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Aus den Unternehmen

Druckkonjunktur ohne Schwung

Dienstag 15. Februar 2005 - Zur Schlussveranstaltung des druckforums stellt der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e. V. die wirtschaftliche Lage der Druckindustrie im Jahr 2004 dar und gibt eine Prognose für das Jahr 2005 für die Branche in Baden-Württemberg.

druckforum – die größte Leistungsshow der Branche in Deutschland

Zum 27. Mal fand das druckforum des Verbandes Druck und Medien vom 21. Januar bis 11. Februar im Haus der Wirtschaft in Stuttgart statt. Das druckforum stellt ein Frühindikator für technische Entwicklungen in der deutschen Druckindustrie dar. Darüber hinaus versteht sich das druckforum als Plattform für den Gedankenaustausch zwischen Unternehmern und Mitarbeitern der Druck- und Zulieferindustrie sowie der Verlags- und Medienwirtschaft. Zu den 19 Einzelveranstaltungen, die der Verband in Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie organisiert, kamen rund 5.000 Besucher.

Mühsamer Erholungsprozess in der Druckindustrie
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Druckindustrie hat sich 2004 nach einem dreijährigen krisenhaften Absturz leicht gebessert. Umsätze, Produktionstätigkeit und Kapazitätenauslastung nahmen allerdings nur marginal zu, so dass die geschäftliche Situation im Durchschnitt des Jahres 2004 weit von einem befriedigenden Niveau entfernt war.

Schwaches Umsatzwachstum
Im Land erwirtschafteten die statistisch erfassten Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten einen Umsatz von 3,147 Mrd. Eure. Im Jahr 2003 waren es preisbereinigt 3,128 Mrd. Eure. Der Umsatz der Druckindustrie war damit mit +0,7 Prozent kaum höher als im Durchschnitt des Vorjahres. Die schwachen positiven Einflüsse kamen im zweiten Halbjahr 2004 vor allem aus dem Auslandsgeschäft.

Leicht gestiegene Kapazitätenauslastung
Bei zunehmender Nachfrage und Produktionstätigkeit dürfte die Kapazitätenauslastung im 4. Quartal 2004 weiter gestiegen sein, endgültige Zahlen liegen noch nicht vor. Im September 2004 lag der Auslastungsgrad bei 82,2 Prozent. Die Kapazitätenauslastung, die an der betriebsüblichen Vollausnutzung gemessen wird, war damit Ende des 3. Quartals höher als drei Monate zuvor mit 80,8 Prozent und vor Jahresfrist 81,3 Prozent. Im Vergleich: Im Jahresdurchschnitt 2003 lag die Kapazitätenauslastung bei 81,1 Prozent.

Grundsätzlich geht aber die Branche davon aus, dass erst bei einer Kapazitätsauslastung von mehr als 90 Prozent notwendige Erträge erwirtschaftet werden können.

Verhaltene Belebung in der Werbung
Fast zwei Drittel der Gesamtproduktion von Druckerzeugnissen hängen indirekt oder direkt von den Werbeaufwendungen der Wirtschaft ab. In Deutschland sind die Werbeausgaben nach einer dreijährigen Schrumpfungsphase 2004 erstmals wieder leicht gestiegen. Nach kräftigen Rückgängen der Werbeausgaben in den Jahren 2001 bis 2003 um insgesamt 16 Prozent, stellt die vom ZAW für das erste Jahr 2004 erwartete Wachstumsrate von +1 Prozent aber nicht mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein dar.

Große Zurückhaltung bei Investitionen
Die deutlichen Umsatz- und Ertragseinbußen der vergangenen Jahre haben sich auch auf das Investitionsverhalten in der Druckindustrie ausgewirkt.

Die Investitionsquote (Anteil der Investitionen am Umsatz) sank von 7,4 Prozent (2000) auf 4,6 Prozent (2003), den niedrigsten jemals in der Druckindustrie gemessenen Wert. Für das drupa-Jahr 2004 liegen noch keine amtlichen Zahlen vor. Umfragen des ifo-Instituts vom Herbst 2004 deuten darauf hin, dass die Abwärtstendenz der Investitionstätigkeit gestoppt wurde. Nach ifo-Schätzungen stabilisierten sich die Investitionen der deutschen Druckindustrie 2004 auf dem Niveau des Vorjahres.

