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Mehr Führungsverantwortung als Erfolgsrezept

Thomas Meyer, geschäftsführender Gesellschafter der IKS Klingelnberg

Freitag 15. März 2013 - Der VDMA sprach mit Thomas Meyer, geschäftsführender Gesellschafter der IKS Klingelnberg, über die Zukunft des Papiers. IKS Klingelnberg ist die operative Führungsgesellschaft der TKM Gruppe mit Stammsitz in Remscheid und stellt Industriemesser her - hauptsächlich für die Papierindustrie.

Herr Meyer, Ihr Unternehmen ist seit mehr als zwanzig Jahren selbständig am Markt. Seither hat sich der Umsatz versiebenfacht. Wie erklären Sie dieses rasante Wachstum?

Meyer: Wir sind heute in Europa die Nummer eins im Segment der Industriemesser – mit großem Abstand vor etwa 150 Wettbewerbern. Ein Grund für den Erfolg ist unsere Entwicklung vom reinen Messerlieferanten zum Systemlieferanten. Ich nenne ein Beispiel: Anfangs stellten wir unter anderem Papierkreismesser her, mit denen Papierrollen geschnitten werden. Nach und nach haben wir dem Kunden zusätzlich Teile geliefert, die er ebenfalls braucht, etwa Schleifscheiben. Anfänglich zugekauft stellen wir diese Schleifscheiben inzwischen selber her. Wir fragen uns immer, was der Kunde noch in seinem Produktionsprozess brauchen kann und nicht, was unser Maschinenpark gerade optimal herstellen kann. Wir sind also nicht in erster Linie produktionsorientiert, sondern mehr marktorientiert. Das hat uns das Wachstum gebracht. Ein weiterer Baustein unseres Erfolgsrezeptes ist die Belieferung sowohl an die OEMs, also die Maschinenbauer, als auch an die Endkunden, beispielsweise die Druckereien.

Aber die Entwicklung zum Systemlieferanten ist inzwischen ein Trend geworden, dem viele Unternehmen folgen.

Meyer: Wir überprüfen unsere Strategie ständig. Seit einigen Jahren tun wir das im Team und nicht nach dem alten Prinzip: Der Chef hat gedacht, der Mitarbeiter hat´s gemacht. Dazu mussten wir erst einmal Leute schulen, damit sie lernen, wie man Potenziale am Markt erkennt, wie man Kennzahlen ermittelt und mit deren Hilfe das Geschäft weiterentwickelt. Heute stellen unsere Führungskräfte an den jeweiligen Standorten ihre Budgets selbst auf, und sie sind dafür verantwortlich. Dieser Ansatz bedeutet, dass man auch mal Risiken eingehen muss, will man die ehrgeizigen Ziele erreichen. Letztlich ist diese Struktur der wesentliche Erfolgsfaktor für unser Unternehmen.

Befürchten Sie nicht, diese guten Leute zu verlieren? Außerhalb des Mittelstands wird oft besser bezahlt.

Meyer: Fluktuation kommt bei uns so gut wie gar nicht vor. Die Mitarbeiter fühlen sich wohl. Das liegt nicht in erster Linie am Gehalt, das bei uns markgerecht ist, aber nicht vergleichbar mit den Summen, die etwa in der Automobilindustrie gezahlt werden. Entscheidend ist, unsere Ingenieure, Produktmanager und Verkaufsmanager entwickeln eine hohe Kompetenz, und das Unternehmen gewährt ihnen in der Folge einen hohen Freiheitsgrad. Das hohe Maß an Selbstbestimmtheit ist der wesentliche Grund, warum unsere Fachleute so motiviert und loyal sind.

In den vergangenen Jahren sind viele Schwellenländer wirtschaftlich aufgestiegen, in den klassischen Industrieländern stockt der Wachstumsmotor. Verschieben sich die Absatzmärkte für IKS Klingelnberg?

Meyer: Mit einem Umsatzanteil von 72 Prozent ist Europa nach wie vor unser wichtigster Markt. 14 Prozent entfallen auf Asien und 14 Prozent auf Amerika. In den nächsten Jahren wollen wir unsere Präsenz in Südamerika ausbauen, aber der größte Wachstumsmarkt bleibt für uns Asien. Wir haben in Singapur, Kuala Lumpur und Schanghai Vertriebsstandorte und nahe Schanghai auch eine eigene Produktionsstätte, die einzige bislang außerhalb Europas. Das unterstreicht den Stellenwert, den Asien für unser Geschäft bekommen hat.

Die Chinesen verstehen sich längst nicht mehr als verlängerte Werkbank für westliche Firmen, sondern treten zunehmend in Konkurrenz mit ihnen.

Meyer: Bei technisch einfachen Produkten haben wir auf der Kostenseite keine Chance. Aber im High-Premium-Sektor, etwa bei der Einhaltung hoher Toleranzen, gibt es für uns noch viele profitable Geschäftschancen. Wir kennen den Markt ganz gut. Ich selbst habe einige Jahre in China gearbeitet. Wir verdienen dort gutes Geld.

Wie wird IKS Klingelnberg in fünf Jahren aufgestellt sein?

Meyer: Wir erleben derzeit einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach graphischen Papieren. Das ist unter anderem eine Folge der neuen Kommunikationsmöglichkeiten, vor allem der über Tablets und Smartphones. Aber wir sehen auch gegenläufige Prozesse. Die Zahl der individuellen Magazine nimmt stetig zu. Auch der Verpackungsbereich wächst stark, vor allem dank des zunehmenden Online-Handels. Der Papiersektor insgesamt wird also weiter zulegen. Unser Ziel ist es, die starke Position im Bereich der graphischen Papiere zu halten. Gleichzeitig wollen wir aber in den Wachstumsbereichen Verpackung und Hygienepapiere deutlich zulegen. Für Hygienepapiere steigt die Nachfrage überall, sogar in den USA und natürlich erst recht in den aufstrebenden Ländern. Hygienepapiere und Verpackung stehen bei uns im Fokus.

www.vdma.org
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