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Die Branche am Montag!

Aus den Unternehmen

Schon heute die Etikettenverarbeiter-Elite von morgen formen: das FINAT European Label Forum

Donnerstag 12. Juli 2018 - Neues Rüstzeug für die Entscheider in der Etikettenbranche von morgen herausarbeiten. Das war nur ein Schwerpunkt, den der internationale Etikettenverband FINAT auf seinem diesjährigen European Label Forum (ELF) im Juni 2018 in Dublin gelegt hat. Die vierte Veranstaltung hat sich darüber hinaus zur Aufgabe gemacht, die Effektivität der Branche zu fördern und die grundlegenden Veränderungen in der Druckindustrie zu verstehen. Ansprache des Präsidenten

In diesem Jahr begeht der FINAT den 60. Jahrestag seines Bestehens und sein Präsident Chris Ellison, Geschäftsführer der OPM Group, eines echten Etiketten-Familienunternehmens, begrüßte die Delegierten. Er merkte jedoch an, dass diese Leistung des Verbandes im Vergleich zu der von Arthur Guinness verblasst, dessen mitten in Dublin gelegenden Brauerei bereits im Jahr 1759 und zudem mit einem Mietvertrag über 9000 Jahre eröffnet wurde. Am gleichen Abend folgte ein Besuch im Guinness Storehouse.

Alastair Campbell zum Brexit
Das Arbeitsprogramm des Forums begann mit dem Hauptredner Alastair Campbell, dem bekannten Schriftsteller, TV-Kommentator, Autor und Strategen, den viele noch als Pressesprecher des britischen Premierministers Tony Blair kennen. Auf diesem multinationalen Treffen sprach er unter dem Titel „The Elephant in the Room – Brexit and implications for EU/UK B2B relations“ über die Folgen des Brexits. Dabei ging auf die undeutlich formulierten endgültigen Vorschläge Großbritanniens für seinen Ausstieg aus der EU und ein mögliches Szenario ein, das nach dem Brexit eintreten könnte. In diesem Zusammenhang untersuchte er alle Optionen, Möglichkeiten und Mängel dieses Prozesses. Anschließend hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, bei einer Tasse Kaffee im umfangreichen Ausstellerbereich ihre Gedanken zu diesem Thema auszutauschen.

Der irische Markt
Gavin Killeen, Geschäftsführer des führenden nordirischen Anbieters für den Etiketten- und Verpackungsdruck Nuprint Technologies Ltd untersuchte den aktuellen irischen Markt und belegte, dass die reiche Tradition, auf die Irland bei Selbstklebeetiketten zurückblicken kann, auch heute noch mit Leben erfüllt wird. Er betonte das Engagement seines Unternehmens für die Branche und berichtete über dessen Programm zur Weiterbildung von Mitarbeitern und zur Lehrausbildung, zu Forschung und Entwicklung sowie zur Technologie-Förderung. Dazu gehört auch das von der EU unterstützte Dissertationsprojekt mit der Universität Glasgow, in dessen Rahmen das Drucken elektrisch leitender Tinten sowie die sich daraus ergebenden Chancen untersucht werden.

Daten zum europäischen Etikettenmarkt
Jules Lejeune, Geschäftsführer des FINAT, gab einen aktuellen Überblick über die europäische Etikettenindustrie, die seit 2012 einen deutlichen Aufschwung verzeichnet. Die Daten des Verbandes bestätigen für 2017 ein gesundes Wachstum von 4,7 % gegenüber dem Vorjahr, das jedoch unter der durchschnittlichen Wachstumsrate von 5,4 % der Jahre 2013-2016 liegt. Bei folienbasiertem Etikettenmaterial war sogar ein größerer Zuwachs von 8,2 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die 15 größten Etikettenmärkte Europas machen ganze 90 % des Geschäfts aus. Die Statistiken zeigen, dass die Türkei, Polen und Italien von 2010 bis 2017 in absoluten Zahlen den größten Zuwachs erreicht haben. In Großbritannien sind jedoch die Auswirkungen des nahenden Brexits erkennbar. Dort sinkt der Verbrauch im Unterschied zu den anderen leistungsstarken europäischen Ländermärkten seit dem 3. Quartal 2017. Anschließend sprach Lejeune über die jüngste Ausgabe von RADAR, dem regelmäßigen Marktüberblick für die Mitglieder des FINAT.

