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Aus den Unternehmen

Zum 250. Geburtstag von Friedrich Koenig: Erfinder, Geschäftsmann, Visionär

Treffen der Generationen: Andreas Pleßke, aktueller Vorstandsvorsitzender von Koenig & Bauer (rechts), und Marc Bolza-Schünemann, Referent des Vorstandssprechers und Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel von Friedrich Koenig (links), besuchen zum 250. Geburtstag das Grab von Friedrich Koenig im Kloster Oberzell

Donnerstag 18. April 2024 - Es war eine kleine Revolution der Mediengeschichte: In der Nacht des 29. November 1814 produzierte zum ersten Mal eine Druckmaschine die Londoner Zeitung The Times mit der Kraft einer Dampfmaschine - und markierte damit den Beginn einer neuen Ära. Unglaubliche 1.100 Bogen Papier pro Stunde schaffte die Zylinderschnellpresse und ermöglichte erstmals der breiten Masse der Bevölkerung den Zugang zu gedruckten Produkten. Dass die erste mechanische Druckmaschine in England, dem Mutterland der Industrialisierung, ihren Betrieb aufgenommen hat, ist wenig überraschend. Dass ihre Technologie aus Deutschland stammte, schon eher. Es war der geniale Erfinder Friedrich Koenig, der die Druckwelt in jener Nacht revolutionierte. Am 17. April 2024 ist sein 250. Geburtstag.

Jugend und Ausbildung
Als Sohn einer Bauernfamilie war Friedrich Koenigs Weg keinesfalls vorgezeichnet. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass seine Begabung früh erkannt wurde und er so in den Genuss von Privatunterricht des örtlichen Pfarrers kam. Schon im Gymnasium bescheinigte man ihm außerordentliche Kenntnisse in Mechanik und Mathematik. Eine Lehre als Buchdrucker in der traditionsreichen Druckerei Breitkopf & Härtel schloss er bereits nach viereinhalb Jahren ab, träumte von einer eigenen Buchhandlung mit angegliederter Druckerei. Als Gasthörer an der Leipziger Universität verschaffte er sich weiteres Wissen. Dass sich an den gängigen Druckverfahren seit Johannes Gutenbergs Erfindung der handbetriebenen Druckpresse im 15. Jahrhundert nichts Wesentliches geändert hatte, trieb den wissbegierigen jungen Mann um.
Fasziniert von der Idee, die Druckgeschwindigkeiten mit maschineller Hilfe zu steigern, führte sein Weg nach Suhl. Die Kleinstadt am Rande des Thüringer Waldes war bekannt für ihre gut ausgestatteten Werkstätten und fortschrittlichen Kenntnisse der Mechanik. Hier konstruierte Koenig mit der Suhler Presse seine erste eigene Druckmaschine, eine neuartige Handpresse mit selbsttätigem Farbwerk. Doch der Erfolg blieb aus: Keine einzige Druckerei zeigte Interesse an der Maschine und auch Koenig selbst war eher ernüchtert von der schlechten Druckqualität der noch aus Holz gefertigten Anlage. So blieb die Suhler Presse zwar unvollendet, doch sie ebnete den Weg für die weitere Entwicklung der Drucktechnik. Und sie führte Friedrich Koenig vor Augen, was ihm in Deutschland fehlte: das nötige Kapital und vor allem eine industriell entwickelte Produktionsumgebung.

London: Neue Partner und neue Perspektiven
1806 siedelte Friedrich Koenig deshalb nach England über. Durch die Arbeit in einer Londoner Buchhandlung lernte er den Druckereimogul Thomas Bensley kennen. Dieser brachte nicht nur einen berühmten Namen mit, er verfügte auch über Kapital und glaubte fest an Koenigs Erfindungen. Bereits 1807 schlossen die beiden einen Gesellschaftsvertrag über die Nutzung von Koenigs Erfindungen. Auch wenn ihr Verhältnis zeitlebens konfliktbehaftet blieb, war Bensley für Friedrich Koenig der entscheidende Türöffner, ohne den die Geschichte des Drucks vermutlich anders verlaufen wäre.
Ganz anders dagegen die Bekanntschaft mit Andreas Bauer, den er ebenfalls in London kennenlernte. Der Feinmechaniker aus Stuttgart wurde nicht nur sein Freund und späterer Geschäftspartner, sie ergänzten sich auch gegenseitig in ihren Leidenschaften und Fähigkeiten: Friedrich Koenig als eloquenter und rastloser Visionär, Andreas Bauer als bedachter und in sich gekehrter Pragmatiker, der die Ideen seines Kompagnons in solide handwerkliche Arbeit umzusetzen wusste.

