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Neues System schließt Lücke im Angebot

Klaus Sedlmayr (links), Geschäftsführer der Chromos GmbH, und Dirk Handler, Geschäftsführer der Erhard Küchler GmbH, vor der neuen iconcept.

Dienstag 16. August 2022 - Bei den "Etikettenmachern" der Erhard Küchler GmbH kombiniert eine vom Handelspartner Chromos GmbH gelieferte Smag iconcept die Bereiche Veredelung und Konfektionierung in einer Linie.

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Etikettendruckereien wie die Erhard Küchler GmbH aus Esslingen-Berkheim, die ein breites Kundenspektrum betreuen, benötigen eine Produktion mit besonders variabel nutzbarer Technik. Mit der Installation einer neuen iconcept-Produktionslinie von Smag Graphique hat das Unternehmen seine Möglichkeiten im Bereich Siebdruck – bis dahin auf sehr schmale Anwendungen bis 165 mm limitiert – deutlich ausgeweitet. „Das war lange Zeit eine Lücke in unserem Programm“, erklärt Geschäftsführer Dirk Handler, „und solche Lücken mögen wir nicht!“ Dass die jüngste Investition darüber hinaus noch weitere Vorteile bietet, ist im vorliegenden Beitrag beschrieben.
Weil Corona zum Zeitpunkt des Interviews gerade wieder um sich griff, musste das Gespräch mit Dirk Handler online stattfinden. Das bedauert einerseits der Autor, da der persönliche Kontakt und die Eindrücke vor Ort stets wichtige Grundsteine für einen informativen Artikel sind. Für die Etikettendruckerei Erhard Küchler bedeutet es gleichzeitig, dass den Kunden die vielen Möglichkeiten der neu installierten Technik nicht adäquat präsentiert werden können. Haptische und visuelle Details von Veredelungen sind nun mal schwierig über Videokonferenzen vermittelbar.

Vertrauensvorschuss ermöglicht Schnellstart
Trotz der widrigen Umstände ist Dirk Handler mit der Startphase der Inbetriebnahme Anfang November 2021 sehr zufrieden. Dass dies gelingen konnte, führt er zum Teil auf gute partnerschaftliche Beziehungen sowohl zu Lieferanten als auch zu Kunden zurück. Zwei Kunden hatten schon vor der Installation der Maschine entsprechende Aufträge platziert. Ein Unternehmen terminierte sogar einen Relaunch so, dass die neue Technik zum Einsatz kommen konnte. „Solche ‚Einsteiger-Aufträge‘ bedeuten einen starken Vertrauensvorschuss. Den mussten wir in gleicher Weise aber auch in unsere Lieferpartner setzen,“ erklärt Dirk Handler. Als Beispiel nennt er die Chromos GmbH. Das Augsburger Dienstleistungs- und Handelsunternehmen betreut seit über zwanzig Jahren den deutschen Markt für den französischen Maschinenhersteller Smag Graphique. In dieser Rolle konnte Chromos das Vertrauen der Etikettendruckerei Erhard Küchler auch rechtfertigen. Das Chromos Sales- und Technik-Team hat sich nach Aussage von Dirk Handler gute Noten verdient – sowohl für die Unterstützung während der Entscheidungsphase als auch für die gesamte Organisation von Maschinenabnahme und Support.
Dass auch der Zeitplan eingehalten wurde und die Termine der Schulungen flexibel angepasst wurden, war angesichts der bereits geplanten Produktionsaufträge besonders wichtig. Die Entscheidung für Chromos wurde dadurch erleichtert, dass man in Esslingen-Berkheim schon auf gute Erfahrungen mit dem Unternehmen zurückgreifen konnte. Schließlich finden sich im Produktionssaal mehrere Aniflo-Maschinen von Codimag, und die Modelle dieses Maschinenbauers gehören ebenfalls zum Programm der Chromos GmbH.

Steile Lernkurve dank Lieferpartner für den Siebdruck
Den schnellen und erfolgreichen Einstieg mit der neuen iconcept hat ferner auch die Remigius Schneider GmbH in Kornwestheim begünstigt. Sie liefert die Siebdruckformen und steuerte viel dezidiertes Know-how zu allen Aspekten rund um den Siebdruck bei. Das reicht von der Beratung bei der Gewebe-Auswahl bis hin zur Unterstützung vor Ort. Da auf der neuen Maschine Siebe im Format 450×450 mm zum Einsatz kommen, unterscheidet sich die Handhabung deutlich von den bisherigen Jobs mit maximal 165 mm Bahnbreite. Die Firma Küchler war somit gefordert, in den Folgemonaten möglichst schnell solche Parameter wie geeignete Gewebetypen und Lacke sowie optimale Rakelposition für die verschiedenen Anwendungsfälle herauszufinden.