Im Jahr 2004 hatte die Druckindustrie überwiegend aus Gründen der Ersatzbeschaffung investiert. Fast die Hälfte aller Investitionen (47 Prozent) waren diesem Motiv zugeordnet. 21 Prozent aller Investitionen dienten vor allem der Rationalisierung und 20 Prozent waren primär zur Erweiterung vorgesehen.

Abgeschwächter Rückgang der Beschäftigtenzahl
Im Lande betrug die Zahl der Beschäftigten in den durchschnittlich 310 statistisch erfassten Betrieben 21.612 Beschäftigte. Weitere rund 7.000 bis 8.000 Mitarbeiter sind in Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten tätig. Ende 2003 waren ist in 338 statistisch erfassten Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten 22.806 Beschäftigte. Dies bedeutet prozentual einen Rückgang um 5,2 Prozent. Im zweiten Halbjahr 2004 verringerte sich der Personalabbau etwas gegenüber dem ersten Halbjahr.

Die Zahl der Arbeitslosen mit Druckberufen ist gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant. Im Jahresdurchschnitt 2004 wurden beim Landesarbeitsamt Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2.876 Arbeitslose (einschließlich Verlage) registriert. Im Jahresdurchschnitt 2003 waren dies 2.979 Arbeitslose. Dies entspricht einem leichten Rückgang von 3,4 Prozent.

Das Angebot der offenen Stellen im Jahresdurchschnitt war ebenso konstant. 2003 wurden 99 offene Stellen gemeldet, im Jahresdurchschnitt 2004 waren dies 104.

Die Zahl der Kurzarbeiter hat sich reduziert. So arbeiten 2004 im Durchschnitt 57 statistisch erfasste Betriebe (einschließlich Verlage) m ist 426 Arbeitern kurz. Im Jahr 2003 waren es in 86 statistisch erfassten Betrieben 710 Kurzarbeiter.

Insolvenzen nahezu konstant
Die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2004 nahm gegenüber dem Vorjahr wenig ab. Im Jahr 2003 mussten 47 Betriebe Insolvenz anmelden. Im Jahr 2004 waren es mit Stand November 40 Betriebe (Dezemberzahlen liegen noch nicht vor).

Nachlassender Preisverfall
Die Preisentwicklung verlief bis zum 4. Quartal 2004 erneut enttäuschend, die Preise mussten häufiger als erwartet zurückgenommen werden. Im letzten Quartal schwächte sich im Vergleich zum Vorquartal der Preisverfall jedoch ab. Im Oktober 2004 registrierten 12 Prozent, im November 10 Prozent und im Dezember 13 Prozent der am ifo-Konjunkturtest beteiligten Betriebe sinkende Preise für ihre Leistungen. Preissteigerungen konnten kaum durchgesetzt werde.

7,7 Prozent mehr Auszubildende in der Druckindustrie Baden-Württemberg
Trotz der nach wie vor angespannte Wirtschaftslage meldet der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg (ohne Südbade) eine Steigerung bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von 7,7 Prozent. Waren es bei den Berufen Mediengestalter für Digital- und Printmedien, Drucker, Siebdrucker, Buchbinder und Kartograf im Jahr 2003 im ersten Ausbildungsjahr noch 754 Ausbildungsverhältnisse, konnte die Zahl in 2004 auf 812 Ausbildungsverhältnisse erhöht werden. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung des Ausbildungspaktes geleistet. Das von der Politik geforderte Ziel wurde mit der Steigerung von 7,7 Prozent weit überschritten.

Den stärksten Zuwachs im 1. Ausbildungsjahr verzeichnen gegenüber dem Vorjahr die Siebdrucker mit 41,7 Prozent Zunahme, gefolgt von den Buchbindern mit 33,3 Prozent und den Mediengestaltern für Digital- und Printmedien mit 12,2 Prozent Zunahme. Bei den Mediengestaltern ist allerdings zu berücksichtigen, dass dieser Beruf im Jahr 2003 mit einem Rückgang von 29 Prozent einen starken Einbruch erlebte. Erfreulich ist, dass beim Drucker mit 8 Prozent Zunahme dieses Jahr wieder eine Steigerung erreicht werden konnte. Der Anteil der einjährigen Berufsfachschule Druck an den dualen Ausbildungsverhältnissen beträgt 29,2 Prozent.

