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Aus den Unternehmen

Druckindustrie: Wenig konjunkturelle Dynamik

Freitag 26. Mai 2006 - Zur Jahrestagung des Verbandes Druck und Medien in Baden-Württemberg berichtet der Vorsitzende des Verbandes, Axel Ebner, Infoflip Ulm, am 19. Mai im Neckar Forum in Esslingen über die wirtschaftliche Situation der Branche.

„Die Jahre 2000 bis Mitte 2005 werden in die Analen der wirtschaftlichen Entwicklung so eingehen, dass wir als Branche nicht nur 25 Prozent der Betriebe, sondern auch 25 Prozent der Beschäftigten hier in Baden-Württemberg verloren haben. Ab dem Jahr 2005, in dem sowohl die Zahl der Insolvenzen als auch Betriebsstilllegungen deutlich zurückgegangen ist, wird sich die Druckindustrie auf einer um 25 Prozent niedrigeren Basis, was Betrieb und Beschäftigte angeht, definieren. Und dies mit der Tatsache, dass die verringerte Anzahl von Betrieben und Beschäftigten in der Lage ist, mehr zu produzieren.“

Erstmals im Jahr 2005 konnten die Umsätze wieder leicht gesteigert und auch die Kapazitätenauslastung erhöht werden. Allerdings, so Ebner, führte diese Tatsache nicht dazu, befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Die Branche wird seiner Meinung nach noch einige Jahre der Konsolidierung brauchen.

Die konjunkturelle Lage im Einzelnen:
Die Druckindustrie hinkt gegenwärtig noch hinter dem Besserungsprozess der deutschen Industrie her.

Leicht gestiegener Umsatz
Im Land erwirtschafteten die statistisch erfassten Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten im Jahr 2005 einen Umsatz von 3,229 Mrd. Euro. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um 2,6 Prozent.
Export spielt in der Druckindustrie eine untergeordnete Rolle. Die Branche ist binnenmarktabhängig, der Exportanteil liegt nur bei 6 bis 8 Prozent.

Kapazitätenauslastung über Vorjahresniveau
Im Dezember 2005 lag der Auslastungsgrad bei 85,7 Prozent. Die Kapazitätsauslastung, die an der betriebsüblichen Vollausnutzung gemessen wird, war damit am Ende des 4. Quartals 2005 nicht nur etwas höher als drei Monate zuvor mit 85,1 Prozent, sondern auch besser als vor Jahresfrist mit 84,6 Prozent. Allerdings ist es so, dass erst bei einer Kapazitätenauslastung von 90 Prozent notwendige Erträge erwirtschaftet werden können. Daher ist die Ertragslage weiterhin unbefriedigend.

Spürbare Belebung bei Investitionen
Im Drupa-Jahr 2004 lösten die stabilere Geschäftslage und vor allem der aufgestaute Investitionsbedarf der letzten Jahre eine Tendenzwende im Investitionsgeschehen aus. Für das Jahr 2005 liegen noch keine amtlichen Zahlen vor. Umfragen des ifo-Instituts deuten jedoch darauf hin, dass sich die Aufwärtstendenz der Investitionstätigkeit fortgesetzt hat. Nach ifo-Schätzungen erhöhten die Betriebe ihr Investitionsbudget gegenüber 2004 um 5 bis 10 Prozent. Allerdings hat sich in den letzten Jahren das Verhältnis von geplanten zu tatsächlich getätigten Investitionen negativ entwickelt.

Abgeschwächter Personalabbau
Im Land betrug die Zahl der Beschäftigten in den durchschnittlich 307 statistisch erfassten Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten rd. 21.211 Mitarbeiter. Weitere rd. 8.000 Mitarbeiter sind in ca. 1.600 Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten tätig. Ende 2004 waren es in 310 statistisch erfassten Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten 21.612 Beschäftigte.

Nimmt man als Grundlage die reduzierte Zahl der erfassten Betriebe, kann man von einer Stagnation des Beschäftigtenrückgangs sprechen. Diese Tendenz hielt auch im 1. Quartal 2006 an.

Traditionell waren offene Stellen der Branche kaum über die Arbeitsagenturen angeboten. Daher ist die Zahl der offen gemeldeten Stellen (2005: 143, 2004: 104) wenig aussagekräftig. Kurzarbeit spielt in der Branche kaum eine Rolle.

Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen für die Druck- und Medienbranche ist im Jahresdurchschnitt 2005 mit 2.728 Arbeitslosen gegenüber 2004 um 5,2 Prozent gesunken. Im 1. Quartal 2006 setzt sich diese positive Tendenz fort, es wurden durchschnittlich 2.224 Arbeitslose gemeldet, im 1. Quartal 2005 waren es noch 2.932.

Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen für die Druck- und Medienbranche hält sich im allgemeinen Landesdurchschnitt bei etwa 7 Prozent.

Weniger Insolvenzen
Die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2005 nahm gegenüber dem Vorjahr deutlich ab. Im Jahr 2004 mussten 43 Betreibe Insolvenz anmelden. Im Jahr 2005 waren es 34 Betriebe. Im Vergleich: Im Krisenjahr 2002 hat die Druckindustrie den traurigen Höhepunkt mit 68 Insolvenzen.

Hohe Ausbildungsquote trotz rückläufiger Ausbildungszahlen in der Druck- und Medienindustrie
Im Jahr 2005 ging in der Druck- und Medienbranche in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Gesamtausbildungsverhältnisse vom ersten bis zum dritten Ausbildungsjahr im gewerblichen Bereich um 7,3 Prozent zurück. Insgesamt gibt es in den Berufen Mediengestalter für Digital- und Printmedien, Drucker Siebdrucker, Buchbinder und Kartograf 2.294 Ausbildungsverhältnisse (Stand 30. September 2005). Davon besuchen 227 Jugendliche die Berufsfachschule Druck, davon 188 im Beruf Mediengestalter für Digital- und Printmedien und 39 im Beruf Drucker. Erfreulich ist, dass die Ausbildungsquote, gemessen an der Zahl der Unternehmen in der Druck- und Medienindustrie, m ist 8 Prozent im Vergleich zu anderen Branchen nach wie vor überdurchschnittlich hoch ist.
Ausbildungsbetriebe beklagen immer wieder, dass viele Bewerber, vor allem in den Berufen Drucker, Siebdrucker und Buchbinder, nicht die erforderlichen schulischen Voraussetzungen mitbringen, um eine Ausbildung erfolgreich abschließen zu können und oft auch falsche Vorstellungen von den Berufsinhalten haben. Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e. V. informiert deshalb mit seiner Nachwuchswerbeaktion „wop“ – world of print & paper – kontinuierlich Schüler, Lehrer und Eltern der Real- und Hauptschulen sowie der Gymnasien bei vielen Berufsinformationsveranstaltungen über die Inhalte und die Voraussetzungen dieser Berufe.

Prognose für das Jahr 2006 – leichte Besserung in Sicht
Trotz der wenig befriedigenden Ausgangslage blicken die Unternehmen der Druckindustrie der weiteren konjunkturellen Entwicklung zuversichtlicher als im Vorjahr entgegen. Dazu hat weniger die bessere Geschäftslage als die zunehmende Zuversicht der Kunden, also der Gesamtwirtschaft, beigetragen.

www.verband-druck-bw.de
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