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Offsetdruck

Prinzipien des Offsetdrucks auf den Prüfstand

Freitag 24. August 2001 - Auf der drupa 2000 stellte MAN Roland die DICOweb vor. Dieses Drucksystem stellt einige Grundprinzipien des Offsetdrucks auf den Prüfstand.

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Die möglichen Auswirkungen sollen in diesem Artikel beleuchtet werden.

Investition in feste Maschinenkonfigurationen

Druckformat und Zahl der Farbwerke sind zwei der wichtigsten Parameter, die nach dem Kauf einer Druckmaschine entweder überhaupt nicht oder nur sehr schwer zu verändern sind. Die starren Beschränkungen konventioneller Maschinenkonfigurationen können über die 7- bis 12-jährige Lebensdauer einer Druckmaschine ein Investitionsrisiko bedeuten, wenn man berücksichtigt, dass sich in vielen Märkten der Planungshorizont auf drei oder noch weniger Jahre reduziert hat.
Zwar sehen manche Drucker in ihrem speziellen Marktsegment heute noch keine Veranlassung, einer weitgreifenden Flexibilisierung der Produktion Vorrang zu geben. Dagegen stellt sich für viele andere Unternehmen immer stärker das Problem, ihre Produktion wirtschaftlich so auszurichten, dass sie auf die Dynamik ihres Marktes prompt reagieren können.

Welches Format?

Eines der Hauptkriterien beim Kauf einer neuen Druckmaschine ist das Druckformat, und das ist bei Bogen- wie bei Rollenmaschinen absolut fix. Wer heute ein OB Format kauft, kann nicht nach drei oder vier Jahren zu einem 3B-Format wechseln. Für eine
Rollenmaschine gilt das Gleiche. In den 70er und 80er Jahren haben sich Hunderte von Bogendruckern 8-Seiten Mini-Rollenmaschinen angeschafft, und viele von Ihnen waren nur zu bald gezwungen, 16-Seiten-Maschinen zu kaufen, um dem Bedarf ihrer Kunden gerecht zu werden.

Beim Drucken von der Rolle ist die Sache noch diffiziler, weil sich nur eine Dimension des Druckformats (die Breite der Bahn) variieren lässt, die Abschnittlänge dagegen sowohl durch den Zylinderumfang als auch durch das Falzwerk vorgegeben ist. Dies kann sich für viele Drucker als ein Dilemma erweisen, denn ein längerer Abschnitt als für einen bestimmten Auftrag benötigt erhöht sofort die Makulatur. Und umgekehrt bedeutet ein zu kurzer Abschnitt, dass viele Arbeiten überhaupt nicht produzierbar sind.

Wie viele Druckwerke?

Der Räderantrieb von Bogenmaschinen erschwert das Nachrüsten für eine zusätzliche Farbe, für das Lackieren oder für den Schön- und Widerdruck. Ein Drucker, der heute eine Sechsfarbenmaschine besitzt und nächstes Jahr eine Achtfarben für den 4/4-Druck benötigt, ist gezwungen, eine komplett neue Maschine zu kaufen statt der tatsächlich erforderlichen Einheiten. Bei Rollenmaschinen gibt es die entsprechende Flexibilität dank der wellenlosen Antriebe, aber auf Bogenmaschinen lässt sich diese Technologie wegen der Komplexität der Greifer- und Übergabesysteme nicht ohne Weiteres übertragen.

Papier oder Karton?

Die meisten Bogenmaschinen sind Spezialausführungen, die unterschiedliche Modelle erfordern, um entweder auf Papier und Leichtkarton oder ausschließlich auf Faltschachtelkarton zu drucken. Die einzige Ausnahme bisher sind die Bogenoffsetmaschinen von MAN Roland, die in ein und derselben Ausführung die ganze Bandbreite von Substraten verarbeiten können. Diese Flexibilität ermöglicht es Kunden von MAN Roland, Etiketten und Faltschachteln auf derselben Maschine zu produzieren.

Ähnlich ist die Situation im Rollenoffset. Die Farb- und Feuchtwerke von speziell für den Druck auf Zeitungspapier ausgelegten Rollenoffsetmaschinen sind normalerweise für den hochqualitativen Illustrationsdruck ungeeignet. Dies macht es schwierig, auf derselben Maschine von der Selected Commercial- auf die „normale“ Illustrationsproduktion überzugehen.