Ungewöhnliche Effekte erzeugen Aufmerksamkeit
„Mit den technischen Möglichkeiten der iconcept lassen sich coole Effekte realisieren. Sie sichern unseren Kunden mehr Aufmerksamkeit für ihre Produkte, und die Herausforderungen bei der kreativen Umsetzung machen auch uns Spaß“, so Dirk Handler. Das kommt der Etikettendruckerei entgegen, da sich in den vergangenen Monaten speziell solche Segmente wie Wein, Spirituosen und Fashion als Wachstumssegmente erwiesen haben, für die Etiketten mit hohem Veredelungsgrad von besonderer Bedeutung sind. Etiketten mit Spezialeffekten sind u.a. auch ideal geeignet für den Trend zu eher manufakturartig organisierten Unternehmen wie Brauereien in der wachsenden Craftbeer-Szene.
Die Ausstattung der bestehenden Aniflo-Maschinen mit 420 mm Bahnbreite erlaubte zwar bisher schon die Heißfolienprägung oder den Druck von Metallic-Farben. Aber die Möglichkeiten des Siebdrucks wie Relieflack, Lumineszenz oder metallische Pigmenteffekte im großen Stil zu nutzen, fehlte bislang. Das betrachtete Dirk Handler seit längerem als echte Lücke. „Weil wir den Anspruch haben ‚Geht nicht gibt’s nicht‘, wollten wir diese Lücke unbedingt schließen.“ In der Vergangenheit hat die Firma Küchler auch schon Effekte wie Duftlackierung oder den Einsatz von Nachleuchtfarben im Flexodruck realisiert. Die Ergebnisse sind in ihrer Wirkung jedoch eingeschränkt. So lassen sich Leuchtstärke und Effektdauer bei Lumineszenzfarben mit dem Einsatz des Siebdrucks noch deutlich steigern. Und die höhere Schichtstärke im Siebdruck sorgt bei Duftlacken für stärkere Effekte. Außerdem wird bei diesem Druckverfahren weniger Druck auf die Mikrokapseln mit den Duftstoffen ausgeübt, so dass nicht schon bei der Verarbeitung der gesamte Produktionssaal mit der jeweiligen Geruchsnote geflutet wird.

In einem Durchgang veredeln und konfektionieren
Die Möglichkeiten der neuen Produktionslinie beschränken sich jedoch keineswegs auf die Veredelung. Entgegen der ursprünglich verfolgten Idee, ein Offline-Siebdrucksystem als Standalone-Variante – eventuell ergänzt mit einer Stanzstation – zu installieren, hat sich die Firma Küchler für eine Kombination mit einer kompletten Konfektionierung entschieden. „Mit dieser charmanten Lösung schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe“, so Dirk Handler. Zum Beispiel erspart es einen separaten Arbeitsschritt, weil die Siebdruckveredelung in einem Durchgang mit der ohnehin erforderlichen Konfektionierung erfolgen kann. Den Siebdruck wie üblich in den Druckprozess zu integrieren, war dagegen keine Option gewesen, weil die hochwertige Veredelung im Zusammenhang mit allen im Unternehmen genutzten Maschinen und Druckverfahren verfügbar sein sollte. Durch die Verlagerung in den Bereich des Finishing, können alle Aufträge – unabhängig von ihrer Produktion im Offset-, Buch- oder Flexodruck – gleichermaßen veredelt werden, ohne auf allen Druckmaschinen entsprechende Technik installieren zu müssen. Außerdem wird dafür kein zusätzlicher Maschinendurchgang benötigt.
Trotz Konzentration auf eine Maschine ist der Anteil der Jobs mit speziellen Siebdruckeffekten im aktuellen Auftagsspektrum zu gering, um die Maschine damit vollständig auszulasten. Folglich ist die Kombination mit einem Stanzaggregat und einer kompletten Konfektionierung in Sachen Wirtschaftlichkeit ein großer Vorteil. Auf diese Weise ist die iconcept so gleichzeitig auch zur Fertigung von Blankoetiketten nutzbar. Damit ersetzt sie eine etwas betagtere Flexodruckmaschine, die mit zwei Farbwerken ausgestattet war und überwiegend zur Fertigung von neutralen Logistiketiketten genutzt wurde.

