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Aus den Unternehmen

Druckindustrie stagniert – wirtschaftliche Lage bleibt weiter ernst

Donnerstag 10. Februar 2011 - Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e.V. hat zur Schlußveranstaltung des jährlich stattfindenden druckforum die Wirtschafszahlen der Branche im vergangenen Jahr sowie die Prognose für 2011 vorgestellt.

Die deutsche Druckindustrie war wegen ihrer geringen Exportquote (14 Prozent) durch die Wirtschaftskrise 2009 nicht so stark wie andere Industriebranchen in Deutschland abgestu?rzt. Wa?hrend allerdings im Jahr 2010 nahezu alle industriellen Branchen in Deutschland einen Aufschwung verzeichneten, ging dieser an der Druckindustrie vorbei. Dabei war die konjunkturelle Situation im 2. Halbjahr 2010 noch besser als im 1. Halbjahr, erreichte jedoch bei Weitem nicht das Niveau des Aufschwungs der Gesamtindustrie.

Die Gru?nde hierfu?r sind vielfa?ltig. Einmal ist die Abha?ngigkeit von der werbetreibenden Wirtschaft bei der Druckindustrie sehr hoch, sie liegt bei u?ber 60 Prozent. Erfahrungsgema?ß beginnen die Firmen erst dann mit Werbung, wenn sich bei ihnen die finanzielle Lage nach konjunktureller Erholung stabilisiert. Insofern hinkt die Druckindustrie der Gesamtkonjunktur immer ein halbes Jahr hinterher. Nach Erhebungen von Nielsen Media Research ging der Anteil der Printmedien fu?r die werbetreibende Wirtschaft auf 41,2 Prozent zuru?ck. Im besten Jahr 2006 lag der Anteil noch bei 52,7 Prozent. Aus dieser Zahl zeigt sich das strukturelle Problem der Druckindustrie, 2009 waren dies noch 49,1 Prozent.

Aus diesem Grund haben sich die Umsatzzahlen der Druckindustrie in Baden- Wu?rttemberg 2010 erneut ru?ckla?ufig entwickelt. Das Statistische Landesamt erfaßt den Umsatz der Betriebe mit u?ber 50 Bescha?ftigten. Diese erwirtschafteten im Jahresdurchschnitt 2010 einen Umsatz von 2,538 Mrd. €, im Vergleich waren dies im Jahr 2009 2,586 Mrd. €. Dies entspricht einem Umsatzru?ckgang von 2 Prozent. Andere Industriebranchen zeigten hingegen wieder zweistellige Wachstumsraten im Jahr 2010 auf.

Ein wichtiger Faktor fu?r die Ertragslage der Branche ist die Kapazita?tsauslastung. Grundsa?tzlich erwirtschaftet die Branche erst dann einen positiven Ertrag, wenn der Auslastungsgrad mindestens 85 Prozent erreicht. Im Jahr 2009 lag die Kapazita?tsauslastung bei 78,6 Prozent, einer der niedrigsten Werte seit der Erhebung dieser Kennzahl. Im Jahresdurchschnitt 2010 ging die Kapazita?tsauslastung auf 81,8 Prozent nach oben. Dies bedeutet zwar einen moderaten Anstieg, erreicht wurden hierdurch aber keine befriedigenden Ergebnisse. In „guten“ Jahren lag die Kapazita?tsauslastung der Branche bei u?ber 90 Prozent. Die Ertragslage ist auch durch steigende Kosten belastet. Die bereits im Dezember 2009 von Papierherstellern angeku?ndigten Papierpreiserho?hungen schlugen ab dem 2. Quartal 2010 durch. Im Jahresdurchschnitt lagen diese bei +4 Prozent (nicht betroffen war das Zeitungsdruckpapier). Die Preise fu?r Druckfarben stiegen im Jahresdurchschnitt 2010 ebenfalls um 1,4 Prozent. Besonders die stark angestiegenen Energiekosten (+4,3 Prozent) belasten die Unternehmen. Es gelingt der Druckindustrie schon seit la?ngerem nicht mehr, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben, dies liegt auch an den zu hohen Kapazita?ten, die am Markt sind.

Die Druckindustrie in Baden-Wu?rttemberg bescha?ftigte 2010 in den statistisch erfaßten Betrieben (erfaßt wurden 114 Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern) rund 13.380 Mitarbeiter. Ende 2009 waren es in 121 Betrieben 14.172 Mitarbeiter. Bescha?ftigtenzahlen in Betrieben mit unter 50 Mitarbeitern werden vom Statistischen Landesamt nicht erfaßt, der Verband geht davon aus, daß in diesen Betrieben ca. 10.000 weitere Mitarbeiter ta?tig sind. Insgesamt kann man von einem Bescha?ftigtenru?ckgang von ca. 2 Prozent sprechen. Die Zahl der Arbeitslosen mit Druckberufen hat sich im 1. Halbjahr 2010 mit 1.304 Arbeitlosen gegenu?ber dem Vorjahreszeitraum mit 1.192 Arbeitlosen um u?ber 9 Prozent erho?ht. Allerdings sieht die Zahl im 2. Halbjahr 2010 wesentlich positiver aus, hier waren es im Jahr 2010 noch 1.271 Arbeitslose, damit war die Zahl ru?ckla?ufig. Die von der Bundesregierung erleichterte und ausgeweitete Mo?glichkeit der Kurzarbeit wurde neben dem Abbau von Zeitkonten zur Stabilisierung der Bescha?ftigung genutzt. Spitzenmonate waren Juni/Juli 2009, hier betrug die Anzahl der Kurzarbeiter ca. 3.500 in 260 Betrieben. Dieser Trend setzte sich auch im ersten Halbjahr 2010 noch fort (genaue Zahlen liegen von der Bundesagentur fu?r Arbeit noch nicht vor). Momentan gibt es nur noch vereinzelte Fa?lle von Kurzarbeit in der Branche.