Der Durchbruch: Die Times-Maschine
Gemeinsam konstruierten sie eine Tiegeldruckmaschine, die der Suhler Presse zwar ähnelte, anders als diese jedoch nicht mehr aus Holz gefertigt war, sondern über ein gusseisernes Gestell verfügte und auch mechanisch weiterentwickelt war. Für die Maschine erhielt Koenig sein erstes Patent, der Durchbruch gelang ihm jedoch erst 1812 mit der Zylinderschnellpresse. Mit einer Leistung von 800 Bogen pro Stunde übertraf sie die Leistung der herkömmlichen Handpresse um mehr als das Doppelte. Das Ziel war erreicht.
Mit John Walter II., dem Verleger der Zeitung The Times, fanden Friedrich Koenig und Andreas Bauer ihren ersten Kunden. Die für ihn gefertigte dampfbetriebene Zylinder-Doppelmaschine schaffte gar 1.100 Bogen pro Stunde und brach damit alle bisherigen Rekorde. Zwar zu erheblichen Kosten, doch die enorme Geschwindigkeit bei gleichzeitig exzellenter Druckqualität machte das mehr als wett. In der Nacht des 29. November 1814 wurde die Times als erste Tageszeitung der Welt auf dieser Maschine gedruckt. Die Sensation war perfekt – und John Walter II. so begeistert, dass er Friedrich Koenig und Andreas Bauer im Leitartikel namentlich erwähnte.

Rückkehr nach Deutschland
Zehren konnte Friedrich Koenig von diesem Triumph indes nicht. Sein mächtiger Geldgeber Thomas Bensley verhinderte seinen Plan, mit der Produktion der Schnellpresse in Serie zu gehen. Er war – anders als Koenig, der die technische Innovation gerne in ganz England verbreitet hätte – vor allem an der Vormachtstellung seiner eigenen Druckerei interessiert. Der Streit um die Verwertung seiner Patente und ein neuer Gesellschaftsvertrag zwangen Koenig in die Knie, sodass er London 1817 resigniert den Rücken kehrte und nach Deutschland zurückkehrte.
Er kaufte das säkularisierte Kloster Oberzell vor den Toren Würzburgs, um darin gemeinsam mit Andreas Bauer eine eigene Schnellpressenfabrik einzurichten – ein beachtliches Vorhaben in einer bislang vom Weinbau geprägten Region und bei dem auch insgesamt nach wie vor dürftigen Grad der Industrialisierung in Deutschland. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte sich die Schnellpresse aus Oberzeller Fertigung ab Beginn der 1820er Jahre zunehmend durchsetzen. Nach und nach stellten alle bedeutenden Druckereien in Deutschland und den Nachbarländern auf maschinellen Druckbetrieb um und bescherten dem noch jungen Unternehmen Koenig & Bauer einen florierenden Absatz, der erst in Koenigs letzten Lebensjahren nachließ.

Familienmensch: Kurzes Glück und früher Tod
Zu eben jener Zeit – das Unternehmen war auf Erfolgskurs – erfuhr Friedrich Koenig vom Schicksal seiner Jugendfreundin Johanna Jacobs, die als verwitwete Mutter von vier Kindern in ärmlichen Verhältnissen lebte. Um sie zu unterstützen, besuchte er sie in Suhl und lernte dort ihre Tochter Fanny kennen und lieben. Obwohl Koenig deutlich älter war, heirateten die beiden 1825 und Fanny folgte ihrem Mann nach Oberzell. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, doch das Glück der beiden währte nicht lange. Nach nur acht Ehejahren erlag Friedrich Koenig 1833 einem Herzleiden. Die wirtschaftlichen Probleme seines Unternehmens hatten ihn in den letzten Lebensjahren zusätzlich belastet. Der Absatz für Druckmaschinen war stark eingebrochen, der Export in den wichtigen Markt Frankreich nach der Pariser Juli-Revolution vollständig zum Erliegen gekommen. Auf dem Gelände des Oberzeller Klosters fand er seine letzte Ruhe.
Doch trotz dieser widrigen Umstände blieb Friedrich Koenigs Lebenswerk bewahrt: Gemeinsam mit Andreas Bauer führte Fanny Koenig die Geschäfte weiter und verhalf dem Unternehmen so zu neuer Blüte. Friedrich Koenig hat damit nicht nur den Grundstein für einen heute weltweit agierenden Konzern gelegt, mit seiner Erfindung der Schnellpresse hat er die Welt des Drucks fundamental verändert und damit ein Stück Mediengeschichte geschrieben.

www.koenig-bauer.com
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