Dreiachsiger Wickler als technisches Schmankerl
Ein besonders praxistaugliches Ausstattungsmerkmal hält die iconcept bei der Firma Küchler in Form eines besonderen Wicklers bereit. Die Spezialeinrichtung ermöglicht – von der gleichen Mutterbahn kommend – den gleichzeitigen Einsatz von jeweils unterschiedlichen Hülsenkernen sowie Außen- oder Innenwicklung auf jeder der drei Achsen. Diese Spezialität nutzt das Unternehmen beispielsweise für Aufträge von Verlagen, bei denen Etiketten parallel an internationale Standorte geliefert werden. Häufig haben diese dann individuelle Anforderungen an Wickelrichtung und Abmessung der Hülsen, die voneinander abweichen. Mit Hilfe des speziellen Dreiachs-Wicklers lassen sich solche Aufträge ohne zeitaufwendige Umspulvorgänge und ohne negative Auswirkungen auf die Bahnspannung direkt im Anschluss an die Produktion erledigen. Diese hilfreiche Funktion reduziert teilweise mehrfache Spulvorgänge auf einen einzigen Durchgang.
Dass die Spezialeinrichtung wie gewünscht auch in der Praxis zuverlässig funktioniert, hat sich bereits in den ersten Wochen nach der Inbetriebnahme bestätigt. Dies ist einerseits für den Arbeitsablauf und die Effizienz der Produktion vorteilhaft, minimiert auf der anderen Seite aber auch eine beständige Fehlerquelle. „Je komplexer die Anforderungen sind, umso mehr kann schieflaufen“, weiß Dirk Handler aus Erfahrung. „Die Möglichkeit, auf den drei Achsen jeweils unterschiedlich konfektionieren zu können, ist sehr hilfreich für uns, um teuere Fehler, Reklamationen und unzufriedene Kunden zu vermeiden.“ Weil das Einrichten des Auftrags außerdem von dem Maschinenpersonal durchgeführt wird, das bereits mit dem komplexen Job vertraut ist, muss sich keine weitere Person in einem nachgelagerten Fertigungsprozess mit den Besonderheiten der einzelnen Varianten auseinandersetzen. Speziell für diesen Fall ist es vermutlich auch noch vorteilhaft, dass eine Mitarbeiterin aus der Konfektionierung für die iconcept als Maschinenführerin verantwortlich ist. Für das Einrichten des Siebdruckwerkes kann sie bei Bedarf Unterstützung von einem Kollegen aus dem Druckbereich erhalten.

Plattform für anwendungsbezogene Modul-Kombination
Die personelle Besetzung ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass neben dem Siebdruckwerk für Veredelungseffekte vor allem Module für Verarbeitungsprozesse Anwendung finden. Die Firma Küchler konnte bei Smag aus einem umfangreichen Angebot an servogetriebenen Modulen mit automatischer Registerregelung auswählen. Sie lassen sich auf der Plattform der Baureihe iconcept zu einer maßgeschneiderten Kombination mit mehreren Prozessen zur Etikettenproduktion zusammenstellen. Neben Flexo- und Siebdruckwerken sowie Kalt- oder Heißfolienprägung in Flachbett- oder semirotativer Variante gehören dazu auch Module zum Laminieren, Prägen, Stanzen, Schneiden, Wickeln und Markieren. Außerdem sind noch Anwendungen wie Delam-Relam oder das Einfügen von RFID-Inlays, Tags, Booklets, usw. verfügbar.
Als Stanzeinheit nutzt die Firma Küchler ein klassisches Aggregat mit zentralem 24-Zoll-Zylinder sowie Vorschubkontrolle und Stanzlängenkorrektur. Da auch die bestehenden Aniflo-Maschinen damit ausgestattet sind, ist das Unternehmen mit dieser semirotativen Technik vertraut. Sie bietet den großen Vorteil, dass nahezu alle genutzten Stanzbleche – auch die von den rotativen Maschinen – an der iconcept einsetzbar sind, ohne dass dafür eine Ausstattung mit etlichen Magnetzylindergrößen erforderlich ist. Die Stanzung an dieser Stelle im Prozess einzuordnen, ist insofern günstig, als sie dadurch immer nach dem Siebdruck erfolgen kann. Potenziell auftretende Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von bereits gestanzten Bahnen, z.B. das Anheben von Etiketten, wird so vermieden.

Passendes System für breit aufgestellte Etikettendruckereien
Im Vorfeld der Investition wurde die Firma Smag auch vor eine Herausforderung gestellt. Weil bei Küchler regelmäßig Produkte mit sehr kleinen Formaten gefertigt werden, muss das System auch in der Lage sein, ultraschmale Rollen zu verarbeiten. Die Bahnbreite liegt dabei typischerweise zwischen 11 mm und 13 mm und der Außendurchmesser der Rollen bei rund 300 mm. Der französische Hersteller hat diese Aufgabe erfolgreich gemeistert, wie Dirk Handler bestätigt: „Die schmalen ‚Rollenscheiben‘ lassen sich durch die kantengenaue Wicklung und die präzise Bahnspannung ohne Schwierigkeiten handhaben.“
Insgesamt hilft ein System wie iconcept von Codimag einem Unternehmen wie der Etikettendruckerei Küchler, ein großes Spektrum an Marktsegmenten abzudecken. Die besonders breit angelegte Ausrichtung, die das Unternehmen seit vielen Jahren verfolgt, hat sich gerade während Corona-Zeiten als echter Vorteil erwiesen. Damit ließen sich Einbrüche in manchen Auftragssegmenten durch Zugewinne an anderer Stelle zumindest teilweise kompensieren.

www.chromos.de
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