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Neue Erkenntnisse für den Verpackungsmarkt

Auch in diesem Jahr war die Dresdner Verpackungstagung gut besucht. 170 Fachleute kamen zum traditionellen Branchen- und Netzwerktreffen.

Freitag 14. Dezember 2012 - Unbedenklich, effizient und werbewirksam: Wie man Lebensmittel und Gebrauchsgüter richtig verpackt, diskutierten die Teilnehmer der 22. Dresdner Verpackungstagung am 6. und 7. Dezember. 170 Fachleute aus Technik, Handel, Forschung und Lehre waren auf Einladung des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi) zum traditionellen Branchen- und Netzwerktreffen in die vorweihnachtliche Elbmetropole gekommen.

Um Strategien und Technologien des werbewirksamen Verpackens drehten sich die Vorträge des ersten Themenblocks in der bis auf den letzten Platz gefüllten Dresdner Dreikönigskirche. Im Fokus standen dabei die unbewussten Entscheidungsprozesse der Konsumenten und das Potential gedruckter Elektronik.

In Bezug auf den Handel sprach Frank Rehme, Head of Innovation Services der Metro Systems, von einem „Sinneswandel zum Sinneshandel“. Er legte dar, wie wichtig es gerade in einer Gesellschaft mit vielen unterschiedlichen Zielgruppen und Bedürfnissen ist, dass die Verpackung den jeweils richtigen Kontext für das Kauferlebnis schafft. Für die nahe Zukunft prognostizierte er als ein Beispiel unter vielen, dass die Verpackung online gekaufter Produkte andere Qualitäten aufweisen werde, als die Verpackung am POS.

Für die aktuelle Situation am POS präsentierte Olaf Starken, Managing Partner von pacproject, eine Reihe von Zahlen. So werden etwa 2/3 der Kaufentscheidungen am POS getroffen, ca. 50% der Käufe sind der Neugier geschuldet. Bei durchschnittlich 6.000 Werbekontakten am Tag und 30.000 Produkten im Supermarkt bleiben den Konsumenten nur 0.1 Sekunden Aufmerksamkeit je Produkt. Nach Meinung von Olaf Starken können nur Verpackungen mit gedruckter Elektronik in einem „Brückenschlag der Informationsmedien“ alle nötigen Informationen und Kaufanreize vermitteln. Als Beispiele für die „Verpackung 3.0“ nannte er Coach Pack (personalisierte Empfehlungen), Product Hunting (zeigt zum Produkt passende Waren) und Smart Pack (berät interaktiv).

Skeptischer zeigte sich Prof. Dr. Edgar Dörsam von der TU Darmstadt. Dem unbestreitbaren Potential der gedruckten Elektronik (Aufmerksamkeit am POS, 3D-Effekte, Augmented Reality, Rückverfolgbarkeit und Sicherheit etc.) stellte er Herausforderungen bei Designprozess, Herstellung, Verkapselung, Transport und Recycling gegenüber. Sein Fazit: Die Weiterentwicklung des funktionalen Druckens ist eine interdisziplinäre Aufgabe mit dem Ziel eines parallelen Upscaling von Material und Drucktechnologie. Auf dem Markt dürfte sich die Technik nur langsam durchsetzen, da die Verpackung durch den Einsatz gedruckter Elektronik teurer und die Prozess komplexer werden.

Eine Reihe innovativer Technologien standen im Mittelpunkt des Themenblocks „Produkte effizient verpacken“, der von Malte Schlüter, Leiter Consumer Goods bei Lenze Automation, eröffnet wurde. Malte Schlüter schilderte einen Markt, der von den anspruchsvollen Forderungen der Konsumgüterindustrie geprägt ist und Produktionsstraßen erfordert, die hoch produktiv, flexibel, wartungsfrei, leicht umrüstbar und in kürzester Zeit betriebsbereit sind, ohne auf individuelle Antriebstechnik zurückzugreifen. Eine schwierige Situation für die Maschinenbauer im Verpackungsbereich, von denen 90% über „lediglich“ 20-70 Mitarbeiter verfügen. Malte Schlüter warb in diesem Zusammenhang für den Einsatz von standardisierten Templates und branchentypischen Funktionsbausteinen. Mit ihrer Hilfe könne der OEM seine knappen und wertvollen Ressourcen schonen und für seine eigentlichen Kernkompetenzen einsetzen.