Ausblick in die Zukunft
Andy Thomas-Emans, Strategischer Direktor bei der Tarsus Labels & Packaging Group, erläuterte die aktuellen Entwicklungen in der Industrie und gab Ausblicke auf die kommenden fünf Jahre. Dabei untersuchte er insbesondere die zunehmenden Erweiterungsmöglichkeiten, die sich den Etikettenverarbeitern im Bereich des Etikettendrucks und bei anderen Optionen des Verpackungsdrucks bieten. Die von ihm angeführten Daten aus dem FINAT RADAR lassen erkennen, dass bereits 19 % der Etikettenverarbeiter Standbodenbeutel für flexible Verpackungen produzieren. 31 % der Teilnehmer der Umfrage gaben an, dass sie ebenfalls Sleeves verarbeiten würden, während 27 % andere flexible Verpackungen nannten. Dann ging er auf die Herausforderungen und Chancen der Verarbeitung, auf den Arbeitsschutz im Bereich der Lösemittel, auf den energieeffizienten UV-Flexodruck und natürlich auf den Digitaldruck ein. Auch stellte er UVFoodSafe als wegweisende Brancheninitiative vor, die wichtige Zulieferer und interessierte Berufsverbände aus der gesamten Verarbeitungskette zusammenbringt. Sie alle eint das Ziel, die UV- und UV/LED-Härtung weiterzuentwickeln, damit sie die Anforderungen, die an den sicheren Druck von Lebensmittelverpackungen gestellt werden, erfüllen. Abschließend bestätigte er, dass sich die Labelexpo zu einer Messe der Verpackungsdrucks vergrößert hat.

Innovatives Konzept für Werbung auf der Verpackung
Der Verpackungsprofi und Autor Keran Turakhia beschrieb in einem unkonventionellen und anregenden Referat, wie die Verarbeiter und deren Kunden finanziell profitieren können, wenn sie über die reine Verpackung hinaus denken und innovative Kommunikationsmöglichkeiten nutzen. Anhand praktischer Fallgeschichten wies er nach, wie sein Konzept dazu geführt hat, dass eine Verpackung nicht mehr nur ein Kostenfaktor ist, sondern den Markeninhabern hilft, insbesondere mit dem Digitaldruck neue Werbechancen zu nutzen.
„Rethink Packaging“ lautet das Motto von rlc-Packaging, dessen Geschäftsführer Marc Büttgenbach eine Podiumsdiskussion mit Experten leitete, die alle Referenten des Vormittags vereinte. Das erlaubte den Delegierten, alle Themen noch einmal genauer zu betrachten.

Praktische Weiterbildung
Einem Networking-Lunch folgte ein interessanter Nachmittag mit parallel stattfindenden Weiterbildungssitzungen zu verschiedenen wichtigen Aspekten des heutigen Marktes. Jennifer Dochstader und David Walsh vom Marktforschungsinstitut LPC Inc. sprachen über die Auswirkungen des Übergangs zum Digitaldruck auf die Verarbeiter und Markeninhaber. Damit aktualisierten sie die Ergebnisse des vom FINAT in Auftrag gegebenen Berichts zum digitalen Etikettendruck.
James Bevan, Gründer und Direktor des Produkt-Sicherheitsberaters und Spezialisten für Produktauthentifizierung Vandagraf, ging auf die neuesten Trends und Entwicklungen ein. Hierbei konzentrierte er sich auf Taggant-Marker und forensische Lösungen.
Die Lebensmittelsicherheit und Migrationsprobleme bei Etiketten und flexiblen Verpackungen im Allgemeinen waren die Themen eines interdisziplinären Expertenforums mit Jakob Abilgaard, Dan Labels Flexible Packaging Division, Robert Rae, GEW, und Niklas Olsson, Flint Group Narrow Web und Vorsitzender des ELF-Programmausschusses.
Sean Smyth, Druckberater bei Smithers Pira, erläutert die Gesamteinsatzkosten (TCO) ‚alternativer‘ Etikettendrucktechnologien. Der Geschäftsmarketing-Stratege Bert van Loon stellte den Delegierten moderne ROI-Methoden für das Marketing vor, um die Ergebnisse im B2B-Online-Marketing zu verbessern. Dieter Mößner, Projektingenieur Pharma bei Edelmann, untersuchte die Anforderungen der neuen EU-Fälschungsrichtlinie, die im Februar 2019 in Kraft tritt, in Bezug auf Serialisierung und Manipulationsnachweis.

