Inkjet & Digitaldruck

Mehr Medienflexibilität sollte nicht weniger Produktivität bedeuten

Freitag 20. Mai 2016 - Von Mathieu Peeters, B2B Marketing Director bei Canon Deutschland

Es ist noch gar nicht so lange her, dass in der Branchenpresse der Druckindustrie regelmäßig über die jeweiligen Vorzüge von Digital- und Offsetdruckverfahren debattiert wurde. Zunächst wurde die Diskussion konfrontativ geführt, so als würde es sich um eine klare Entweder-oder-Entscheidung handeln. Mittlerweile hat sich die übereinstimmende Meinung entwickelt, dass Offset- und Digitaldruck ergänzende Technologien darstellen, die, abhängig von den Anforderungen der Druckereikunden und dem Druckprodukt, jeweils über besondere Stärken verfügen.
Allerdings trifft es genauso zu, dass der Digitaldruck heute dem Offsetdruck in den meisten Bereichen ebenbürtig ist: digitale Produktionssysteme sind schnell und zuverlässig, ihre Druckergebnisse sind konstant, die Endverarbeitungsoptionen umfassend und sie werden auch bezüglich der Kosten für höhere Auflagen zunehmend wettbewerbsfähiger. Genauso hat der Offsetdruck seine Vorteile, beispielsweise die Medienvielfalt und die Auflagenhöhe.

Dies ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass in den heutigen Offsetdrucktechnologien mehr als 100 Jahre Entwicklungsarbeit stecken. Immerhin druckte die erste Offsetdruckmaschine, 1875 von Robert Barclay entwickelt, auf Blech; es dauerte noch beinahe weitere 30 Jahre bis Papier in die Liste der zugelassenen Substrate aufgenommen wurde. Es ist jedoch ebenso eine Tatsache, dass Digitaldrucksysteme in der Lage sein müssen, hinsichtlich gemischter Medien echte Flexibilität zu beweisen, wenn sie von Druckbetrieben als eine wirkliche Allround-Alternative zu Offset betrachtet werden wollen. Doch ganz gleich, welche Schritte diese Betriebe unternehmen, um ihr Angebot in Richtung der neuen, mit höheren Margen ausgestatteten Produkte zu diversifizieren, die der Digitaldruck ermöglicht – sie benötigen immer noch ein Drucksystem, das die gemischten Standardaufträge bewältigen kann, die von den Kunden beständig nachgefragt werden.

Eine wirkliche Fähigkeit zur Verarbeitung gemischter Medien ist genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, wenn es um die grundsätzliche Frage geht, wie sich die Vorteile von Print gegenüber elektronischen Medien nutzen lassen – ein Aspekt, den die Marketingverantwortlichen und Markeninhaber inzwischen schätzen, da sich die Konsumenten zunehmend immun zeigen gegenüber ausschließlich elektronisch angelegten Kampagnen. Die Identität einer Marke ist durch mehr gekennzeichnet als das rein Visuelle – Bits und Bytes können nicht die physischen und haptischen Eigenschaften von Print wiedergeben. Einfallsreich und passend eingesetzt, kann Print durch einen Mix von Bedruckstoffen mit   unterschiedlichen Grammaturen und Strukturen sowie einer Veredelung durch Folierung oder Prägedruck mindestens eine vergleichbare Wirkung erzielen – wenn nicht sogar eine höhere.

Auf den ersten Blick haben Druckdienstleister, die in eine neue Digitaldruckmaschine investieren, scheinbar keinen Mangel an Auswahlmöglichkeiten. Denn alle Hersteller digitaler Drucksysteme nehmen eine exzellente Medienflexibilität für ihre Systeme in Anspruch. Vor der Entscheidung für eine bestimmte Maschine ist es jedoch ratsam, diese Behauptungen näher zu untersuchen. So bezeichnet beispielsweise der Begriff Medienvielfalt eine breite Palette von Eigenschaften, einschließlich Grammatur, Größe, Struktur, Beschichtung und Wärmempfindlichkeit. Es ist relativ einfach, die technischen Daten auf diese Kriterien hin zu überprüfen.

Es kann jedoch schwieriger sein, herauszufinden, ob eine Wechselwirkung zwischen Produktivität und Medienflexibilität besteht – mit anderen Worten, ob das Bedrucken von leichten, schweren, strukturierten oder wärmeempfindlichen Substraten die Produktion bremst. Dies sind jedoch wichtige Faktoren bei der präzisen Bestimmung der Fähigkeiten eines Systems, nicht nur heute, sondern auch in Zukunft.

Sprechen Sie möglichst mit anderen Druckanbietern über deren tatsächliche Erfahrungen mit einer Druckmaschine in der Praxis, besonders über deren Leistung auf verschiedenen Medien – je breiter die Medienpalette, desto besser. Während jede Digitaldruckmaschine über eine Liste zugelassener Medien verfügt, so sind Druckbetriebe doch immer geneigt, die Grenzen zu erweitern – sei es als Reaktion auf Kundenanforderungen oder um mit einem neuen Erzeugnis zu experimentieren, das sie anschließend vermarkten können.

Blicken wir beispielsweise auf unsere tonerbasierten Produktionsdrucksysteme: die meisten neuen Funktionen unserer aktuellen Flaggschiffe sind das direkte Ergebnis von Erkenntnissen der Canon Ingenieure, die sich aus nächster Nähe angesehen haben, was unsere Kunden von unseren Systemen verlangen. Sie umfassen eine Reihe von Innovationen wie Verbesserungen im Papierlauf und im Fixiervorgang. Diese gewährleisten, dass das Drucksystem eine breite Palette von Substraten verarbeiten kann – und das, wenn überhaupt, mit nur minimalen Auswirkungen auf die Produktivität.

Wenn ein Hersteller davon spricht, dass neue Produkte kundengetrieben entwickelt werden, dann sind es diese schrittweisen Verbesserungen, die damit gemeint sind. Sie entstehen, weil Druckdienstleister ständig versuchen, mehr aus ihren Systemen herauszuholen und weil Hersteller wie Canon, sich sehr dafür interessieren, was ihre Kunden tun und wieso. Digitaldrucksysteme müssen so gebaut werden, dass sie zuverlässig und stabil in echten Produktionsumgebungen funktionieren und unterschiedlichste Aufträge auf einer Vielzahl verschiedener Substrate mit hoher Produktivität und minimalen Ausfallzeiten bewältigen. Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht als Partner der Druck- und Medienindustrie genau zu zuhören, was im tagtäglichen Geschäft von Druckereien geschieht. Nur so können wir technologische Entwicklungen vorantreiben und nachhaltig sicherstellen, dass diese sich erheblich auf den Unternehmenserfolg unserer Kunden und Partner positiv auswirken.

www.canon.de
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