Gegenu?ber dem Jahr 2009 ist die Insolvenzha?ufigkeit 2010 deutlich zuru?ckgegangen. Bis Ende November 2010 waren 17 Insolvenzen gemeldet, zum Jahresende 2009 waren dies noch 32 Insolvenzen.

Trotz der immer noch ungu?nstigen konjunkturellen Situation in den Unternehmen der Druck- und Medienindustrie hat sich die Anzahl der im Herbst 2010 neu abgeschlossenen Ausbildungsverha?ltnissen nicht wesentlich gea?ndert. Vergleicht man die Gesamtzahl der Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr mit dem Vorjahr, so ist nur ein minimaler Ru?ckgang von 1,3 Prozent zu verzeichnen. Allerdings ging 2009 die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverha?ltnisse um insgesamt 23 Prozent zuru?ck. U?ber die drei Ausbildungsjahre hinweg ist damit die Entwicklung der Zahl der Ausbildungsverha?ltnisse ru?ckla?ufig: Vom ersten bis zum dritten Ausbildungsjahr werden in der Druck- und Medienindustrie in Baden-Wu?rttemberg 5 Prozent weniger als im Vorjahr bescha?ftigt, insgesamt sind dies 2.257 Auszubildende Der tatsa?chliche Ru?ckgang der Ausbildungszahlen ergibt sich daraus, daß bei der Berufsfachschule Drucktechnik, der einja?hrigen Vollzeitschule, einen Ru?ckgang von 12,9 Prozent gegenu?ber dem Vorjahr zu verzeichnen ist. Insgesamt bedeutet dies aber auch, daß die Zahl der dualen betrieblichen Ausbildungsverha?ltnisse im Jahr 2010 zugenommen hat.

Erfreuliche Zahlen gibt es in dem Berufsbild „Mediengestalter“, dort ist ein Zuwachs der abgeschlossenen Ausbildungsverha?ltnisse um 11,6 Prozent zu verzeichnen. Auch bei dem Kernberuf der Druckindustrie, dem Drucker, haben 9,3 Prozent mehr Auszubildende im Herbst 2010 ihre Ausbildung begonnen. Nur bei den Berufsbildern „Siebdrucker“ und „Buchbinder“ sind es weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverha?ltnisse als in 2009.

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) prognostiziert fu?r die Nettowerbeeinnahmen 2011 einen Zuwachs um 2,5 Prozent auf 19,2 Mrd. €. Dies entspricht dann allerdings erst dem Niveau des Jahres 2003. Entscheidend wird es sein, wie sich die Steigerung der Werbeausgaben der produzierenden Wirtschaft fu?r die Druckindustrie auswirkt. Der Verband befu?rchtet, daß das Wachstum aus den Werbeeinnahmen nicht in vollem Umfang an die Branche weitergegeben wird, die Steigerung bei den elektronischen Medien du?rfte auch 2011 ho?her liegen. Daher rechnet der Verband fu?r das Jahr 2011 mit stagnierenden Umsatzzahlen. Der Verband sieht weiterhin einen Trend, der in Richtung der Individualisierung der Werbung geht. Kleinere Auflagen und direkte Ansprache werden die Branche 2011 noch mehr pra?gen. Dies bedeutet, daß der Verband zum Beispiel im Digitaldruck ein Wachstumspotenzial sieht, auch die industrielle Fertigung von Druckbetrieben, die im Bereich Web-to-Print agieren, wird eher zunehmend sein.

Insgesamt sieht der Verband bereits seit 2009 einen Trend zu mehr industrieller Fertigung in der Druckindustrie. Handwerkliche Segmente hatten deutlich gro?ßere Schwierigkeiten in der Krise, die sich auch 2011 noch fortsetzen werden. Dieser Trend zur industriellen Fertigung fu?hrt aber auch dazu, daß die Konkurrenzlage nicht mehr nur national, sondern auch international sein wird. Hier erwartet der Verband weitere tiefgreifende A?nderungen und Herausforderungen fu?r die Mitgliedsbetriebe, er versucht diese durch Informationen und praktische Unterstu?tzung auf diese Herausforderungen vorzubereiten.

In diesem wirtschaftlich schwierigen Umfeld bekommen die Lohntarifverhandlungen und die Verhandlungen fu?r einen neuen Manteltarifvertrag, die im Ma?rz 2011 beginnen werden, eine besondere Bedeutung.

www.verband-druck-bw.de
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