Anforderungen an die kommenden Generationen
Das Programm des zweiten Tages des ELF wandte sich an Führungspersönlichkeiten aus der gesamten Wertschöpfungskette des Verpackungsdrucks und konzentrierte sich entsprechend auf Management-Fragen. Als erste sprach die Bestseller-Autorin und CEO der XYZ University Sarah Sladek zu einem Schwerpunktthema der Etikettenbranche, nämlich der Förderung des Engagements der jüngeren Generationen auf der Suche nach neuen unternehmerischen Talenten. Zwischen 2010 und 2020 werden insgesamt 78 % der „Baby-Boomer“ das Alter von 65 Jahren erreichen und 25 % der Millennium-Generation leitende Positionen übernehmen. Daher muss auf die Bedürfnisse der Nachfolgegeneration eingegangen werden, denn, so zeigt sie auf, in den letzten Jahrzehnten haben sich der Lebensstil und die Einstellungen der Menschen stärker verändert als in ihrer gesamten Geschichte zuvor. Dieser Umstand hat viele Probleme auf dem Arbeitsmarkt geschaffen, zu denen insbesondere der Mangel an Fachkräften, das Ausscheiden der Firmengründer aus dem Berufsleben und der Führungswechsel zählen. Es wird nur wenig getan, um diese Probleme in den Griff zu bekommen. Arbeitnehmerorganisationen brauchen ein völlig neues Konzept, denn die erfolgreichsten und inspirierendsten Führungspersönlichkeiten zeichnen sich durch drei Eigenschaften aus: Leidenschaft, Bescheidenheit und Eindringlichkeit.

Generationenwechsel im Familienunternehmen
Bert van Loon ging noch weiter auf das Thema ein. Er führt eine anregende Debatte zu den Herausforderungen der nächsten Generation insbesondere für die Etikettenverarbeiter in Europa, denn, so betonte er: „Die Etikettenindustrie hat ein großes Interesse an einem erfolgreichen Generationenwechsel in Familienunternehmen“. Wären mehr Konsolidierungen mit der daraus folgenden sinkenden Zahl von Innovationen denn eine Alternative zu einem erfolgreichen Generationenwechsel?

Das Markenimage von Guinness
Anschließend begrüßten die Teilnehmer Emma Rochford, Global Marketing Manager für Guinness, und Kathryn Wilson, Design Lead for Guinness und Baileys bei Diageo. Der Trend zu Premium- und Craft-Bieren erhöht die Nachfrage nach einem qualitativ hochwertigen Markenimage. Obgleich Guinness eine globale Marke mit lokalem Flair ist, hatte Rupert Guinness Recht, als er schon 1929 sagte: „Die Qualität unserer Werbung muss der Qualität unseres Biers entsprechen!“. Danach wurden die FINAT-Delegierten aufgefordert, zur zukünftigen Veredelung und Nachhaltigkeit der Verpackung von Guinness beizutragen.

Blick über den Tellerrand
Im letzten Teil der Konferenz leitete die Wirtschaftsexpertin, Schriftstellerin und TV-Moderatorin Prof. Noreena Herz ein die Augen öffnendes Seminar zu „intelligenten Entscheidungen in einer komplexen Welt“ in diesem Zeitalter der Zerrissenheit, zu dem auch die kommenden Auswirkungen des Brexit gehören. Sie vermittelte Einblicke in die kommende Generation potenzieller Mitarbeiter, der Generation K aus 15- bis 24-jährigen, und erläuterte, was ihnen wichtig ist, wie sie sich verhalten, was sie sich wünschen, wie sie als Verbraucher auftreten sowie worin sie sich von den Millennials unterscheiden. Sie verließ die Delegierten mit Hinweisen dazu, wie diese Einblicke ihr Geschäft verbessern können.

Eine erfolgversprechende Zukunft
In seiner Abschlussrede betonte FINAT-Präsident Chris Ellison: „Wir sind eine Branche mit einer erfolgversprechenden Zukunft. Nur ist uns das nicht immer klar. Auch sind wir eine sehr, sehr, sehr leidenschaftliche Branche.“
Im Rahmen des ELF fanden auch die offizielle FINAT Hauptversammlung und die Verleihung der Preise an die verdienten Gewinner im diesjährigen FINAT-Etikettenwettbewerb sowie die Vergabe der Awards für Recycling und Nachhaltigkeit statt. Vlad Sljapic, Vice President, Global Sales, Xeikon, leitete die Preisverleihung. Dem schloss sich ein Networking-Dinner mit wichtigen Akteuren des internationalen Etiketten- und Verpackungsdrucks an.
Das nächste European Label Forum (ELF) des FINAT findet vom 5. bis 7. Juni 2019 in Kopenhagen statt.

www.finat.com
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