Geschäftsparameter im Wandel

Bisher hat die Branche diese Beschränkungen hingenommen und sie in ein System der Formatspezialisierung umgesetzt – üblicherweise in Verbindung mit der Konzentration auf ein bestimmtes Marktsegment (Verlagsdruck, Etiketten, Verpackungen usw.) Dies bedeutete, dass der Drucker auf die Dauer von zehn Jahren oder gar länger an ein unflexibles Produktionsmittel gebunden war. Doch gibt es eine Reihe von Trends, die diese Logik unterminieren:

Die Zahl der Jahre, über die wahrscheinliche Markterfordernisse vorhersehbar sind, nimmt ab. In vielen Segmenten reicht der „Markthorizont“ allenfalls über eine Spanne von drei Jahren.

Der sich immer weiter verstärkende Trend zu kleineren Auflagen erfordert nicht nur kurze Umrüstzeiten, sondern auch die Flexibilität, viele unterschiedliche Arten von Aufträgen abwickeln zu können, um eine hohe Auslastung der Maschinenkapazität sicherzustellen.

Das Produzieren an mehreren Druckorten setzt eine hohe Maschinenflexibilität für die Herstellung von Arbeiten der unterschiedlichsten Art voraus, damit die vorhandene Produktionskapazität voll genutzt wird.


Konsolidierungen in der Branche mögen in manchen Fällen die Spezialisierung der Produktion verstärken, in anderen jedoch erfordern sie eine erhöhte Flexibilität in der Produktion.

Bisher hatten Druckunternehmen, für die eine Anpassung ihrer Produktionsmittel geboten war, um neu entstehende Marktchancen zu nutzen (oder Kunden zu halten), nur die Wahl, eine neue Druckmaschine zu kaufen oder nichts zu tun und damit zu riskieren, dass sie Umsatz an einen besser ausgestatteten Konkurrenten verlieren.

Flexible und modulare Plattformlösung

Jetzt aber gibt es eine andere Möglichkeit – eine, die das bisherige Muster grundlegend verändert: die DICOweb von MAN Roland. Der Seybold Publishing Report meint, „ein Blick auf diese Maschine ist vielleicht ein Blick auf die zukünftige Konstruktionsweise von Druckmaschinen.” Warum? Weil die DICOweb ein umfassendes Produktionssystem ist, optimiert für „short-run colour“ mit einem System der neu bebilderbaren Druckform, schnellen Auftragswechseln, geringer Makulatur und Inline- Weiterverarbeitung, um vielen Druckunternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Gesamtkosten wesentlich zu senken und ihre Verdienstspanne entsprechend zu steigern. Gleichzeitig zeichnet sich dieses von Grund auf neuartige Konstruktionsprizip durch eine höchst flexible, modulare mechanische Plattform aus, die es den Druckereien ermöglicht, ihre Druckmaschinenkonfiguration zu ändern, ohne dafür eine neue Druckmaschine anschaffen zu müssen.

Die modulare Bauweise der DICOweb sorgt für ein hohes Maß an Flexibilität bei der Investition, indem sie die Möglichkeit bietet, das Format, die Anzahl von Druckwerken sowie die Untersysteme für Einfärbung, Trocknung, Lackierung und Weiterverarbeitung auf einfache Weise so zu modifizieren, dass Konfigurationen entstehen, die sich den Marktanforderungen und -chancen des Unternehmens anpassen. Diese umfassende Flexibilität im Adaptieren des Produktionsmittels bedeutet eine beträchtliche Verringerung des Investitionsrisikos.

Im Gegensatz zu der Mehrzahl der Offsetdruckmaschinen mit digitalem Druckbildwechsel verwirklicht die DICOweb ein völlig neues Konstruktionskonzept. Es ist frei von Beschränkungen im Format und in der Zahl der Druckwerke, wie sie bei einer herkömmlichen Bogendruckmaschine gegeben sind, wenn diese mit digitalen Bebilderungseinheiten nachgerüstet wird. Im Gegensatz zu einigen anderen neuen Maschinenkonzepten ist die DICOweb auch nicht auf vier Farben limitiert. Die DICOweb fügt verschiedene bewährte Konstruktionsprinzipien zu einem völlig neuen Konzept zusammen, das viele Beschränkungen beseitigt, denen herkömmliche Druckmaschinen unterliegen:

Vom Rollenoffset hat sie bewährte Vorteile übernommen, z.B. den modularen Aufbau, den wellenlosen Einzelantrieb der Zylinder, das vereinfachte Papier-Handling und die Inline-Weiterverarbeitung. Die ebenso bekannten Nachteile der fest begrenzten Abschnittlänge und der hohen Anlaufmakulatur hat sie dagegen eliminiert.

Vom Bogenoffset behält sie die zweidimensionale Flexibilität im Format bei. Sie setzt sich über die feststehende Konfiguration in der Zahl der Druckwerke hinweg und bietet gleichzeitige Inline-Weiterverarbeitung für eine schnellere Gesamtabwicklung des Auftrags.

