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Zeitung & Versandraum

News und MAN Roland: Druck im Dreierpack

Rupert Murdoch (Mitte) und der schottische Ministerpräsident Alex Salmond (rechts) auf der Galerie der COLORMAN, XXL.

Samstag 22. Dezember 2007 - In Großbritannien werden die Druckkapazitäten für Zeitungen neu geordnet und Rupert Murdoch mischt kräftig mit. Newsprinters, die britische Produktionsfirma seines News-International-Konzerns, setzt mit drei neuen, hoch automatisierten Standorten Maßstäbe. Nicht weniger als 19 COLORMAN, XXL-Rotationen bilden deren Kern.

2004 in Amsterdam: Es war die IfraExpo im drupa-Jahr. Ausgerechnet eine der damals nicht auf der Messe vertretenen Firmen sorgte für den meisten Gesprächsstoff. MAN Roland gab den größten Einzelauftrag für Zeitungsdruckmaschinen seit mehr als einer Dekade bekannt: dreifachbreite Druckmaschinen und Peripherie im Wert von rund 300 Mio. Euro für den News-International-Konzern (NI) des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch. Der Mann, der für das Internetportal My Space 580 Mio. Euro bezahlt hat, zeigte jedermann, dass er das Vertrauen ins gedruckte Wort keineswegs verloren hat. Sein Investment in neue Produktionsstätten in England und Schottland ist ihm alles in allem rund eine Milliarde Euro wert.

Jahrelanger Vorlauf
Als die Bombe platzte, war über das Großprojekt freilich schon drei Jahre verhandelt worden. Wenn man so will, waren allein die Vorarbeiten in der Angebotsphase ein Millionenauftrag. Fragt man leitende Manager bei NI heute, was den Ausschlag zugunsten des Augsburger Maschinenherstellers gab, hört man meist etwas über die Fähigkeit des MAN Roland-Teams, auch außergewöhnlich große und komplexe Projekte zu handhaben. In diesem Fall sind es drei Zeitungsdruckereien mit zwei, fünf und zwölf COLORMAN, XXL-Maschinen, jede mit fünf bzw. sechs Türmen in Neun-Zylinder-Konfiguration (Abschnittlänge 578 mm, maximale Bahnbreite 2.211 mm) und einem völlig neu konzipierten Falzapparat.

Der kleinste Standort Eurocentral zwischen Glasgow und Edinburgh ging im Mai 2007 in den Vollbetrieb, Knowsley bei Liverpool folgte im Juli. Broxbourne nahe London wird im Frühjahr 2008 über die volle Kapazität verfügen und dann eine der größten Zeitungsdruckereien weltweit sein. Produziert werden zunächst die eigenen Titel wie 3,6 Millionen Exemplare der Sun und knapp 800.000 Exemplare The Times, außerdem die Sonntagszeitungen News of the World (3,7 Millionen Druckauflage) beziehungsweise Sunday Times (1,3 Millionen). Aber den ersten bedeutenden Lohndruckkunden gibt es auch schon: Ausgerechnet die Telegraph-Gruppe, einer der härtesten Konkurrenten für die Times, verzichtet auf eigene Druckereien und lässt bei Newsprinters drucken. Weil konsequent Doppelproduktion gefahren wird (pro Maschine bis zu 86.000 Exemplare einer 120- beziehungsweise 144-seitigen Tabloidzeitung), sind die Produktionsfenster sehr kurz und ermöglichen auch in der Kernproduktionszeit weitere Aufträge.

300.000 Tonnen Papier
Die Dimensionen der Newsprinters-Druckereien sind eindrucksvoll: Im Vollbetrieb werden allein für die eigenen Titel rund 300.000 Tonnen Papier im Jahr bedruckt. Dazu sind die drei Druckorte mit unterschiedlich ausgeprägter Automatisierung des Materialflusses ausgestattet. Im Werk Eurocentral, am 30. Oktober 2007 feierlich eröffnet, werden die Rollen – 45.000 Tonnen im Jahr, rund 60 Lkw-Ladungen à zwölf Rollen pro Woche – per Stapler bewegt. Die Rollenvorbereitung ist halbmanuell, das Weitere wird mit dem Materialflusssystem AUROSYS erledigt. Die Stapler müssen rückwärts fahren, weil die aufrecht transportierten, rund 2,20 m hohen Rollen den Fahrern vollständig die Sicht nach vorn nehmen. Um eine Tabloidzeitung aus bis zu 15 Lagen pro Trichter sauber mit einer Geschwindigkeit von bis 86.000 Exemplaren pro Stunde falzen zu können, hat MAN Roland erstmals einen Falzapparat in 4:7:7-Teilung konstruiert, der über einige Spezialitäten verfügt: etwa Umfangsverstellbarkeit sowohl des Falzklappen- wie auch des Sammelzylinders. Oder wegdrückbare Kissen am Messerzylinder, um im Falle eines Staus die Papiermengen entfernen zu können.

Im Terminplan
Allan Wain ist des Lobes voll über die Arbeit von MAN Roland und die Anlaufphase, bei der „alle Termine exakt gehalten oder sogar übertroffen wurden.“ Auf die Frage, was er denn im Nachhinein anders machen würde, meint Wain: „Vielleicht einige der Add-Ons etwas langsamer angehen“ und erwähnt in diesem Zusammenhang die Gummituchwaschanlagen und die Strangheftanlagen, bei denen die Optimierung noch im Gange ist, aber auch die Gummituchplatten, deren endgültige Lieferanten noch offen sind.
Über mehrere Jahre hat sich eine sehr enge Zusammenarbeit der Teams von Newsprinters und MAN Roland ergeben. Immerhin sind auf der größten Baustelle Broxbourne bis zu 100 Personen unter der Regie des Maschinenherstellers tätig. Das deutsche Team mit dem leitenden Projektmanager Dieter Betzmeier an der Spitze arbeitet mit zahlreichen Partnern: neben Ferag und Agfa waren es das Bauunternehmen Carillion, aber auch Firmen wie Turners oder Aktrion – Geschäftspartner von News, die sich um das Gebäudemanagement oder die Stellung von Hilfskräften kümmern. Newsprinters selbst betreibt eigentlich nur noch die Druckmaschine. Dazu werden Drucker und Ingenieure beschäftigt. Rund 50 Prozent des Personals stellen die Geschäftspartner. Am weitesten geht die Auslagerung von Nicht-Kerntätigkeiten in der Plattenherstellung: Agfa wird für die Komplettherstellung belichteter Platten bezahlt.

www.manroland.com
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