Artikel beschriebenen Betriebe aus dem Umfeld von Verona haben ihre Wurzeln zwar in einem anderen Marktbereich als der Herstellung von selbstklebenden Etiketten. Der spätere Einstieg in dieses Produktsegment hat sich für diese Druckereien jedoch in allen Fällen als sehr erfolgreiche Entscheidung erwiesen. Mit Kunden aus der gut durch die Krise gekommenen Weinindustrie und moderner Fertigungstechnik im Maschinensaal, für die beispielhaft die aufgeführten Nilpeter-Modelle stehen, hat das Unternehmens-Trio gute Zukunftsaussichten für die kommenden Jahre.

www.nilpeter.com
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