Um Technologien im Bereich Kameratechnik und Bildverarbeitung drehten sich die folgenden Vorträge von Dr. Andreas Wolf, Geschäftsführer von robomotion und Ingmar Jahr, Schulungsleiter bei Vision & Control. Während Andreas Wolf anhand von Beispielen für die Qualitätssicherung mit Hilfe von Kameratechnik zeigte, wie Roboter in Verpackungsanlagen einen wichtigen Beitrag zur Investitionssicherheit leisten können, legte Ingmar Jahr dar, wie man durch den Einsatz von Bildbearbeitung den Durchsatz erhöht, die Qualität verbessert und Produktvielfalt beherrscht. Im Zentrum der Prozessschritte steht dabei Qualitätskontrolle durch industrielle Bildverarbeitung. Diese mache über den Einsatz von leistungsstarken Kameras, Optiken, Beleuchtungen und Auswerte-Software ein 100% ermüdungsfreies und korrektes Sehen, Erkennen und Entscheiden möglich. Dazu erlaube sie die gleichzeitige Steuerung, Kommunikation und Dokumentation.

Effizienz beim Einsatz von Energie und Material behandelten die Vorträge von Natalie Schmid (Multivac Sepp Haggenmüller) und Dr. Volker Weihnacht vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS). Während Natalie Schmid über energieeffiziente Tiefziehverpackungsmaschinen mit elektrischem statt pneumatischem Antrieb sprach, legte Volker Weihnacht dar, wie sich die Verschleißeigenschaften mechanisch beanspruchter Oberflächen über den Einsatz dünnster Schutzschichten auf Kohlenstoffbasis entscheidend verbessern lassen. Zu den positiven Auswirkungen gehören verlängerte Standzeiten, niedrigere Reibung und verbesserte Gleiteigenschaften.

Der zweite Verpackungstag sah die Fortführung eines Themas, das bereits in den Vorjahren viel Aufmerksamkeit erfahren und großes Interesse erregt hatte.

Den Anfang machten Julia Canzler und Markus Benzler von Grafe Advanced Polymers mit einem Vortrag über Nachhaltigkeit und Unbedenklichkeit bei Kunststoffverpackungen und den positiven Einfluss von Masterbatches auf ressourcenoptimierte Produktion. Im Anschluss informierte Dr. Cornelia Stramm vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) über die Anforderungen an Lebensmittelverpackungen, Nachhaltigkeit bei Materialien und Innovationen auf dem Feld Barriere-Schichten aus Molkeprotein und PLA/PHA.

So weist der Molke-Proteinfilm gute Barriereeigenschaften in Bezug auf Sauerstoff und Feuchtigkeit auf, ist thermoformbar, hat antimikrobielle sowie antioxidative Wirkstoffe und verbessert die Rezykliebarkeit von Verbundmaterial. Auch preislich zeigt sich der Molke-Proteinfilm nach Auskunft von Cornelia Stramm konkurrenzfähig. Vielleicht sehen wir also schon bald Käse in einer Verpackung auf der Basis von Käse (systemische Verpackung).

Papier und Karton standen im Mittelpunkt der beiden folgenden Vorträge. So informierte Dirk Fiedler von der Papiertechnische Stiftung (PTS) über Barrieren und neue Funktionalitäten für papierbasierte Verpackungen. Dirk Teegelbekkers von PEFC Deutschland e.V. legt im Anschluss dar, welche Kriterien wirklich nachhaltig erzeugte Papierprodukte erfüllen sollten. Daneben lieferte er eine Reihe interessanter Zahlen, z.B. zum Ausmaß der globalen Waldzerstörung (13. Mio. Hektar/Jahr) und dem Anteil der Abholzung am gesamten freigesetzten Kohlenstoff (18% gegenüber 14% durch Transport, 24% durch Energie, 14% durch Industrie, 14% durch Landwirtschaft, 8% durch Gebäude und 8% durch andere Faktoren).

Zum Abschluss der Verpackungstagung informierte Peter Loosen, Geschäftsführer des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. über die zum 13. Dezember 2014 in Kraft tretende EU-Lebensmittelinformations-Verordnung und die Informationspflichten für die Lebensmittelwirtschaft. Die Verordnung ist von materialübergreifender Bedeutung und legt europaweit eine Reihe von verpflichtenden Angaben und Hinweisen fest. Noch ist die einheitliche Anwendung der neuen Vorschrift nach Auskunft von Peter Loosen eine Herausforderung mit erheblichen Unsicherheiten und zahlreiche Fragen, auch wenn nicht alles neu sei. Mit Sicherheit könne man aber sagen, dass sich keine Verpackung in den nächsten zwei Jahren nicht verändern müsse.

www.verpackung.org
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