Insgesamt bildet die Druck- und Medienindustrie in Baden-Württemberg (ohne Südbaden) im gewerblichen Bereich vom ersten bis zu dritten Ausbildungsjahr 2476 Jugendliche in den Berufen Mediengestalter für Digital- und Printmedien, Drucker, Siebdrucker, Buchbinder und Kartograf aus. Das entspricht allein im gewerblichen Bereich einer Ausbildungsquote von 8,2 Prozent. Dies ist im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ein überdurchschnittlich hoher Wert.

Prognose für das Jahr 2005
Der wirtschaftlichen Entwicklung für das Jahr 2005 blicken die Unternehmen der Druckindustrie im Lande mit verhaltenem Optimismus entgegen. Ein konjunktureller Aufschwung wird nicht erwartet, jedoch eine Besserung der Geschäftslage und Produktionsauslastung auf der niedrigen Basis des vergangenen Jahres.
Die Binnenkonjunktur wird nach den derzeit vorliegenden Zahlen deutlich unter 2 Prozent wachsen. In diesem Rahmen wird auch eine Zunahme der Werbeausgaben der Wirtschaft erwartet, dies könnte sich dann auch bei der Drucktätigkeit positiv auswirken.

Die Investition der Druckindustrie wird bei dieser verhaltenen Prognose sich nur marginal vom Vorjahr unterscheiden. Herausragendes Ziel werden Ersatzbeschaffungen zur Rationalisierung sein. Gleichwohl geht die Branche davon aus, dass der Beschäftigungsabbau sich verlangsamt. Nachdem in den vergangenen Jahren mehr als 20 Prozent der Beschäftigten in der Branche verloren gingen, dürfte die Talsohle erreicht sein. Letzteres schließt der Verband auch aus der Tatsache, dass die Beschäftigtensituation sich im Verlauf des 2. Halbjahres 2004 eher stabilisiert hat.

Allerdings wird die Branche generell Jahre und veränderte Rahmenbedingungen brauchen, um wieder an Werte der Jahre 1999/2000 anknüpfen zu können.

Ein Blick auf die Tarifpolitik
Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg ist als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband tätig. Als Arbeitgeberverband schließt er Tarifverträge für die Beschäftigten in der Druckindustrie mit der Gewerkschaft ver.di ab. Im Moment sind sowohl der Manteltarifvertrag wie auch die Lohn- und Gehaltstarifverträge auf dem Prüfstand. Im Bereich des Manteltarifvertrags gehen die Unternehmer der Druckindustrie davon aus, dass es deutliche Erleichterungen geben muss. Die Druckindustrie ist mir ihren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten überall an der Spitze:
– 35-Stunden Woche
– 6 Wochen Urlaub
– Jahresleistung ein volles Monatsgehalt
– sowie zusätzliches Urlaubsgeld in Höhe von 50 Prozent der Lohn- und Gehaltskosten über den sechswöchigen Urlaub.

Diese Arbeitsbedingungen, die für die Nacht- und Schichtarbeiter noch mit Zuschlägen versehen sind, können die Unternehmen der Druckindustrie nicht mehr aufrecht erhalten. daher hat sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass die Tarife nicht mehr eingehalten werden. Dies geschieht sowohl bei tarifgebundenen wie bei tarifungebundenen Unternehmen.

Wenn es bei den derzeitigen Verhandlungen über einen neuen Manteltarifvertrag nicht gelingt, die in den letzten Jahren entstandenen betrieblichen Übungen durch einen Tarifvertrag wieder einzufangen, wird es einen neuen Manteltarifvertrag für die Druckindustrie nicht mehr geben. Der „Wildwuchs” bei den Arbeitsbedingungen wird dann noch mehr zunehmen.

Zur Stärkung der Tarifautonomie ist ein Einlenken der Gewerkschaften unbedingt erforderlich. Falls es nicht gelingt, allgemein akzeptierte Regelungen im Bereich der Arbeitsbedingungen zwischen Verband und Gewerkschaft zu vereinbaren, wird es Tarifverträge nur noch in solchen Unternehmen geben, in denen die Gewerkschaft Einfluss hat. Von den 700 im Verband vertretenen Unternehmen schätzt dieser solche Unternehmen bei unter 20 Prozent mit weniger als 25 Prozent der Beschäftigten ein. Bei einer starren Haltung der Gewerkschaft könnte es sein, dass die Druckindustrie – in der als einer der ersten Branchen in Deutschland Tarifverträge im 19. Jahrhundert abgeschlossen wurden – auch eine der ersten Branchen sein wird, in der es keinen Tarifvertrag mehr gibt.

www.verband-druck-bw.de
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