Die linear beweglichen Seitenwände ermöglichen den schnellen Wechsel der im Durchmesser variablen Form- und Gummituch-Sleeves. Variable Querschneide- und Falzaggregate vervollständigen die Längenflexibilität.

Durch den Einzelantrieb und das Fehlen von Spann- und Greiferkanälen werden Schwingungen vermieden, bleiben die Farbwalzen in ununterbrochenem Kontakt mit dem Gummituch und können Zylinder und Papiersteuerung besonders fein justiert werden.
Muss tatsächlich einmal das Grundformat geändert werden (z.B. von OB zu 3B oder von 8 auf 16 Seiten), ist die Umstellung in nur einem Tag erledigt!

Das einzigartige Plattform-Konzept hält auch andere wichtige Optionen für die Zukunft offen — sogar solche, die vielleicht noch gar nicht existieren! Etwa den Wechsel vom kurzen zum langen Farbwerk (oder umgekehrt), die Umwandlung eines Offsetdruckwerks für Flexo- oder sogar Tiefdruck.

Noch mehr Flexibilität

Schon seit vielen Jahren stattet MAN Roland ihre Bogenoffsetmaschinen so aus, dass sie mit Einrichtungen für erhöhten Bedienungskomfort nachgerüstet werden können. So können auch noch ROLAND 700-Maschinen, die seit zehn Jahren im Einsatz sind, in einen vernetzten Betrieb mit Ferneinstellung und Datenaustausch integriert werden; Systemverbesserungen wie das ROLAND 700 Programm zur Kontrolle des Farbabfalls können auch auf Maschinen zugeschnitten werden, die schon vor Jahren vom Band liefen.

Diese Philosophie wurde für die DICOweb enorm erweitert. Ihre Modularität hört nicht mit der mechanischen Plattform auf. Die Software-, Elektronik- und Prozess-Plattformen sind untereinander von den jeweils anderen Innovationszyklen unabhängig, damit neue Technologien schnell integriert werden können. Die DICOweb ist zugleich die erste Offsetdruckmaschine, die in ihrer Gesamtheit über das Internet für die online Auftragsverfolgung, für Überwachungs- und Diagnosezwecke zugänglich ist.
Die Nutzen der Modularität bestehen darin, dass alle Komponenten total kompatibel sind („plug and play”) und auf vielfältigste Weise gemäß den heutigen speziellen Erfordernissen der Druckerei miteinander konfigurierbar sind und später bei Bedarf neu konfiguriert werden können.

Offene Vorstufen-Architektur

Bedeutende Veränderungen in der Druckvorstufentechnologie finden innerhalb sehr kurzer Innovationszyklen statt. Die gegenwärtig in der DICOweb verwendeten Creo Scitex Thermotransfer-Bebilderungsköpfe sind die am meisten fortgeschrittene Technologie, die auf diesem Gebiet heute verfügbar ist. Vor drei Jahren gab es sie noch nicht, in drei Jahren gibt es vielleicht eine noch effizientere Technologie – in diesem Fall brauchen die Anwender nur die entsprechende Komponente auszuwechseln, nicht das ganze System. Die DICOweb verknüpft die Vorstufe mit dem Druck für eine intensivere Qualitätskontrolle des Herstellungsprozesses. Ihre standardmäßige Interface-Verbindung bedeutet, dass sie in idealer Weise für Colour-Management-Systeme geeignet ist.


Nicht nur definiert die DICOweb Investitionsflexibilität neu. Sie ist ein komplettes Produktionssystem, für kleine bis mittlere Auflagen in Farbe optimiert, um vielen Druckereien die Möglichkeit zu geben, ihre Gesamtkosten erheblich zu reduzieren und den Gewinn zu steigern.

Die Anerkennung dieses bahnbrechenden Konzepts zeigt sich in den gewonnenen Auszeichnungen. Dazu gehören der GATF InterTech Technology Award 2001, der vom Berthold-Leibinger-Institut verliehene erste Preis für internationale Innovation in Laserphysik, einer der ersten Plätze im Innovation Award der Deutschen Wirtschaft, der Good Design Award des Chicago Athenaeums und der IDEA Award of the Industrial Designers Society of America.

Natürlich wird die DICOweb nicht alle herkömmlichen Produktionssysteme ersetzen, die für spezielle und High-Volume-Anwendungen konzipiert sind. Aber sie wird vielen Druckunternehmen die Freiheit bieten, ihre Produktionsmittel fortschreitend und gewinnbringend den sich entwickelnden Markterfordernissen anzupassen – mit einer Investition, die zukunftssicher ist.

www.manroland.com
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